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Fünf wünschen Ihren Tod

Fünf wünschen Ihren Tod

Titel: Fünf wünschen Ihren Tod
Autoren: Carter Brown
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ERSTES KAPITEL
     
    D er Butler führte mich in die Bibliothek,
die wie die Gemeinschaftsgruft irgendeines längst ausgestorbenen Stammes
aussah; nur daß hier reihenweise übereinander Bücher aufgestellt waren und
keine Särge. Das dunkelhaarige Mädchen mit dem Koboldgesicht, das mir
entgegenkam, um mich zu begrüßen, sah verblüffend lebendig aus.
    »Sie sind sicher Mr. Holman «, sagte sie diensteifrig. »Ich bin Jan Kelly — Miss
Roxanes Sekretärin und Mädchen für alles.«
    Sie war ein großes, leicht
überentwickeltes Mädchen in einer prachtvollen türkisfarbenen Seidenbluse und
frischen weißen Leinenshorts, die einen faszinierenden Abschnitt hübsch
sonnengebräunter Beine frei ließen. Ich fragte mich, wieso Zelda eine solche
Konkurrenz in unmittelbarer Nähe neben sich duldete. Und dann fiel mir die
naheliegende Antwort darauf ein, nämlich daß Zelda Roxane eben einfach Zelda
Roxane war — und damit konnte man getrost alles abschreiben, was man je über
Frauen gewußt zu haben glaubte.
    »Sie wird gleich
herunterkommen«, vertraute mir Jan Kelly an. »Ich bin schrecklich aufgeregt,
Sie kennenzulernen, Mr. Holman ; ich habe soviel von Ihnen gehört: Hollywoods größter und bester
Nothelfer. Wie interessant, daß Sie zu uns kommen!«
    Es war nicht gerade ein
raffinierter Eröffnungszug, und so zündete ich mir eine Zigarette an, anstatt
mich um eine ausweichende Antwort zu bemühen.
    »Das Haus hier ist wirklich
eine Wucht«, sagte ich.
    Sie lachte impulsiv. »Ich
finde, es ist eine ziemlich wilde Angelegenheit. Ich habe Zelda schon gesagt,
wir sollten Besuchern Eintrittsgeld abverlangen.«
    »Ich wußte gar nicht, daß sie
ihr Geld in Grundbesitz anlegt«, sagte ich milde, »vor allem in solchen
Riesenbrocken wie diesem hier.«
    »Oh, sie hat es nicht gekauft«,
sagte das Mädchen für alles in beruhigendem Ton. »Wir haben es nur für ein paar
Wochen gemietet, aber fragen Sie mich nicht, warum. Zelda tut schrecklich
geheimnisvoll mit der ganzen Sache.«
    »Vielleicht ist das Haus ein
bißchen groß für Sie beide allein — oder plant sie eine Weekend-Party?«
    »Soviel ich weiß, nicht«, sagte
Jan Kelly. »Aber Lee Brogan ist hier — Miss Roxanes Agent. Ich glaube, Sie
kennen ihn bereits?«
    »Wir haben uns einmal
kennengelernt«, bestätigte ich. »Aber es ist schon eine ganze Weile her.«
    »Ich weiß nicht, wo er sich im
Augenblick aufhält«, sagte sie vage.
    Dann lächelte sie, gab sich
gewaltig Mühe und verfehlte nur um Haaresbreite das Air kultivierter
Gelassenheit, das sie sich ersehnte. »Ich glaube, er säuft wieder wie
gewöhnlich. Er hat eine große Schwäche für Zelda — unerwiderte Liebe, Sie
wissen schon.«
    »Erzählen Sie Mr. Holman all unsere Familiengeheimnisse, Darling?« fragte
eine kühle Stimme hinter uns. »Das ist nicht sehr nett — jedenfalls ist es
nicht die Art von vertraulichen Intimitäten, die ich von der Sekretärin, die
ich in mein Vertrauen ziehe, zu hören erwarte.«
    »Miss Roxane!« Das Gesicht der
Sekretärin wurde blaß, und für einen Augenblick sah sie eher wie das Mädchen
für alles aus, das man zum Monatsersten gekündigt hat. »Es tut mir leid — ich
wollte nicht...«
    »Natürlich nicht, Darling«,
sagte Zelda huldvoll. »Ich bin überzeugt, daß Sie es niemals wollen.«
    Ich drehte mich um, während
sie, beide Arme in warmem Willkommensgruß ausgestreckt, über den Boden auf mich zuglitt .
    »Rick, Darling!« trällerte sie.
»Wie bezaubernd von dir, zu kommen!«
    Als ich sie das letztemal gesehen hatte, war sie aschblond gewesen. Nun war
ihr Haar in einer zarten Nuance Rosa getönt, und das war, verglichen mit vor
zwei Jahren, der einzig erkennbare Unterschied. Ihr Teint war nach wie vor von
dieser makellosen Durchsichtigkeit, vor allem da, wo ihre Haut die hohen
Wangenknochen umgab, und ihre Augen waren von demselben unschuldigen Babyblau . Sie trug ein seidenes Négligé ,
das sich gerade so eng um ihre exquisit gerundeten Kurven schmiegte, um
aufreizend zu wirken, ohne indiskret zu enthüllen.
    »Zelda!« Ich breitete gehorsam
die Arme aus, so daß sie in sie hineinhüpfen konnte. »Du siehst wundervoll aus,
Süße, schöner denn je.«
    Sie prallte wieder von meiner
Brust ab, mich in der sanften, aber heimtückischen Aura ihres Parfüms
zurücklassend. Ein tiefer Atemzug straffte vorübergehend die Seide des Négligés über der vollen Rundung ihrer Brüste. »Es ist so
schrecklich lange her, Rick«, sagte sie vorwurfsvoll, als wäre das
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