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Die Tote ohne Namen

Die Tote ohne Namen

Titel: Die Tote ohne Namen
Autoren: Patricia Cornwell
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lediglich die Polizei in der Bowery davon informieren, daß eine Demonstration um die und die Zeit stattfinden wird. Gault wird über den Computer davon erfahren und sehen, daß die Subway-Station an der Second Avenue genau zu der Zeit vorübergehend geschlossen ist, wenn er normalerweise das Geld abholt.«
    »Und er erfährt auch, daß es kein guter Zeitpunkt ist, auf der Straße zu sein«, sagte ich.
    »Und wenn er beschließt, das Geld morgen nicht abzuholen?« fragte Marino.
    »Er wird es morgen holen«, sagte Wesley, als wüßte er es definitiv.
    »Ja«, sagte ich. »Er ist crackabhängig. Die Sucht ist stärker als alle Angst.«
    »Meinst du, daß er seine Schwester wegen des Geldes umgebracht hat?« fragte Marino.
    »Nein«, antwortete Wesley. »Aber die kleinen Beträge, die ihre Mutter ihr geschickt hat, hat er sich wie so viele ihrer Dinge angeeignet. Letztlich hat er seiner Schwester alles genommen, was sie besaß.«
    »Nein, nicht alles«, widersprach ich. »Sie war nicht böse wie er. Das war ihr größter Besitz, und den konnte Gault ihr nicht nehmen.«
    »Gleich landen wir im Big Apple«, sagte Marino. »Meine Tasche«, sagte ich. »Ich habe sie vergessen.« »Ich werde gleich morgen früh anrufen«, sagte Wesley.
    »Es ist morgen«, meinte Marino.
    Wir landeten auf dem Heliport am Hudson, in der Nähe lag der Flugzeugträger Intrepid noch in weihnachtlichem Lichterschmuck. Ein Streifenwagen der Transit Police wartete auf uns, und ich erinnerte mich daran, wie ich vor nicht allzu langer Zeit zum erstenmal hier gelandet war und Commander Penn kennengelernt hatte. Ich erinnerte mich an Jaynes Blut im Schnee. Damals hatte ich die unerträgliche Wahrheit über sie noch nicht gekannt.
    Wir fuhren zum New York Athletic Club.
    »Welches Zimmer hat Lucy?« fragte ich Wesley an der Rezeption, als wir uns bei einem alten Mann anmeldeten, der aussah, als habe er sein Leben lang nur zu nachtschlafener Zeit gearbeitet.
    »Sie ist nicht hier.« Er gab mir einen Schlüssel. Wir gingen zum Aufzug. »Okay«, sagte ich. »Erzähl's mir.«
    Marino gähnte. »Wir haben sie an eine kleine Fabrik im Garment District verkauft.«
    »Sie befindet sich in Schutzhaft, sozusagen.« Wesley lächelte kurz, als sich die Aufzugstüren öffneten. »Sie wohnt bei Commander Penn.«
    In meinem Zimmer zog ich meinen Hosenanzug aus und hängte ihn in die Dusche. Ich ließ, wie an den beiden Tagen zuvor, das heiße Wasser laufen und schwor mir, den Anzug wegzuwerfen, sollte ich jemals wieder Gelegenheit haben, etwas anderes anzuziehen. Ich schlief unter mehreren Decken und bei weit geöffneten Fenstern. Um sechs Uhr, noch bevor der Wecker klingelte, stand ich auf. Ich duschte und bestellte Kaffee und ein Bagel.
    Um sieben rief Wesley an, und dann standen er und Marino vor meiner Tür. Wir fuhren mit dem Aufzug hinunter und stiegen in einen wartenden Polizeiwagen. Meine Browning befand sich in meiner Aktentasche, und ich hoffte, daß Wesle y schnell eine Sondererlaubnis für mich bekäme, weil ich nicht gegen die New Yorker Waffengesetze verstoßen wollte.
    »Folgendes«, sagte Wesley, während wir Richtung Süden fuhren. »Ich werde den Vormittag am Telefon verbringen. Marino, du sorgst zusammen mit der Transit Police dafür, daß die Demonstration die richtige Route nimmt.«
    »Verstanden.«
    »Kay, du bleibst bei Commander Penn und Lucy. Sie stehen in direktem Kontakt mit den Agenten in South Carolina und dem in der Apotheke.« Wesley blickte auf die Uhr. »Die Leute in South Carolina müßten innerhalb der nächsten Stunde auf der Plantage eintreffen.«
    »Ich hoffe bloß, daß die Gaults die Sache nicht vermasseln«, sagte Marino, der vorne saß.
    Wesley sah mich an.
    »Die Gaults schienen willens, uns zu helfen«, sagte ich. »Aber können wir nicht einfach in ihrem Namen das Geld schicken?«
    »Das könnten wir natürlich«, sagte Wesley. »Aber je weniger Aufmerksamkeit wir erregen, um so besser. Mrs. Gault lebt in einer Kleinstadt. Wenn die Agenten das Geld schicken, könnte es Gerede geben.«
    »Und du meinst, daß Gault es erfahren würde?« fragte ich skeptisch.
    »Wenn der Mann im Western-Union-Büro in Beaufort irgend etwas gegenüber dem Western-Union-Mann hier verlauten läßt, weiß man nie, ob Gault es nicht auch erfährt. Dieses Ris iko wollen wir nicht eingehen. Und je weniger Leute Bescheid wissen, um so besser.«
    »Ich verstehe.«
    »Deshalb will ich auch, daß du bei Commander Penn bist«, fuhr Wesley fort. »Sollte
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