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Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands

Titel: Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands
Autoren: Barbara Cleverly
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vererbt, die unverkennbar war. »Da sind Sie ja, Sandilands!«, dröhnte er.
    Das konnte Joe nicht leugnen. Sein Chef wusste, dass er keinen Butler hatte. Aber bei Sir Nevil war es wichtig, immer die Initiative zu ergreifen. »Guten Morgen, Sir Nevil!«, meinte Joe freudig. »Sie sind aber früh auf! Kann ich irgendetwas für Sie tun?« Die Frage war nicht so dumm, wie sie schien, denn Sir Nevil war durchaus fähig, zu jeder Tages- oder Nachtzeit nur für einen Plausch anzurufen. Doch das war dieses Mal nicht der Fall.
    »Wir haben da ein kleines Problem«, sagte er.
    Die übliche Eröffnung. Hatte nichts zu bedeuten. Wenn die gesamte königliche Familie bei einer Weltpremiere in einem Kugelhagel niedergemäht worden wäre, wäre das »ein kleines Problem«. Wenn er die Adresse des Restaurants verlegt hätte, »wo wir letzthin gegessen haben«, wäre das ebenfalls »ein kleines Problem« und eines, bei dem er nicht zögern würde, es um Mitternacht oder gar ein Uhr früh mit Joe zu bereden. Dieses Mal schien sein kleines Problem jedoch wirklich ein ziemlich großes Problem zu sein.
    »Gleich bei Ihnen in der Straße. Ein Vorfall, der ein höchst umsichtiges Vorgehen erfordert. Mögliche Querverbindungen zum Militär - oder vielmehr zur Marine. Sie sind der geeignete Mann für die Aufgabe, darum lassen Sie alles stehen und liegen und kümmern sich darum. Eine Frau ist im Ritz zu Tode geknüppelt worden. Kennen Sie das Ritz?«
    »Recht gut, ja. Können Sie mir mehr darüber erzählen?«
    »Ja. Kennen Sie Dame Beatrice Jagow-Joliffe? Lächerlicher Name! Je von ihr gehört?«
    »Äh … ja, aber mir fällt gerade nicht ein, in welchem Zusammenhang.«
    »Genau das sollten Sie aber wissen«, schalt Sir Nevil vorwurfsvoll. »Dann muss ich Ihnen auf die Sprünge helfen. Sie ist einer der Gründerväter oder wohl besser der Gründermütter des Women’s Royal Naval Service - der Marinehelferinnen. Beängstigend vornehm, aber eine gewaltige Nervensäge, wenn Sie mich fragen. Offenbar hat jemand ganz ähnlich gedacht, weil sie vorhin ermordet worden ist. Im Ritz! Kann Ihnen gar nicht sagen, was es für eine Aufregung geben wird, wenn sich das herumspricht. Viele hielten diese verdammte Frau für Gott. Oder für Florence Nightingale. Oder Boadicea oder eine andere Heldin unserer rauen Inselgeschichte. Große Anhängerschaft - hauptsächlich dumme Mädchen, aber auch dumme, alte Narren, viele von ihnen in der Admiralität, von hier bis Portsmouth. Ich habe gerade eben mit dem Geschäftsführer des Ritz gesprochen, und ich kann Ihnen sagen, denen ist Dame Beatrice egal - die wollen nur keine Publicity. Ich habe ihm versprochen, meinen besten Mann zu schicken. Diskretion garantiert. Verstanden, Joe? Ich übergebe Ihnen diesen Fall und wir sprechen morgen früh darüber. Wir haben Glück - oder sind einfach gut organisiert -, aber wir haben bereits einen Mann vor Ort. Einen Detective Sergeant. Sie können mit ihm zusammenarbeiten. Und, äh …«
    Es gab eine Pause, während Sir Nevil, wie Joe vermutete, seine Notizen durchging. »Sie sind natürlich nicht verpflichtet, sich dieses Burschen zu bedienen, nachdem Sie seine Aussage aufgenommen haben. Ich meine - suchen Sie sich ruhig Ihr eigenes Team aus!« Noch eine Pause. »Genauer gesagt, sollte ich Ihnen vielleicht mitteilen, dass hinter seinem Namen gewissermaßen ein Fragezeichen steht. Möglicherweise ist gar nichts dran … Jedenfalls habe ich dafür gesorgt, dass ein Inspektor und ein paar Uniformierte zu Ihrer Unterstützung kommen, und ich vermute, Sie brauchen auch einen Polizeiarzt … Ach ja, und einen dieser Fotografen, auf die Sie so scharf sind … Wird nicht lange dauern, dann wimmelt es im Ritz vor Reportern, darum schlage ich vor, dass Sie sich anziehen und gleich loslegen.«
    »Ich bin bereits angezogen. Ich bin eben nach Hause gekommen.«
    »Eben nach Hause gekommen! Manche Leute leben nur für ihr Vergnügen! Wenn Sie in Ihrer Arbeit etwas taugen würden, dann würden Sie auch mal früh ins Bett gehen. Ach noch etwas, Joe, wie war doch gleich der Name dieser jungen Frau … Millicent irgendwas … Millicent Westwood?«
    Mit großer Anstrengung mutmaßte Joe, dass sein Chef Mathilda meinte. Mathilda Westhorpe war ein weiblicher Constable. Sie hatte vor kurzem mit ihm zusammengearbeitet und Sir Nevil offensichtlich beeindruckt. Sie hatte auch auf Joe Eindruck gemacht. Sir Nevil ließ sich sonst nicht so einfach beeindrucken, aber fast als Einziger der höheren
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