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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
Autoren: Sam Sykes
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werden.
    Es war eine Art von Logik, die nur einem Mann sinnvoll erscheinen konnte, der durch die Hölle gegangen war.
    Er klammerte sich an diese Logik wie an ein heiliges Symbol, als er endlich das verfallene Gebäude fand. Er nahm sie mit sich durch die Tür ins Innere.
    Bevor man die Verletzten hier untergebracht hatte, war das Gebäude ein Lagerhaus gewesen. Es war verfallen, vermodert, und es stank. Auch nachdem man die Verwundeten und Kranken hierhergebracht hatte, war es nicht viel fröhlicher geworden. Die angestrengten Atemzüge, das Keuchen der Vergifteten, das qualvolle Stöhnen waren überall zu hören gewesen.
    Doch erst als Hanth den Raum still, ja, völlig lautlos vorfand, verzweifelte er.
    Die Kranken lagen in der Finsternis auf langen Reihen von Pritschen an den Wänden und rührten sich nicht im Dunkeln. Niemand stöhnte. Niemand litt Schmerzen. Blitze zuckten vor den Fenstern und beleuchteten kurz Gesichter, die noch früh am Morgen verzerrt gewesen waren. Jetzt jedoch lag ein Glanz wie von feiner Gaze über den Gesichtern; sie waren von einer Ruhe überzogen, einem Frieden, den sie zuvor niemals gekannt hatten.
    Seine Augenlider zuckten. Dann bemerkte er eine Bewegung im Schatten.
    »Hanth?«
    Er sah Kasla. Sie stand zwischen den Reihen von Betten und starrte in eine abgrundtiefe Dunkelheit am Ende des Raumes, so finster wie Blut, das im Tod erstarrt. Er legte ihr eine Hand auf die Schulter und spürte, wie sie zitterte.
    »Wir müssen gehen«, sagte er entschlossen.
    »Die Stadt …«
    »… ist nicht mehr unsere Stadt.« Er zog leicht an ihrer Schulter. »Komm, Kasla.«
    »Ich kann nicht, Hanth.« Ihre Stimme klang erstickt. »Es lässt mich nicht gehen.«
    Er musste nicht fragen. Er starrte in das Dunkel, und dann sah er es auch.
    Es bewegte sich schwach, kaum merkbar. Er hätte es vielleicht vollkommen übersehen, hätte er nicht gewusst, was dort in der Dunkelheit lauerte. Obwohl er den großen fischartigen Kopf nicht sehen konnte, wusste er, dass es ihn wandte, um ihn anzublicken. Auch wenn er die großen weißen Augen nicht sah, wusste er, dass sie ihn beobachteten.
    Die Zähne jedoch sah er. Um sie zu verbergen, war keine Dunkelheit tief genug.
    »Kind.« Die Stimme klang wie die gurgelnden Schreie eines Ertrinkenden. »Du kehrst zu uns zurück.«
    Hanth wurde von dem Instinkt getrieben, sich schützend vor Kasla zu stellen. Es war ein alter Instinkt, den er einmal hatte vergessen wollen. Logik hatte nicht das Geringste damit zu tun; er wusste, was sich dort im Schatten versteckte.
    »Doch wo sind deine Tränen?«, fragte das Abysmyth. »Wo ist deine Freude angesichts der bevorstehenden Erlösung?« Der Blick seiner riesigen Augen richtete sich auf die Toten, die an den Wänden aufgereiht waren. »Ah. Der Duft des Todes liegt vielleicht noch in der Luft. Er sollte dich nicht bekümmern. Die da sind jetzt frei von den Qualen, mit denen ihre Götter sie geschlagen haben.«
    Der Dämon bewegte sich. Ein langer Arm mit vier Gelenken tauchte aus dem Schatten auf. Zäher, gazeartiger Schleim tropfte aus seinen mit Schwimmhäuten versehenen Klauen.
    »Sie wurden geheilt«, sagte er. »Und zwar von vielen Übeln gleichzeitig.«
    »Behalte sie«, antwortete Hanth. »Behalte die Toten. Behalte die Lebenden. Nur das Mädchen und ich werden gehen.«
    »Ihr geht fort?« Der Kopf des Abysmyths schwang nachdenklich vor und zurück. »Wohin, Kind? Hältst du mich für so mitleidlos, dich in eine taube, lichtlose Ewigkeit davonlaufen zu lassen? Dich von der Gnade auszuschließen?«
    »Ich werde meine Bürde weiter tragen.«
    »Was weiß ein Lamm schon von Bürde? Welche Kenntnis hat es von den Dingen jenseits seiner Weide? Das Leben hält noch mehr bereit. Mutter wird es dir zeigen.«
    Es bewegte sich. Ein entsetzlich ausgemergelter Körper, ein Skelett erhob sich, gehüllt in ebenholzschwarze Haut. Sein Kopf stieß gegen die Decke, und seine Augen wirkten riesig und leer, als es auf Hanth hinabblickte.
    »Mutter wird keines ihrer Kinder im Stich lassen.«
    Er hörte Kaslas erstickten Schrei und ihr atemloses Keuchen. Hanth erwiderte den Blick des Dämons.
    »Ulbecetonth ist verschwunden«, antwortete er tonlos. »Und dafür gibt es einen Grund.«
    Er ging langsam rückwärts und zwang Kasla, sich mit ihm zur Tür zu bewegen.
    »Sie soll ihr Endloses Blau behalten. Du und der Rest deiner Gläubigen, ihr könnt ihr gern Gesellschaft leisten. Eine Hölle ist so gut wie die andere.«
    Der Dämon starrte ihn
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