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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
Autoren: Sam Sykes
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nur an. Der Blick seiner toten Augen war undurchdringlich. Hanth hielt den Atem an, während er mit Kasla langsam weiter zurückwich.
    »Du gehörst nicht hierher«, sagte er. »Genauso wenig wie das Miststück von Mutter.«
    Als der Dämon aus der Dunkelheit sprang, schwante ihm, dass er vielleicht zu weit gegangen war.
    Eine große schwarze Faust tauchte aus der Dunkelheit auf, krachte auf den Boden und hinterließ einen splitternden Krater in den Dielen. Dann erschien der Kopf des Dämons. Es war ein großer Fischschädel, dessen Haut so schwarz war wie der Schatten, aus dem er aufgetaucht war. Er zitterte und zeigte so die Wut, die seine toten Augen nicht ausdrücken konnten.
    »Du irrst!«, gurgelte das Abysmyth. »Wir gehören hierher! Jawohl! Du warst es, der uns vertrieben hat! Du hast uns zurückgestoßen!« Es wuchtete den Rest seines Körpers aus der Dunkelheit, einen großen, dünnen, bebenden Leib. »Wir haben dir alles geboten, und doch hast du dich uns widersetzt! Hast uns Monster genannt, Bestien, du hast Mutter eine … eine …«
    Seine Stimme steigerte sich zu einem widernatürlichen Brüllen, als er aus dem Schatten sprang und auf seinen langen, knochigen Beinen losrannte. Hanth packte Kaslas Hand und zerrte sie ohne ein weiteres Wort zur Tür, so schnell, wie ihre Furcht es zuließ.
    »Du kümmerst dich nicht einmal darum!«, brüllte es hinter ihnen her. »Es interessiert dich nicht einmal! Sieh doch, was du da tust! Du wirst alles zerstören!«
    Sie stürmten aus der Tür, flüchteten über die nassen, klebrigen Straßen. Die Stimme des Abysmyths verfolgte sie.
    »Er kommt! Du wirst schon sehen! Du wirst sehen, dass wir recht haben!«
    Auf den Straßen schlugen ihnen schale Furcht und Feuchtigkeit entgegen. Der Himmel toste und blutete wie ein lebendes Wesen. Die Stadt war jeder Menschlichkeit beraubt, aber nicht allen Lebens.
    Die Froschwesen schossen in Wellen hindurch, strömten aus allen Gassen, sprangen von jedem Dach, stürzten aus jeder Tür. Hanth sah sich suchend nach einer Fluchtmöglichkeit um, aber wann immer er eine gefunden hatte, tauchte ein Froschwesen auf. Er rannte mit Kasla vor ihren ausgestreckten Händen und den mit nadelspitzen Zähnen gespickten Mündern davon. Doch jeder Ausgang war durch blasse, haarlose Leiber blockiert. Jede ihrer Bewegungen wurde beobachtet und von einem Kreischen der Omen begleitet, die über ihnen flogen. Jedes Wort, das er Kasla zurufen wollte, ging in dem Wispern unter, das sich vom Wasser jenseits der Stadt erhob und in seinen Schädel sickerte.
    Kannstnichtfliehenkannstnichtfliehenkannstnichtfliehen …
    KeineGötterkeineGebetekeineBlasphemiennichtsnichts nichts …
    Erkommterkommterkommt …
    Doch dann erklang ein Geräusch, vor dem sämtlicher Lärm verstummte.
    Ein Herzschlag. Wie Donner.
    Ein gewaltiges Beben erschütterte die Stadt und zwang sie auf die Knie. Man hörte das Bersten der Felsen, das Wehklagen von Wasser und das Kreischen des Himmels. Hanth versuchte aufzustehen, versuchte Kasla hochzuziehen, versuchte ihr zu sagen, dass sie überleben würden, versuchte, nicht zum Tempel zu blicken.
    Vergeblich.
    Risse durchzogen das Kuppeldach, wurden breiter und breiter, bis das ganze Dach vollkommen zusammenbrach. Steinbrocken platzten davon ab und fielen wie Hagel zu Boden. Ein Schatten erhob sich, schwärzer als die Nacht, erhob sich zum blutenden Himmel. Dann drehte sich der Dämon um; ein rotes Licht pulsierte langsam mitten in seiner Brust.
    Das Wasser perlte von seinem titanischen Körper ab, vermischte sich mit dem roten Regen. Bei jedem Herzschlag zeichneten sich rot glühende Linien auf seiner schwarzen Haut ab. Er stöhnte, laut und lange, als er seine gewaltigen Klauen auf den zertrümmerten Rand des Tempeldachs legte. Sein Kopf hing schlaff herunter, seine Augen brannten, und sein Maul war weit aufgerissen.
    Daga-Mer wandte sich zum Himmel, lebendig und frei.
    Und heulte.

2

IM KNORPEL
    Langsam drehte sich eine Welt unter Lenks Füßen. Nicht seine Welt.
    Diese Welt hier befand sich wieder auf trockenem Land, in ihr dämmerte der Morgen, und die Menschen schliefen noch, aus Furcht vor dem Moment, wo sie ihre Augen öffnen mussten. Diese Welt war voll von Verrätern und Feuer – und voller Leute, die herumliefen und so taten, als hätte er keinen Grund, sie zu töten.
    Es war eine Welt, in der er die letzten beiden Nächte mit dem Klang einer Stimme in seinem Kopf geschlafen hatte, einer Stimme, die flüsternd Ränke
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