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Die Tote ohne Namen

Die Tote ohne Namen

Titel: Die Tote ohne Namen
Autoren: Patricia Cornwell
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hörten erneut Wesley, der von unseren Schwierigkeiten keine Ahnung hatte. Er wußte nichts von dem Mayday-Ruf.
    »Wir sind nicht sicher, ob wir ihn haben«, sagte er. »Wir sind nicht sicher, wen wir haben.«
    Lucy fixierte mich. »Carrie«, sagte sie. »Sie sind nicht sicher, ob sie Gault oder sie haben. Wahrscheinlich sind sie und Gault gleich angezogen.«
    In unserem kleinen, fensterlosen Kontrollraum beobachteten wir auf dem Bildschirm, wie sich der blinkende rote Mayday-Code auf uns zu bewegte. Es war niemand in der Nähe, der uns helfen konnte.
    »Er ist im Tunnel Richtung Süden und kommt direkt auf uns zu«, sagte Commander Penn unter größter Anspannung.
    »Sie hat die Pläne nicht gesehen.« Lucy kam der Sache auf die Spur.
    »Sie?« Commander Penn warf ihr einen verständnislosen Blick zu.
    »Sie weiß nichts von der Demonstration, oder daß die Second-Avenue-Station geschlossen ist«, fuhr Lucy fort.
    »Vielleicht hat sie es bei dem Notausgang in der kleinen Straße versucht und kam nicht hinaus, weil er verriegelt ist. Sie ist im Untergrund geblieben, seit wir sie in Grand Central gesehen haben.«
    »Wir haben weder Carrie noch Gault auf den Bahnsteigen der Stationen in unserer Nähe gesehen«, sagte ich. »Und du weißt nicht, ob es wirklich Carrie ist.«
    »Es gibt so viele Haltestellen«, sagte Commander Penn. »Sie hätten aussteigen können, ohne daß wir sie sehen.«
    »Gault hat sie an seiner Statt zur Apotheke geschickt«, sagte ich. Ich wurde mit jeder Minute nervöser. »Irgendwie weiß er haargenau, was wir tun.«
    »CAIN«, murmelte Lucy.
    »Ja. Und wahrscheinlich hat er uns beobachtet.«
    Lucy holte unsere Station an der Bleecker Street auf die Monitore. Auf drei Monitoren waren die Bahnsteige und Drehkreuze aus unterschiedlichen Perspektiven zu sehen. Der vierte Monitor blieb schwarz.
    »Irgendwas blockiert die vierte Kamera«, sagte Lucy.
    »War sie früher schon blockiert?« fragte ich.
    »Nein, als wir hier eintrafen, hat sie einwandfrei funktioniert«, sagte sie. »Aber wir haben diese Station hier seitdem nicht mehr auf den Bildschirm geholt. Es gab keinen Grund dafür.«
    Der rote Code bewegte sich langsam weiter.
    »Wir müssen den Funkkontakt abbrechen«, sagte ich zu Commander Penn. »Er hat ein Funkgerät.« Ich wußte, daß Gault der rote Code auf unserem Bildschirm war. Ich hatte keinerlei Zweifel daran. »Wir wissen, daß es angeschaltet ist und daß er jedes Wort hört, das wir sagen.«
    »Warum ist der Notruf immer noch an?« fragte Lucy. »Will sie, daß wir wissen, wo sie ist?«
    Ich starrte sie an. Lucy saß da, als wäre sie in Trance.
    »Vielleicht wurde der Knopf versehentlich gedrückt«, sagte Commander Penn. »Wenn man sich mit dem Gerät nicht auskennt, weiß man nicht, wozu er dient. Und es macht kein Geräusch, der Knopf kann gedrückt sein, ohne daß man es merkt.«
    Aber ich glaubte nicht, daß hier irgend etwas aus Versehen geschah. Gault kam auf uns zu, weil er es wollte. Er war ein Hai, der durch die schwarzen Tunnel schwamm, und ich erinnerte mich daran, was Anna über seine ekelhaften Geschenke für mich gesagt hatte.
    »Jetzt ist sie fast schon am Signalpfosten.« Lucy deutete auf den Bildschirm. »Das ist verdammt nah.«
    Wir wußten nicht, was wir tun sollten. Wenn wir Wesley über Funk Bescheid sagten, würde Gault es mit anhören und in den Tunneln verschwinden. Solange wir keinen Funkkontakt aufnahmen, wußte niemand, was hier geschah. Lucy war an der Tür und öffnete sie einen Spaltbreit.
    »Was tust du da?« schrie ich sie an.
    Sie schloß die Tür sofort wieder. »Die Damentoilette. Ich vermute, daß jemand, der geputzt hat, die Tür ein Stück offen gelassen hat. Und jetzt blockiert sie die Kamera.«
    »Hast du da draußen jemand gesehen?« fragte ich.
    »Nein«, sagte sie. Haß funkelte in ihren Augen. »Sie glauben, daß sie Carrie haben. Woher wollen sie wissen, daß es nicht Gault ist? Vielleicht hat sie Davilas Funkgerät. Ich kenne sie. Wahrscheinlich weiß sie, daß ich hier unten bin.«
    Commander Penn wandte sich mir zu. »Im Hinterzimmer sind Waffen und Ausrüstung.« »Ja«, sagte ich.
    Wir hasteten in das kleine Zimmer, in dem ein alter Schreibtisch und ein Stuhl standen. Sie öffnete einen Schrank, und wir holten Gewehre, Munition und kugelsichere Westen heraus. Als wir zwei Minuten später in den Kontrollraum zurückkehrten, war Lucy verschwunden.
    Ich blickte zu den Monitoren und sah, wie auf dem vierten ein Bild auftauchte, als
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