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Eine stuermische Braut

Titel: Eine stuermische Braut
Autoren: Stephanie Laurens
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    10. Dezember 1822 
    Ein Uhr nachts
    An Deck der Heloise Leger, im Ärmelkanal
    Die Hölle kannte keinen größeren Zorn als die unheilvollen Stürme, die im Winter den Ärmelkanal aufwühlten. Wie mit der Kraft einer Urgewalt tobte der Orkan über ihm, als Major Logan Monteith zurücksprang, um der scharfen Klinge des Mörders der Sekte Schwarze Kobra auszuweichen. Logan hob seinen Säbel und wollte den Hieb des zweiten Killers mit dem Dolch in seiner linken Hand kontern, während er gleichzeitig das vordringende Messer des ersten Angreifers abwehrte; er vermutete, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis er erfuhr, was es mit dem Leben nach dem Tode auf sich hatte.
    Der Wind heulte. Wellen krachten. Wasser ergoss sich in zischendem Schwall über das Deck.
    Die Nacht war noch schwärzer als der Hades; Regen hing wie ein verschwommener Schleier über dem Schiff. Logan fiel einen Schritt zurück und wischte sich das Wasser von den Augen.
    Die Mörder sprangen gleichzeitig vor und drängten ihn im Kampf bis an den Bug zurück. Klingen kreuzten sich, Stahl klirrte auf Stahl, Funken flammten wie hell leuchtende Nadelstiche in der alles verschlingenden Dunkelheit auf.
    Plötzlich legte sich das Deck schräg - alle drei Kombattanten kämpften verzweifelt um ihr Gleichgewicht.
    Das portugiesische Handelsschiff mit dem Ziel Portsmouth steckte in Schwierigkeiten. Als Logan bei seiner Ankunft in Lissabon vor fünf Tagen entdeckt hatte, dass es in der Stadt von Mitgliedern der Kobra-Sekte nur so wimmelte, war er gezwungen gewesen, sich der Schiffsmannschaft anzuschließen. Es war, als ob die sturmgepeitschte See mit ihren donnernden Wellen das hin und her schlingernde Schiff verprügeln wollte, als sich das Deck schräg legte und das Schiff sich im Wind nicht mehr halten konnte. Logan konnte nicht sagen, ob das Ruder gebrochen war oder ob der Captain das Steuer aufgegeben hatte. Er hatte keine Zeit, durch die regenverhangene Dunkelheit zur Brücke zu linsen.
    Instinkt und Erfahrung befahlen ihm, die Männer, die ihm jetzt gegenüberstanden, nicht aus dem Blick zu lassen. Noch einen dritten hatte es gegeben, den Logan aber schon mit seinem ersten Hieb erledigt hatte. Die Leiche war verschwunden, verschlungen von den gefräßigen Wellen.
    Logan holte mit dem Säbel weit aus und schlug zu, wurde aber sofort zu Abwehr und Gegenangriff gezwungen und musste noch einen Schritt in den engen Bug zurückweichen. Musste seine Bewegungen noch weiter reduzieren, seine Möglichkeiten einschränken. Gleichviel. Bei zwei gegen einen im eiskalt prasselnden Regen, während er mit der einen Faust krampfhaft seinen Dolch und mit der anderen den Säbel umklammerte und während die Ledersohlen seiner Stiefel rutschten und ausglitten - die Mörder hatten sogar den Vorteil, barfuß zu kämpfen -, konnte er nicht wirkungsvoll in die Offensive gehen.
    Er würde nicht überleben.
    Das wurde ihm klar, als er wieder einen bösartigen Stoß abwehrte; und doch, noch während er es tat, erwachte in ihm eine unglaubliche Halsstarrigkeit. Mehr als ein Jahrzehnt lang hatte er als Offizier der Kavallerie gedient, hatte in Kriegen auf dem halben Globus gekämpft, war mehr als einmal durch die Hölle gegangen - und hatte überlebt.
    Schon früher hatte er Mördern Auge in Auge gegenübergestanden - und lebte immer noch.
    Wunder geschahen.
    Das sagte er sich selbst dann noch, als er mit zusammengebissenen Zähnen den Arm mit dem Säbel nach oben abwinkelte, um einen Hieb auf seinen Kopf abzuwehren ... seine Füße knickten weg, sodass er gegen die Reling stürzte.
    Die hölzerne Halterung, eine Art verschlossener Köcher, die ihm auf den Rücken geschnallt war, knallte ihm an die Wirbelsäule.
    Aus den Augenwinkeln sah er weiße Zähne in einem dunklen Gesicht aufblitzen, ein barbarisches Grinsen, als der zweite Meuchelmörder herumschwang und zuschlug. Logan atmete zischend aus, als die Klinge an seiner linken Seite entlangglitt, den Mantel und sein Hemd durchschnitt, in das Muskelfleisch drang und den Knochen streifte, bevor sie über seinen Magen glitt, um ihm die Eingeweide aufzuschlitzen. Instinktiv hatte er sich flach an die Reling gepresst; ja, die Klinge schlitzte ihn auf, drang aber nicht tief genug.
    Nicht dass es ihn retten würde.
    Es war, als würde ein zackiger brillantweißer Riss den schwarzen Himmel zersplittern, als der Blitz zuckte. In den Sekunden der Helligkeit sah Logan die beiden Mörder, sah es in ihren dunklen Augen fanatisch glitzern,
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