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Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands

Titel: Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands
Autoren: Barbara Cleverly
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einer solchen Weste gesichtet worden … andererseits hatte man gehört, wie Fruity Featherstonehaugh sie als »protzig« abgetan hatte. Armitage war interessiert genug, um in der Nähe zu bleiben, bis sie ihr Urteil gefällt hatten - eine entschiedene Abfuhr.
    »Wo bist du, Felix?«, fragte er sich. »An diesem Tisch wohl nicht.«
    Armitage ging zur Tür, hielt sich am äußeren Rand der Feierlichkeit, zuversichtlich, dass ihn die offizielle Uniform der Ritz-Sicherheitsleute, die er zu diesem Anlass trug, unsichtbarmachen würde. Falls er überhaupt auffiel, wären die feinen Pinkel von seiner Anwesenheit beruhigt. Aber die Gäste schenkten ihm nicht mehr Aufmerksamkeit als dem Kellner, der ihnen das Consommé en gelée servierte. Das heißt, abgesehen von zwei jungen Frauen, die ihn schon seit einigen Minuten beäugten und hinter vorgehaltenen Händen kicherten. Beide hatten ein wenig zu tief ins Glas geschaut. Ins Glas? Jedenfalls hatten sie zu viel davon gehabt, was immer es war.
    Der Sergeant bedachte sie mit seinem tadelnden Polizistenblick, was für gewöhnlich seinen Zweck erfüllte. Er wusste, dass er ein gut aussehender Mann war, und genoss die Wertschätzung der holden Weiblichkeit, die ihm zuteil wurde. Es kam nicht immer ungelegen, aber von diesen beiden wünschte er sich keine Aufmerksamkeit. Für ein Familienfest zu spärlich bekleidet, befand er - diese Fetzen waren eine offene Einladung für ein Verbrechen. Außerdem waren ihre Augen zu strahlend. Sie waren lange außerhalb des Raumes gewesen - vielleicht auf der Damentoilette? -, und der misstrauische Verstand von Armitage erahnte Aktivitäten, die häufig mit Nachtclubs in Verbindung gebracht wurden. Nicht im Ciro, dachte er - eher schon im Embassy. Es hieß, im Embassy könne man alles bekommen. Menschen ihres Standes gaben mehr Geld für eine abendliche Dosis Kokain aus, als er pro Woche für seine Miete zahlte. Sein Blick wurde noch vernichtender.
    Die jungen Frauen flanierten schäkernd an ihm vorbei, drehten sich um und kamen wieder zurück, dieses Mal noch näher. Die kleine Abendhandtasche, die eine von ihnen trug, fiel plötzlich vor ihm zu Boden. Automatisch bückte er sich und hob sie auf. Er klickte mit den Fersen und hielt sie ihr hin. »Excusez-moi, mademoiselle, vous avez laissé tomber ce petit sac.«
    Aus der Fassung gebracht, nahm ihm die junge Frau die Tasche rasch ab. »Oh, äh, danke«, murmelte sie.
    »De rien, mademoiselle, de rien.«
    Mit großen Augen eilten die jungen Frauen kichernd zu ihrer Herde zurück.
    Armitage lächelte befriedigt. Das funktionierte immer. Er konnte die Leute immer auf dem falschen Fuß erwischen, indem er auf Französisch oder Deutsch mit ihnen redete. Die Engländer rannten lieber eine Meile davon, als von Angesicht zu Angesicht mit einem Ausländer zu tun zu haben. Er beschloss, einen Schwall Russisch loszulassen, falls sich ihm noch jemand nähern sollte. Armitage beobachtete weiterhin die Menge. Die drei Westen-Liebhaber diskutierten immer noch miteinander und stellten kein Problem dar. Nein, wenn irgendeine Unruhe von dieser Gruppe ausgehen sollte, dann kam sie viel eher von den Frauen.
    Sein Blick folgte der umwerfenden Rothaarigen, die ihm schon zuvor aufgefallen war. Sie stach aus dieser Menge an Backfischen und Kicherliesen heraus, zeichnete sich durch ihre Größe - sie überragte sogar die meisten Männer - und durch ihre Farbe aus. Ihr dunkelrotes Haar war unmodern lang und auf ihrem Kopf getürmt. Das hatte die Wirkung, ihren eleganten Hals noch zu verlängern, diesen eleganten Hals, um den eine überaus bemerkenswerte Halskette lag. Armitage hatte sie sofort mit professioneller Aufmerksamkeit abgeschätzt. Smaragde, urteilte er, und zwar wirklich gute. Ein Familienerbstück, vermutete er, vor kurzem modisch neu gefasst. Die Steine waren groß und hingen an einer einfachen, aber schweren Goldkette. Die Frau hatte sich entschieden, die Farbe der Steine noch zu betonen, indem sie ein tief ausgeschnittenes Kleid aus dunkelgrünem Taft trug, das die Steine umrahmte, die funkelnd um ihren glatten, weißen Hals lagen.
    Er hing einen kurzen Augenblick wolllüstigen Gedanken nach. Nach seinen Maßstäben war sie schon ziemlich alt, wie er einräumen musste - womöglich schon vierzig -, aber wenn er bei ihr hätte landen können, hätte er sich dem nicht verweigert. Armitage dachte, dass nicht viele Männer sich geweigert hätten. Er sah zu, wie sie auf die Gruppe von drei Männern zuging, auf
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