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Eine stuermische Braut

Titel: Eine stuermische Braut
Autoren: Stephanie Laurens
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größtenteils aufgelöst. Vielleicht war dieser Mann ein einfacher Soldat gewesen, der nach dem Krieg wieder zur See gefahren war?
    »Wir glauben, dass er lebt«, sagte Brandon, »aber wir können keinen Puls finden, Außerdem atmet er nicht. Nun, jedenfalls nicht so, dass davon wirklich die Rede sein könnte.«
    Linnet ließ den Säbel bei Brandon und kehrte an Wills Seite zurück, denn zu der Seite hatte der Mann den Kopf gedreht.
    »Er muss am Leben sein, weil er blutet«, sagte Will, »siehst du?« Er lupfte die Kleidung des Mannes an der Seite an, wobei sich ein Riss zeigte und den Blick auf blasse Haut und eine lange, scheußliche Stichwunde freigab - die ihm erst kürzlich zugefügt worden sein konnte.
    Linnet hockte sich neben Will und schaute sich die Wunde an. Erkannte einen Schwerthieb. Das erklärte Messer und Säbel. Während Will die Kleidung hielt, beugte sie sich vor, untersuchte die Wunde und folgte ihr nach oben - seitlich hinauf am Oberkörper des Mannes. Dickes Muskelfleisch war durchtrennt worden. Sie verfolgte die Wunde nach unten und sog die Luft scharf ein, als sie Knochen erblickte - eine Rippe. Das war allerdings so weit unten, dass sich dort nicht mehr viel Muskelfleisch zwischen gespannter Haut und Brustkorb befand.
    »Er blutet«, beharrte Will, »schau doch nur, hier.«
    Linnet hatte die blassrosa Flüssigkeit, die aus der Wunde sickerte, durchaus bemerkt. Sie nickte, war aber noch nicht bereit zu erklären, dass es sich auch schlicht um Meerwasser handeln könnte, welches aus der Wunde tröpfelte, nachdem es sich mit zuvor schon ausgetretenem Blut vermischt hatte. Bevor der Mann gestorben war.
    Und doch war es möglich, dass er noch lebte. Das Meer hatte seine Muskeln beinahe gefrieren lassen; jede Blutung würde extrem langsam vonstattengehen, selbst wenn er noch lebte.
    Linnet verfolgte die Spur der Wunde weiter, entdeckte, dass sie sich in einem Winkel nach innen richtete, über den Magen des Mannes. Weiter als bis zu seiner Taille konnte sie nichts erkennen, dafür aber eine Bauchwunde, die bis in die Eingeweide reichte ... falls es sich wirklich darum handelte, dann war der Mann so gut wie tot, ob er nun schon gestorben war oder nicht.
    So wie er lag, könnte der Druck seines Körpergewichts zusammen mit der Wirkung der eisigen See geholfen haben, die Wunde verschlossen zu halten und die übliche Blutung zu verhindern.
    Sie schaute Brandon an, dann Will, der neben ihr war. Chester lungerte an ihrer Schulter herum.
    »Ich muss mir die Wunde quer über seinem Magen genauer ansehen. Ihr müsst mir helfen, ihn seitlich aufzurichten. So weit, dass ich genug erkennen kann.«
    Eifrig griffen die Jungen nach der linken Schulter des Mannes, nach seiner Flanke. Linnet hatte sich auf die Knie gehockt und legte dem Mann Brandons Hände auf die Schulter, Wills Hände unter seine linke Hüfte. Sie brachte Chester in Stellung, um Brandon zu unterstützen, der die Schulter stemmen würde.
    »Alle zusammen.« Linnet fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und stieß ein kleines Gebet aus. Sie hatte reichlich Erfahrung in Sachen Leben und Tod und auch mit dem Meer; kein Grund also, sich innerlich so tief auf die Rettung eines Fremden einzulassen, weshalb sie sich einredete, dass sie um der Jungen willen hoffte, der Fremde sei noch am Leben. »Jetzt.«
    Die Jungen hievten den Körper hoch, drückten und richteten ihn auf. Sobald sie ihn angewinkelt und in eine stabile Lage gebracht hatten, ging Linnet wieder in die Hocke, näherte sich dem schweren Körper und schaute nach unten, um den Verlauf der Wunde zu verfolgen - und stieß dann den Atem aus, von dem sie gar nicht wusste, dass sie ihn angehalten hatte. Sie wich zurück und nickte.
    »Lasst ihn runter.«
    »Wird er wieder gesund?«, fragte Chester.
    Das konnte sie jetzt noch nicht versprechen.
    »Über seinem Magen ist die Wunde nicht so tief. Keine echte Gefahr. Er hat Glück gehabt.« In ihrem Geiste formte sich eine kleine Szene. Bilder, wie der Mann wohl zu seiner Verwundung gekommen sein mochte. Es hatte ein tödlicher Hieb sein sollen. Oder doch zumindest ein solcher, der ihn außer Gefecht setzte. Es stimmte, dass er dem Tod nur um Haaresbreite entronnen war, kurz bevor das Schiff zerstört wurde.
    »Aber er atmet doch gar nicht richtig«, sagte Brandon.
    Linnet war immer noch nicht überzeugt, dass er tatsächlich noch lebte. Sie prüfte den Puls an seinem Handgelenk, dann an seiner kräftigen Kehle. Sie konnte nichts feststellen, auch
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