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Die Tote ohne Namen

Die Tote ohne Namen

Titel: Die Tote ohne Namen
Autoren: Patricia Cornwell
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herauszog und er im Rhythmus seines Herzschlags aus der Oberschenkelarterie blutete. Ich duckte mich zur Seite, weil ich wußte, daß die HRT-Leute nur auf eine Gelegenheit warteten, schießen zu können.
    »Du hast mich verletzt«, sagte Gault ungläubig wie ein Kind. Er beugte sich vor, faßte sich mit der Hand ans Bein und starrte schockiert und fasziniert auf das Blut, das zwischen seinen Fingern hindurchlief. »Es hört nicht mehr auf. Du bist Ärztin. Mach, daß es aufhört.«
    Ich sah ihn an. Unter der Kappe war sein Kopf kahl geschoren. Ich dachte an seine tote Zwillingsschwester, an Lucys Hals. Im Tunnel nahe beim Bahnsteig wurde zweimal aus einem Gewehr geschossen, und Gault fiel neben die Schiene, auf die er Lucy hatte werfen wollen. Ein Zug näherte sich, und ich zog ihn nicht vom Gleis. Ich ging weg und blickte nicht zurück.
    Am Montag verließen Lucy, Wesley und ich New York in einem Helikopter, der zunächst Richtung Osten steuerte. Wir flogen über Klippen und die herrschaftlichen Häuser von Westchester, bis wir über die zerklüftete Insel kamen, die auf keiner Touristenkarte verzeichnet ist. Aus den Ruinen eines alten Gefängnisses ragte ein halb zerfallener Schornstein. Wir drehten eine Runde über Potter's Field, die Heimstatt der Heimatlosen, und Häftlinge und Wärter blickten zu dem bewölkten Himmel empor.
    Der Helikopter flog so tief wie möglich, und ich war froh, daß wir nicht landen mußten. Ich wollte nicht in die Nähe der Männer von Rikers Island kommen. Grabmarkierungen wuchsen wie weiße Zähne aus dem fleckigen Gras, und jemand hatte aus Steinen ein Kreuz gelegt. Ein Lastwagen stand neben dem offene n Grab, und die Männer holten den neuen Fichtensarg heraus.
    Sie hielten inne und sahen zu uns herauf - Lucy und ich saßen auf dem Rücksitz des Helikopters und hielten uns an den Händen. Die winterlich gekleideten Häftlinge winkten uns nicht zu. Ein rostige s Fährboot schaukelte auf den Wellen und wartete darauf, den Sarg mit Gaults Zwillingsschwester nach Manhattan überzusetzen, wo eine letzte Untersuchung durchgeführt würde. Danach konnte Jayne endlich heimkehren.
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