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Die Tote ohne Namen

Die Tote ohne Namen

Titel: Die Tote ohne Namen
Autoren: Patricia Cornwell
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Lafayette Street, unterwegs hierher«, sagte Commander Penn.
    Sie und Lucy trugen Kopfhörer, hatten jedoch unterschiedliche Frequenzen eingestellt.
    »Okay, okay«, sagte Commander Penn und setzte sich aufrechter, »wir haben ihn gesehen. Bahnsteig sieben!« rief sie Lucy zu, deren Finger in Windeseile über die Tasten glitten. »Er ist über einen schmalen Steg gekommen. Aus einem Tunnel unter dem Central Park.«
    Bahnsteig sieben tauchte sofort auf einem Schwarzweißmonitor auf. Wir sahen eine Gestalt in einem langen dunklen Mantel. Er trug Stiefel, einen Hut, eine dunkle Sonnenbrille und stand etwas abseits von den anderen Fahrgästen am Rand des Bahnsteigs. Lucy holte eine Übersicht auf einen anderen Monitor. Menschen schlenderten herum, saßen auf Bänken, studierten Stadtpläne oder standen einfach nur da und warteten. Ein Zug fuhr kreischend ein, verlangsamte, hielt an. Die Türen gingen auf, und er stieg ein.
    »Wohin fährt er?« fragte ich.
    »Nach Süden. Er kommt hierher«, sagte Commander Penn aufgeregt.
    »Er fährt mit der Linie A«, sagte Lucy und ließ die Monitore nicht aus dem Auge.
    »Richtig.« Dann sagte Commander Penn n ihr Mikrophon: »Mit der Linie A kommt er nur bis zum Washington Square. Dort muß er in die F umsteigen und kann direkt zur Second Avenue weiterfahren.«
    »Wir müssen jede Haltestelle überprüfen«, sagte Lucy. »Wir wissen nicht, wo er aussteigen will. Aber irgendwo muß er aussteigen, wenn er wieder in einem Tunnel verschwinden will.«
    »Und das wiederum muß er, wenn er hierher zur Second Avenue will«, sagte Commander Penn. »Er kann nicht mit der Subway fahren, weil sie hier nicht hält.«
    Lucy gab etwas ein, und sofort veränderten sich die Bilder auf den Monitoren, während ein Zug, den wir nicht sahen, in unsere Richtung fuhr. »Er ist nicht in der 42. Straße«, sagte sie. »Auch nicht in der Penn-Station und ebensowenig in der Station an der 23. Straße.«
    Auf den Monitoren tauchten nacheinander verschiedene Subway-Stationen, Bahnsteige und Menschen auf, die nicht wußten, daß sie beobachtet wurden.
    »Wenn er in der Bahn geblieben ist, müßte er jetzt in der 14. Straße sein«, sagte Commander Penn.
    Aber wenn er noch im Zug war, dann stieg er nicht aus, oder wir sahen ihn nicht. Dann sprang uns das Glück plötzlich auf ganz unerwartete Art zur Seite.
    »O Gott«, rief Lucy. »Er ist in der Grand-Central-Station. Wie ist er dorthin gekommen?«
    »Er muß früher, als wir gedacht haben, in eine Linie Richtung Osten umgestiegen und über Times Square gefahren sein«, sagte Commander Penn.
    »Aber warum?« fragte Lucy. »Das ergibt keinen Sinn.«
    Commander Penn setzte sich über Funk mit Benton Wesley in Verbindung. Sie fragte ihn, ob Gault schon in der Apotheke angerufen habe. Sie schaltete den Lautsprecher ein, damit wir Wesleys Antwort mithören konnten.
    »Nein, er hat noch nicht angerufen.«
    »Auf dem Monitor haben wir ihn in Grand Central gesehen«, sagte Commander Penn.
    »Was?«
    »Ich weiß nicht, warum er diese Route gewählt hat. Aber es gibt so viele Alternativstrecken. Er könnte überall aussteigen. Warum auch immer.«
    »Leider«, sagte Wesley.
    »Was ist mit South Carolina?« fragte Commander Penn. »Alles in Ordnung. Der Vogel ist geflogen und gelandet«, sagte Wesley.
    Mrs. Gault hatte das Geld geschickt. Wir sahen zu, wie ihr einziger Sohn gelassen Subway fuhr zusammen mit anderen Menschen, die nicht wußten, daß er ein Monster war.
    »Einen Augenblick«, sagte Commander Penn ins Mikrophon. »Er ist an der 14. Straße/Union Square und fährt weiter Richtung Süden.«
    Es machte mich wahnsinnig, daß wir ihn nicht aufhalten konnten. Wir sahen ihn, aber uns waren die Hände gebunden.
    »Er scheint ständig umzusteigen«, sagte Wesley.
    »Er ist wieder verschwunden«, sagte Commander Penn. »Der Zug ist abgefahren. Wir haben Astor Place auf dem Bildschirm. Das war die letzte Haltestelle vor der Second-Avenue-Station. Er kann an uns vorbeifahren und erst in der Bowery aussteigen.«
    »Die Bahn fährt ein«, sagte Lucy.
    Auf den Monitoren war Gault nicht zu entdecken.
    »Okay, er muß noch im Zug sein«, sagte Commander Penn ins Mikrophon.
    »Wir haben ihn verloren«, sagte Lucy.
    Sie rief ein Bild nach dem anderen auf, wie eine frustrierte Zuschauerin, die von einem Fernsehkanal zum anderen zappte. Er war nirgendwo zu sehen.
    »Scheiße«, murmelte sie.
    »Wo kann er bloß sein?« Commander Penn war verwirrt. »Irgendwo muß er aussteigen.
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