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Folge dem weißen Kaninchen

Folge dem weißen Kaninchen

Titel: Folge dem weißen Kaninchen
Autoren: Philipp Hübl
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    Einleitung Dem Kaninchen auf der Spur
    Als Alice im Garten spielt, hoppelt plötzlich ein weißes Kaninchen vorbei, das irgendetwas vor sich hin murmelt. Sie rennt ihm nach, fällt in den Kaninchenbau und gelangt so ins Wunderland. Alice reist von der Wirklichkeit in eine Phantasiewelt. Und wieder zurück. Lewis Carroll, der Autor von
Alice im Wunderland
, war nicht nur Schriftsteller, sondern auch Logiker und Philosoph. So entpuppt sich das Wunderland beim zweiten Lesen als ein Ort voller philosophischer Rätsel: Kann man schon vor dem Frühstück sechs unmögliche Dinge denken? Kann Humpty Dumpty die Bedeutung seiner Worte selbst festlegen? Kann die Grinsekatze komplett verschwinden, während ihr Grinsen zurückbleibt?
    Im Film
The Matrix
geht die Reise in die umgekehrte Richtung. Neo, die Hauptfigur, sieht auf seinem Computerbildschirm die Nachricht «Folge dem weißen Kaninchen». Kurz darauf klingelt es an seiner Tür. Eine Frau, auf deren Schulter ein Kaninchen tätowiert ist, lädt ihn zu einer Party ein. Neo trifft den mysteriösen Morpheus, der ihn zwischen einer roten und einer blauen Pille wählen lässt. Neo nimmt die rote und reist aus seiner grünlich eleganten Phantasiewelt in die dunkle, rohe Wirklichkeit. Und kehrt mit geöffneten Augen wieder zurück. Wie Carroll haben die Regisseure Andrew und Lana (ehemals Laurence) Wachowski mit der Matrix einen Ort voller philosophischer Rätsel erschaffen: Könnte die ganze Welt eine Illusion sein? Können Maschinen denken? Haben wir einen freien Willen, oder ist alles Schicksal?
    Wenn wir uns philosophische Fragen stellen, gehen unsere Gedanken auf Wanderschaft. In der Philosophie sind die Metaphern der Fortbewegung wie «Wanderschaft» oder «Reise» allgegenwärtig. Immanuel Kant beschreibt das Philosophieren als «sich im Denken orientieren». Ludwig Wittgenstein zufolge hat ein philosophisches Problem die Form «Ich kenne mich nicht aus». Ziel der Philosophie sei es, der «Fliege den Ausweg aus dem Fliegenglas» zu zeigen. Fliegengläser sind unten offen und oben geschlossen. Hat die Fliege sich einmal da hinein verirrt, ist sie gefangen, denn sie will immer nach oben. Aus dem Glas findet sie so schwer wieder hinaus wie Menschen aus dem Wunderland oder der Matrix.
     
    In diesem Buch können Sie dem weißen Kaninchen in ein anderes Wunderland folgen: die Wirklichkeit. Denn wer durch die philosophische Brille schaut, sieht Altbekanntes mit einem schärferen Blick. Die besten Entdeckungsreisen sind nicht die, bei denen man fremde Länder bereist, sondern die, bei denen man die Welt mit anderen Augen sieht, wie es bei Marcel Proust sinngemäß steht. Es ist eine Jagd mit reicher Beute, hin und her, querweltein, durchs ganze Leben und zurück.
    Wir können wie gewohnt in den Supermarkt gehen oder gleichzeitig darüber nachdenken, ob ein Einkauf unsere Willensfreiheit auf die Probe stellt. Wir können ganz unbedarft die Oper besuchen oder uns dabei überlegen, ob wir die
Walküre
vielleicht bloß deshalb schön finden, weil wir zu einer Gruppe dazugehören wollen. Wir können einen Joint rauchen und es einfach nur genießen oder uns zusätzlich fragen, ob wir so unser Bewusstsein verengen oder erweitern und was damit überhaupt gemeint sein soll.

Das Wunderland der Wirklichkeit
    Dieses Buch ist eine Einführung in die moderne Philosophie. Zehn Kapitel geben klare Antworten auf große philosophische Fragen: Kann man ohne Gefühle leben? Gibt es Gott? Sind wir frei in unseren Entscheidungen? Was können wir wissen? Wie erhalten unsere Worte ihre Bedeutung? Kann man Bewusstsein wissenschaftlich erklären? Haben Träume eine Funktion? Wie erleben wir unseren Körper? Warum ist uns Schönheit so wichtig? Hat der Tod einen Sinn? Dabei steht jedes Kapitel für sich und ist unabhängig von den anderen verständlich.
    Klassische Einführungsbücher haben mich immer gelangweilt. Ein Dutzend Mal las man etwas über die alten Denker [1] und deren schwerverständliche Theorien, ohne zu erfahren, wer eigentlich recht hatte und warum. Die spannenden aktuellen Debatten kamen so gut wie gar nicht vor.
    Dieses Buch bietet Orientierung im Irrgarten der Philosophie, einschließlich der Abkürzungen und Schleichwege, die sich erst in den letzten Jahrzehnten auftaten. Bei den Ausflügen bleiben einige bekannte, aber konfuse Theorien auf der Strecke, viele Vorurteile und Mythen werden zurechtgestutzt. Das Buch ist also keine typische Einführung, in der
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