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Die Tote ohne Namen

Die Tote ohne Namen

Titel: Die Tote ohne Namen
Autoren: Patricia Cornwell
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es Ihnen auf dem Bildschirm zeigt, wird es Ihnen eher einleuchten.«
    »Sie wollen ihn also in der Station schnappen«, sagte ich.
    »Wir hoffen, daß es klappt«, sagte Wesley. »In den Tunneln sind Polizisten, Leute vom HRT werden überall sein. Das wichtigste ist, daß wir ihn irgendwo schnappen, wo keine Menschen sind.«
    »Klar«, sagte ich.
    Maier ließ uns nicht aus den Augen. »Wie haben Sie herausgekriegt, daß die Frau aus dem Park seine Schwester war?« fragte er mich.
    Ich erzählte es ihm kurz und fügte hinzu: »Mit einer DNSAnalyse werden wir es beweisen.«
    »Das wird schwierig werden«, sagte er. »Ich hab gehört, daß sie im Leichenschauhaus ihre Blutprobe und so verloren haben.«
    »Woher wissen Sie das?« fragte ich.
    »Ich kenn ein paar Typen, die dort arbeiten. In der Vermißtenabteilung. Sie wissen schon, die Polizei hat dort ein Büro.«
    »Wir werden sie identifizieren«, sagte ich und sah ihn unverwandt an.
    »Wenn Sie mich fragen, wäre es eine Schande, wenn es Ihnen gelänge.«
    Commander Penn hörte aufmerksam zu. Ich spürte, daß sie zu dem gleichen Schluß kam wie ich.
    »Warum sagen Sie so etwas?« fragte sie ihn.
    Maier wurde wütend. »Wenn wir dieses Arschloch hier dingfest machen, wird er - so wie das verdammte System in dieser verstunkenen Stadt funktioniert - des Mordes an dieser Frau angeklagt, weil wir nicht genügend Beweise haben, ihm den Mord an Jimmy Davila anzuhängen. Und in New York gibt es keine Todesstrafe. Und der Fall steht auf schwächeren Füßen, wenn die Lady keinen Namen hat - wenn niemand weiß, wer sie ist.«
    »Das klingt so, als wollten Sie, daß der Fall auf schwachen Füßen steht«, sagte Wesley. »Ja. Es klingt so, weil es so ist.«
    Marino starrte ihn ausdruckslos an. »Das Schwein hat Davila mit seiner eigenen Dienstwaffe erschossen. Dafür gehörte Gault auf den elektrischen Stuhl.«
    »Da haben Sie verdammt recht.« Maier biß die Zähne zusammen. »Er hat einen Polizisten auf dem Gewissen. Einen Polizisten, dem jetzt jede Menge Scheiße vorgeworfen wird. So ist es eben, wenn man bei Ausübung seiner Pflicht umgelegt wird. Jeder, ob Politiker oder die von Internal Affairs, fängt an zu spekulieren. Jeder hat was zu tun. Alle Welt ist beschäftigt. Es wäre tausendmal besser, wenn Gault in Virginia der Prozeß gemacht würde.«
    Wieder sah er mich an. Ich wußte, was mit Jaynes Blut und Gewebeproben passiert war. Detective Maier hatte seine Kollegen im Leichenschauhaus gebeten, ihm einen Gefallen zu tun. Obwohl sie etwas fürchterlich Falsches getan hatten, brachte ich beinahe Verständnis dafür auf.
    »In Virginia gibt's die Todesstrafe, und Gault hat dort ebenfalls Leute umgebracht«, sagte Maier. »Und angeblich bricht der Doc hier alle Rekorde, wenn es darum geht, solche Monster wie Gault zur Strecke zu bringen. Wenn der Mistkerl in New York vor Gericht gestellt wird, werden Sie wahrscheinlich nicht aussagen, oder?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich.
    »Seht ihr. Sie weiß es nicht. Das heißt, man kann's vergessen.« Er schaute sich um, als hätte er ein Plädoyer gehalten, und keiner könnte seine Argumente widerlegen. »Dieses Arschloch muß nach Virginia und dort auf den elektrischen Stuhl, wenn er nicht hier von einem von uns niedergemacht wird.«
    »Detective Maier«, sagte Commander Penn, »ich muß Sie unter vier Augen sprechen. Kommen Sie mit.«
    Sie gingen durch eine Tür hinten im Raum hinaus. Sie würde ihn von der Aktion abziehen, weil er sich nicht unter Kontrolle hatte. Sie würde eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen ihn einreichen, und vermutlich würde er vom Dienst suspendiert werden.
    »Gehen wir«, sagte Wesley.
    »Okay«, sagte Marino. »Ihr werdet uns wiedersehen, im Fernsehen.« Er meinte die Monitore.
    Ich zog Handschuhe und Mantel aus und wollte gerade mit Lucy sprechen, als die rückwärtige Tür wieder geöffnet wurde und Maier mit schnellen Schritten auf mich zukam.
    »Tun Sie's für Jimbo«, sagte er voll Leidenschaft. »Lassen Sie das Arschloch nicht davonkommen.« Die Adern in seinem Hals standen heraus, und er sah zur Decke hinauf. »Entschuldigen Sie.« Tränen traten ihm in die Augen, und er blinzelte, riß die Tür auf und ging.
    »Lucy?« sagte ich.
    Sie tippte etwas und war hochkonzentriert. »Hallo«, sagte sie.
    Ich ging zu ihr und küßte sie aufs Haar.
    »Setz dich«, sagte sie, ohne den Blick zu heben.
    Ich studierte die Bildschirme. Pfeile zeigten die Züge an, die nach Manhattan, Brooklyn, Queens
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