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Die unsichtbare Sonne

Die unsichtbare Sonne

Titel: Die unsichtbare Sonne
Autoren: Poul Anderson
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daran gedacht, draußen im Feldlager vor der Stadt nach einer Säge zu suchen? Sie griff durch und klopfte an die Scheibe. Keine Antwort. Mit einem häßlichen Fluch, der nicht sehr damenhaft war, zertrümmerte sie die Fensterscheibe mit ihrem Dolch und kroch hindurch. Während sie sich umsah, zog sie auch das Seil nach innen.
    Das Appartement war behaglich ausgestattet, wenn man ein Ikranankaner war. Für einen Menschen waren die Räume dunkel und kalt, und Falkayn lag zusammengerollt auf seinem Bett. Er schlief fest. Chee schlich näher, hielt ihm den Mund zu – die Menschen waren so lächerlich schreckhaft – und schüttelte ihn wach.
    Falkayn richtete sich auf. »Ha? Wuff, woo, ugg!« Chee legte einen Finger an die Lippen. Als Falkayn nickte, ließ sie ihn los.
    »Chee!« flüsterte er und griff nach ihren Händen. »Wie hast du das geschafft?«
    »Ich habe mich eingeschlichen, du Dummkopf. Hast du erwartet, daß ich eine Kapelle mitnehme? Jetzt müssen wir überlegen, wie wir hier wieder herauskommen.«
    Falkayn starrte sie an. »Soll das heißen, daß du das nicht weißt?«
    »Wie könnte ich denn?«
    Er stand langsam auf. »Ich auch nicht«, sagte er dabei.
    Chee sah ihn entgeistert an und sank lautlos zu Boden.
    Falkayn bückte sich, nahm sie in die Arme und hob sie auf. »Schon der Versuch allein ist viel wert«, meinte er tröstend.
    Sie sträubte den Pelz und antwortete aufgebracht: »Nein, für mich genügt das bestimmt nicht.« Sie überlegte und fügte dann hinzu: »Eigentlich brauchen wir nur aus der Stadt zu fliehen. Dann können wir irgendwo im Busch auf die Rettungsexpedition warten.«
    Falkayn schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, aber das genügt nicht. Wie sollten wir uns mit den Leuten in Verbindung setzen? Natürlich würden sie das Muddlin’ Through finden, aber bevor wir die Gegend erreichen könnten, wären wir bereits tot, damit Jadhach III. behaupten kann, Thom hätte uns beseitigt. Wahrscheinlich hätte er damit sogar Erfolg. Du weißt doch, wie die Eingeborenen Fremden gegenüber zusammenhalten.«
    Chee dachte nach. »Vielleicht könnte ich mich nahe genug an das Schiff heranschleichen …«
    »Hmmm.« Falkayn schüttelte nochmals den Kopf. »Du weißt genau, daß das ausgeschlossen ist, denn sonst hättest du es längst versucht. Die Gegend um das Schiff herum bietet nicht genügend Deckung.« Er ballte wütend die Fäuste. »So ein Pech, daß Adzels Funkgerät nicht mehr funktioniert! Sonst hätten wir das Schiff hierher rufen können …«
    Dann hatte er plötzlich eine Idee. Gleichzeitig gaben seine Knie nach, so daß er stolperte und sich auf das Bett setzen mußte. Chee beobachtete ihn verblüfft, schwieg aber hartnäckig, bis er von selbst wieder sprach.
    »Hör zu, Chee«, sagte er schließlich. »Wir wissen beide, daß du die Stadt wieder verlassen könntest, auch wenn ich hierbleiben müßte. Aber Adzel und du hättet bestimmt nicht mehr lange zu leben. Auf die Rettungsexpedition brauchen wir vorläufig ohnehin nicht zu hoffen. Aber wenn du bereit bist, jetzt alles auf eine Karte zu setzen, könnten wir …«
    Chee erhob keine Einwände gegen seinen Plan. Sie überlegte, stellte einige Berechnungen im Kopf an und nickte dann. »Einverstanden.«
    Falkayn wollte sich schon anziehen, drehte sich aber noch einmal um. »Willst du nicht erst ein bißchen schlafen?«
    »Nein, ich bin ganz munter. Und du?«
    Falkayn grinste nur und hob beide Arme wie ein Boxer über den Kopf. Als er angezogen war, ging er an die Tür und schlug mit der Faust dagegen. »He!« rief er dabei. »Hilfe! Katastrophe! Dringend! Streng geheim! Schnellstens! Vorsicht, Glas! Macht die Tür auf, ihr Schwachköpfe!«
    Ein Schlüssel klirrte, dann wurde die Tür geöffnet. Ein Ershokh stand mit gezücktem Schwert in der Öffnung. Sein Kamerad blieb in sicherer Entfernung. »Was gibt es?«
    »Ich muß sofort zu Ihrem Chef«, schwatzte Falkayn. Hoffentlich kam der andere noch etwas näher! Er trat einen Schritt auf ihn zu und fuchtelte mit den Armen. »Mir ist etwas Schreckliches eingefallen.«
    »Was?« knurrte der Bewaffnete.
    »Das!« Falkayn versetzte ihm einen Handkantenschlag. Der Mann brach lautlos zusammen. Seine Waffe fiel Falkayn vor die Füße, so daß er sie nur noch aufzunehmen brauchte. Chee hatte inzwischen den zweiten Soldaten daran gehindert, über Falkayn herzufallen. Falkayn schlich näher und setzte auch den zweiten Mann auf gleiche Weise außer Gefecht.
    Beide waren nicht ernstlich verletzt,
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