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Die unsichtbare Sonne

Die unsichtbare Sonne

Titel: Die unsichtbare Sonne
Autoren: Poul Anderson
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schüttelte ungläubig den Kopf und murmelte etwas vor sich hin.
    »Aber irgendwo muß es doch Kriege geben«, protestierte Stepha.
    »Ja, leider«, antwortete Falkayn.
    »Warum ›leider‹? Sie sind manchmal wirklich komisch, David.« Stepha wandte sich an Thorn. »Sie brauchen kein trauriges Gesicht zu machen, Captain. Wir können Soldaten bleiben. Und wenn Urgroßvater nicht gelogen hat, gibt es mehr als genug zu plündern.«
    »Soldaten dürfen nicht plündern«, wandte Falkayn ein. Die Ershoka starrten ihn erschrocken an. »Außerdem können Sie sich in Ihrem Alter wahrscheinlich nicht mehr die Kenntnisse aneignen, die unsere Soldaten besitzen müssen.«
    »Tod … und … Teufel«, flüsterte Thom.
    »Darüber muß der Klan abstimmen«, sagte einer der Leibwächter besorgt.
    Thorn richtete sich auf und schien wieder Herr der Lage zu sein. »Das ist im Augenblick nicht leicht durchführbar«, erklärte er dem jungen Mann. »Vorläufig machen wir wie bisher weiter. Sobald die Belagerung aufgehoben ist, nehmen wir Verbindung mit den anderen auf und beraten, was zu tun ist. Ursala, wir wollten noch darüber sprechen, wie wir mit Smit und seinen Leuten in Verbindung treten können.«
    »Richtig«, stimmte der König zu. »Ich hoffe, daß wir uns später länger unterhalten können«, sagte er zu Falkayn. Thorn verabschiedete sich mit einem kurzen Kopfnicken; er schien völlig in Gedanken versunken zu sein.
    Stepha verschwand ebenfalls und ließ Falkayn mit dem Bewußtsein zurück, keinen guten Eindruck hinterlassen zu haben. Aber andererseits konnte er diese Leute schließlich nicht belügen, denn sonst wäre die Enttäuschung später noch größer gewesen. Vielleicht war es sogar möglich, daß die Ershoka doch …
    Er sah überrascht auf, als die Posten auf der Mauer plötzlich zu schreien begannen. Sie fuchtelten aufgeregt mit den Waffen und zeigten dabei nach Norden.
    Adzel!
    Der Wodenit galoppierte mit höchster Geschwindigkeit über das Hochplateau und brüllte lauter als der Wasserfall neben der Stadt. Aus dem feindlichen Lager stieg ein Schrei auf. Von den Türmen der belagerten Stadt wurden Hornsignale gegeben. Ershoka und Ikranankaner versammelten sich bewaffnet auf den Mauern.
    »Ein lebender Dämon!« krächzte jemand hinter Falkayn. Er drehte sich um und sah, daß seine beiden Leibwächter die Erscheinung wie betäubt anstarrten. Vielleicht konnte er in der Aufregung fliehen! Er schlich auf die Tür zu.
    Stepha kam zurück und vertrat ihm den Weg. »Aufpassen!« rief sie laut. Die Soldaten kamen wieder zu sich, zogen die Schwerter und trieben Falkayn zurück.
    Jetzt konnte er nur noch untätig zusehen und sich gleichzeitig fragen, was aus dem Raumschiff geworden war. Eine Kavallerieschwadron saß auf und griff an. Adzel war nicht zu bremsen, sondern raste weiter. Lanzen zersplitterten, Reiter wurden aus dem Sattel geschleudert, Zandaras flohen entsetzt. Die Bolzen der großen Katapulte hätten ihn aufhalten können. Aber die Soldaten der Feldartillerie hatten noch nichts von den Besuchern gehört und wußten nicht, was sie tun sollten, wenn sie von einem leibhaftigen Dämon angegriffen wurden. Sie verließen deshalb ihre Stellungen.
    Innerhalb weniger Minuten gelang es Adzel, die kaiserliche Armee in die Flucht zu schlagen, so daß sie jetzt in wilder Flucht in Richtung Heimat davonflutete. Adzel verfolgte sie noch eine Weile, um sich davon zu überzeugen, daß die Soldaten nicht etwa auf die Idee kamen, heimlich wieder umzukehren. Als auch der letzte Infanterist außer Sicht war, trabte der Wodenit durch das verlassene Lager, das nur noch aus niedergetrampelten Zelten, leeren Stellungen und unbesetzten Katapulten bestand. Adzel war sehr mit sich zufrieden, während er sich dem Stadttor näherte. Falkayn konnte nicht hören, was er dort rief, aber nach überraschend kurzer Zeit kam ein Bote, um ihn zu holen. Der Marsch durch die leeren Straßen – die Bevölkerung von Rangakora hatte sich offenbar vollzählig auf den Wällen versammelt – schien eine Ewigkeit zu dauern.
    Falkayn hatte sich inzwischen von seiner Überraschung erholt. Als er neben Thorn, Ursala, Stepha und einem Dutzend Soldaten auf den Zinnen über dem Tor stand, konnte er wenigstens wieder klar denken. Aus dieser Nähe sah er auch Chee auf Adzels Rücken sitzen. Zumindest waren die beiden noch am Leben …
    »David!« rief Adzel. »Ich bin so froh, daß du hier bist! Warum lassen sie mich nicht hinein?«
    »Ich bin ihr Gefangener«,
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