Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands

Titel: Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands
Autoren: Barbara Cleverly
Vom Netzwerk:
Überwachung. Er wurde, wie vereinbart, abgelöst, um eine Inspektionstour rund um das Hotel durchzuführen. Endlich aktiv werden! Eine echte Aufgabe. Seine Muskeln spannten sich vorfreudig an. Es würde gut tun, diesem überheizten Raum und dem überlauten Lachen zu entkommen und seine Lungen in der kalten Londoner Luft durchzupusten. Aber er hatte nur eine halbe Stunde. Er eilte davon, und nachdem er dem jungen Robert am Aufzug kurz zugenickt hatte, holte er seine Tasche mit der Ausrüstung aus dem Personalraum. In einer feuchten, dunklen Nacht wie dieser benötigte er seine Polizeitaschenlampe und etwas Schutz für seine Uniform. Er konnte nicht tropfnass in den Festsaal zurückkehren, ohne dass nicht einige Augenbrauen angehoben wurden, selbst in diesem sternhagelvollen Haufen.
    Wachsam und zielgerichtet trat Armitage in die kalte Aprilnacht hinaus.

2. KAPITEL
    Joe Sandilands hatte gerade einer Aufführung von No, no, Nanette im Palace-Theater beigewohnt. Er befand sich in der Art von Stimmung, die sich nur einstellte, wenn man sich zum dritten Mal diese munteren Melodien anhören musste. Es war immer ein Fehler, eine Frau zu fragen, was sie sich gern anschauen wollte. Und ein sorgfältig platzierter Drei-Sekunden-Abschiedskuss auf eine gepuderte Wange war kein adäquater Lohn für zwei Stunden Langeweile. Da stand er nun auf der Schwelle ihres Elternhauses am Belgrave Square, einer ziemlich imposanten Schwelle eines ziemlich imposanten Hauses. Das Haus des stellvertretenden Leiters der britischen Admiralität, soweit er wusste. Die Lichter im Flur gingen an, als sie an der Tür klingelte.
    »Nanu!«, meinte sie in vorgetäuschter Überraschung. »Herrje! Sieht aus, als ob Daddy auf uns gewartet hätte. Er will dich unbedingt kennenlernen. Möchtest du nicht auf einen Schlummertrunk mit hineinkommen?«
    Joe erklärte, dass er auf dem Heimweg noch beim Yard vorbeischauen müsse, und versprach schnell, sie am nächsten Tag anzurufen. Dann entfloh er so rasch, wie es die Etikette gerade noch erlaubte, der Reichweite einer Marine-Verlobung. »Niemals wieder, Nanette!«, gelobte Joe aufatmend. »Und niemals wieder Elspeth Orr!«
    Mürrisch winkte Joe ein vorbeifahrendes Taxi zu sich. Glücklicherweise musste er dem Fahrer keine Richtungsanweisung geben. Die meisten kannten ihn mittlerweile vom Sehen.
    »Hatten Sie einen schönen Abend, Super? No, no, Nanette , nicht wahr?« (Großer Gott, hatte er etwa laut gesummt?) »Mir hat es ja nicht gefallen, aber meine Frau war begeistert.«
    Sie verbrachten einige Minuten damit, sich gegenseitig zu versichern, dass das Stück nicht so gut war, wie immer behauptet wurde (»dieses Rose Marie mochte ich allerdings«), fuhren nach Westen zum Victoria Embankment, bogen rechts ab und folgten dann dem Fluss. Bald dräute die kompromisslose Masse des Lot’s-Road-Elektrizitätswerkes in der Abenddämmerung auf, und das war für Joe sein wahres Zuhause. In dem Straßengewirr, das dieses unattraktive Gebäude umgab, stand ein kleiner vierstöckiger Häuserblock mit Mietwohnungen aus ehemaligen Elektrizitätswerkbüros, nun das Eigentum eines Polizeisergeanten im Ruhestand und dessen Frau. Nicht viele verstanden, warum Joe sich entschieden hatte, in dieser eindeutig unmodernen, wenn nicht sogar verkommenen Ecke von Chelsea zu wohnen, aber ihr Staunen verwandelte sich in Verständnis, wenn sie, nachdem sie sich dem schnaufenden, an Seilen hängenden, hydraulischen Aufzug anvertraut hatten, im obersten Stock ankamen und sich einem der herrlichsten Ausblicke ganz Londons gegenübersahen, auf den Fluss mit seiner ununterbrochenen Prozession an Schiffsverkehr: Schleppkähne mit rotbraunen Segeln, die den Holzanlegeplatz bevölkerten, Leichter und Polizeibarkassen, die auf und ab patrouillierten, alles zu der beruhigenden Begleitmusik von Hupen und Sirenen und dem ständigen Dreschen und Rauschen vorüberziehender Schleppdampfer.
    Während Joe an seinem Fenster stand, die Navigationslichter unter ihm betrachtete und seine Krawatte lockerte, wurden seine Gedanken von einer Reihe von Klicktönen unterbrochen, die einen eingehenden Anruf ankündigten. »Tja, wenigstens gab es eine gute Zeile in dem Musical. Tea for two - wie ging es doch gleich weiter? We won’t let them know, dear, that we own a telephone, dear … «
    Nur ein einziger Mensch rief ihn um ein Uhr nachts an.
    Generationen, die in der Vergangenheit gut gelebt hatten, hatten seinem Chef, Sir Nevil Macready, eine sonore Resonanz
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher