Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine stuermische Braut

Titel: Eine stuermische Braut
Autoren: Stephanie Laurens
Vom Netzwerk:
Fluch, als der Mast mit seiner Spitze auf ihn hinunterkrachte und alles um ihn herum schwarz wurde.
    »Linnet! Linnet! Komm schnell! Komm her und schau dir das an! «
    Linnet Trevission hob den Blick von den alten Steinfliesen des Weges, der von den Ställen zur Küchentür führte. Sie hatte den Stall verlassen und näherte sich dem Küchengarten; unmittelbar vor ihr erhob sich ihr solides und gemütliches Häuschen namens Mon Cœur, das in der schützenden Umarmung der Ulmen und Tannen verankert war, die sich in den unablässigen Seewinden in den seltsamsten Formen bogen.
    Nachdem der Nachhall des Orkans noch die halbe Nacht lang getobt hatte, herrschte inzwischen nur noch ein milder, fast schon schüchtern kokettierender Wind, und die Wintersonne tauchte die blassen Steine des Hauses in eine honigfarbene Glut.
    »Linnet! Linnet !«
    Sie lächelte, als Chester, eines ihrer Mündel - ein flachsblonder Schuft von gerade mal sieben Jahren um das Haus in Richtung der hinteren Tür stürmte.
    »Chester! Ich bin hier.«
    Der Junge schaute auf und sah zum Stallweg.
    »Du musst herkommen!« Er bremste, blieb schließlich stehen, schnappte sich ihre Hand und zerrte an ihr. »Da war ein Schiffbruch!« Sein Gesicht glühte vor Aufregung, die Stimme klang angespannt, und er schaute ihr direkt in die Augen. »Da sind Leichen! Und Will sagt, dass ein Mann noch lebendig ist! Du musst sofort kommen!«
    Linnet schwand das Lächeln aus dem Gesicht.
    »Ja, natürlich.« Sie raffte die Röcke ein paar Zentimeter hoch - wünschte sich, Hosen angezogen zu haben - und eilte rasch zur Hintertür, während sie sich vor Augen führte, was sie nun zu tun hatte - nichts anderes als das, was sie schon so oft getan hatte.
    An der Südwestspitze von Guernsey gehörte der Umgang mit Schiffswracks unausweichlich zum Leben.
    Chester trottete an ihrer Seite, er hatte ihre Hand ergriffen - zu fest -, andererseits hatte er seinen Vater vor drei Jahren an die See verloren. Als sie sich der Küchentür näherten, tauchte Linnets Tante auf.
    »Habe ich richtig gehört? Ein Wrack?«, fragte Muriel.
    Linnet nickte.
    »Will hat Chester geschickt. Es gibt mindestens einen Überlebenden. Ich mache mich sofort auf den Weg. Kannst du Edgar und die anderen suchen? Sag ihnen, dass sie das alte Gatter mitbringen sollen. Und das Verbandszeug und die Schienen nicht vergessen.«
    »Ja, natürlich. Aber wohin?«
    Linnet schaute Chester an.
    »Welche Bucht?«
    »Die im Westen.«
    Linnet fing Muriels Blick auf. Natürlich, die im Westen -die mit den meisten Felsen und der größten Gefahr. Besonders für diejenigen, die angespült wurden.
    »Knochenbrüche. So gut wie sicher.«
    Muriel nickte knapp und schickte sie mit einer Handbewegung fort.
    »Mach dich auf den Weg. Wenn du zurück bist, habe ich alles vorbereitet.«
    Linnet sah Chester an.
    »Los, wir rennen.«
    Chester grinste, ließ ihre Hand los, drehte sich um und rannte um das Haus.
    Linnet hatte beide Hände frei, raffte ihre Röcke zusammen und nahm die Verfolgung auf. Mit ihren längeren Beinen hatte sie sich Chester schon bald an die Fersen geheftet. Der Pfad führte durch die umstehenden Bäume und dann durch das felsige Gebiet, das an den Rand der niederen Klippen grenzte.
    »Halt!«, rief Linnet, als sie die südliche Landzunge der langen nordwestlichen Seite der Insel umrundet hatten und die westliche Bucht sich unter ihnen öffnete.
    Chester blieb an der Spitze des Weges stehen - ein Pfad, der kaum breiter war als ein Ziegenpfad und bis zu dem Streifen grobkörnigen Sandstrands hinunterreichte. Jenseits des Strandes lagen Felsen, die jetzt entblößt waren, weil Ebbe herrschte und das Wasser sich zurückgezogen hatte; ein großes Durcheinander aus Granit, angefangen von faustgroßen Brocken, die den Boden der Bucht bildeten. Die Bucht war nicht besonders breit und eingeschlossen von zwei Kaps aus größeren, zerklüfteten Felsen, die bis in die aufpeitschenden, grauen Wellen ragten.
    Linnet schaute hinunter und sah drei Körper, zwei davon hingestreckt, als ob man sie achtlos auf die Felsen geschleudert hätte. Diese zwei waren tot - mussten tot sein, gemessen an den verdrehten Gliedmaßen, Köpfen und Rücken. Von dem dritten Körper konnte sie nur einen kurzen Blick erhaschen, denn Will und Brandon, zwei weitere Mündel, hatten sich über den Mann gebeugt.
    Linnet spürte Chesters bittenden Blick und nickte.
    »Einverstanden. Gehen wir.«
    Er flitzte davon wie ein Hase. Linnet raffte wieder ihre
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher