Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tote ohne Namen

Die Tote ohne Namen

Titel: Die Tote ohne Namen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
Demonstration stattfindet, muß er mit einer Menge Polizei rechnen. Unsere Theorie ist es demnach, daß er so lange wie möglich im Tunnel bleiben wird.«
    »Genau«, sagte Lucy. »Und hier ist es perfekt für ihn. Er weiß, daß die Station vorübergehend geschlossen ist. Niemand wird ihn dabei beobachten, wie er vom Tunnel auf den Bahnsteig geht. Und er kommt direkt bei der Apotheke heraus -praktisch daneben. Er holt das Geld und verschwindet auf demselben Weg, den er gekommen ist.«
    »Vielleicht«, sagte ich. »Vielleicht aber auch nicht.«
    »Er weiß, daß eine Demonstration stattfindet«, sagte Lucy unnachgiebig. »Er weiß, daß die Haltestelle an der Second Avenue geschlossen ist, und er weiß, daß sein normaler Notausgang verriegelt ist. Er weiß alles, was er für uns wissen soll.«
    Ich sah sie skeptisch an. »Wie kannst du da so sicher sein?«
    »Ich habe es so arrangiert, daß ich es sofort erfahre, wenn jemand diese Dateien abruft. Ich weiß, daß alle abgerufen wurden, und ich weiß, wann.« In ihren Augen blitzte Ärger.
    »Könnte das nicht auch jemand anders getan haben?«
    »Nicht so, wie ich die Sache arrangiert habe.«
    »Kay«, sagte Commander Penn. »Es gibt noch etwas. Schauen Sie her. Sie deutete auf die Schwarzweißmonitore, die auf dem hohen, langen Tisch standen. »Lucy, zeig es ihr.«
    Lucy tippte etwas ein, und die Fernseher erwachten zum Leben, auf jedem war eine andere Subway-Station zu sehen. Ich sah Leute mit geschlossenen Regenschirmen unter dem Arm vorbeigehen, ich erkannte die Einkaufstüten von Bloomingdales, Dean & DeLuca und dem Second Avenue Deli.
    »Es hat aufgehört zu regnen«, sagte ich.
    »Jetzt sieh mal hin«, sagte Lucy.
    Sie gab weitere Befehle ein, und auf den Fernsehmonitoren erschienen dieselben Stationen wie auf den Computerbildschirmen. Gleichzeitig.
    »Ich bin hier so etwas wie ein Fluglotse«, sagte Lucy. »Wenn Gault irgend etwas Unerwartetes tut, kann ich über Funk sofort Kontakt zu den Polizisten und zum FBI aufnehmen. «
    »Wenn uns Gault, was wir alle nicht hoffen, entkommt und tief in das Subway-System verschwindet, über diese Gleise hier« Commander Penn deutete auf einen Plan auf einem Bildschirm, »dann kann Luc y über Funk die Polizei darauf aufmerksam machen, daß hier rechts eine hölzerne Barrikade steht. Oder ein Bahnsteig in der Nähe ist oder Gleise, ein Notausgang, ein Durchgang, Signalpfosten, was immer.«
    »Für den Fall, daß er entwischt und wir ihn in der Hö lle jagen müssen, in der Davila ermordet wurde«, sagte ich. »Für den Fall, daß das Schlimmste eintritt.«
    Frances Penn sah mich an. »Wenn es um ihn geht, was ist in Ihren Augen das Schlimmste?«
    »Ich bete, daß wir es schon hinter uns haben«, sagte ich.
    »Die Transit Police hat ein Touch-Screen-Telefonsystem«, sagte Lucy. »Wenn die Nummern im Computer sind, kann man sie von überall auf der Welt anrufen. Und besonders cool ist der Polizei-Notruf 911. Wenn man diese Nummer wählt, geht der Anruf normalerweise zu NYPD. Aber wenn man sie in der Subway wählt, geht der Anruf automatisch zur Transit Police.«
    »Wann schließen Sie die Second-Avenue-Station?« fragte ich Commander Penn und stand auf.
    Sie sah auf ihre Uhr. »In einer knappen Stunde.«
    »Werden die Züge trotzdem fahren?«
    »Natürlich. Aber sie werden hier nicht anhalten.«

20
    Die Demonstration gegen Kriminalität begann pünktlich. Fünfzehn Kirchengruppen nahmen daran teil und eine bunte Mischung aus Männern, Frauen und Kindern, die sich ihre Gegend wieder zurückerobern wollten. Das Wetter war schlechter geworden, der eisige Wind und der Schneeregen trieben die Menschen in Taxis und in die Subway, weil es zu kalt war, um zu Fuß zu gehen.
    Um Viertel nach zwei waren in dem Kontrollraum alle Bildschirme, Monitore und Funkgeräte eingeschaltet. Wesley saß in einem der FBI-Autos, die aussahen wie die Yellow cabs und von der ERF mit Funk, Scannern und anderen technischen Überwachungsgeräten ausgestattet worden waren. Marino war zusammen mit Transit Cops und FBI-Beamten in Zivil auf der Straße. Mitglieder des HRT überwachten das Dakota Building, die Apotheke und die Bleecker Street. Wir wußten nicht, wo genau sich wer aufhielt, weil alle in Bewegung waren.
    »Warum meldet sich niemand?« beschwerte sich Lucy.
    »Er wurde noch nicht gesehen«, sagte Commander Penn. Sie wirkte ruhig, aber auch sie war angespannt.
    »Die Demonstration hat angefangen«, sagte ich.
    »Sie sind im Moment auf der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher