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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
Autoren: Sam Sykes
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schmiedete und ihm einredete, er habe keine Wahl, als diese Leute zu töten. In dieser Welt war er letzte Nacht eingeschlafen.
    Er vermutete, dass er möglicherweise noch träumte.
    Was vielleicht erklärte, warum er auf dem Wasser stand wie auf trockenem Land.
    Die Welt wirbelte unter ihm. Er hatte sie die ganze Nacht beobachtet. Während er doch eigentlich hätte von Flammen und Betrug träumen und seine Finger um eine schlanke Kehle unter großen grünen Augen hätte schlingen sollen. Während er eigentlich ein Flüstern in seinem Kopf hätte hören sollen, das ihm sagte, dass diese Augen nichts sahen.
    Er hatte auf Fische gestarrt.
    Sie regten sich unter seinen Füßen, als der Morgen Farbe in diese Welt zurückbrachte. Licht fiel auf strahlend leuchtende Korallen. Ein Fisch schwamm dazwischen hervor, ein braungrauer Fisch mit hervortretenden Augen und stumpfen Flossen. Wäre es möglich gewesen, unter Wasser zu watscheln, hätte dieser Fisch es getan. Er navigierte unbeholfen über die Korallen, die in seiner Gegenwart plötzlich zu verblassen schienen.
    Der Fisch schwamm etwas zu dicht an einer dunklen Nische in dem Korallenriff vorbei. Plötzlich schoss eine Muräne daraus hervor. Ihre Augen waren glasig, noch während sie den Fisch mit ihren kräftigen, schmalen Kiefern zerfetzte. Sie fraß so viel sie konnte, bevor sie sich hastig wieder in ihre Höhle zurückzog. Ein paar Brocken weißen Fischfleisches trieben hoch und stießen gegen die Sohlen von Lenks Stiefeln.
    In einem einzigen Moment hatte er Hoffnung, Betrug und Tod gesehen. Irgendwie passend.
    »Wie hast du das nur herausgefunden?«, antwortete etwas auf seine Gedanken.
    Die Stimme kam aus dem Wasser, kalt und fern. Lenk blinzelte nicht; es war nicht neu für ihn, Stimmen in seinem Kopf zu hören. Und dies war nicht die kalte, ferne Stimme, die er kannte. Sie wirkte nicht wie eine eisige Klinge, die in seinen Schädel drang, sondern mehr wie eine feuchte Hand auf seiner Schulter.
    »Soweit ich weiß«, sagte er, »beginnt für Fische jeder Tag damit, hinauszuschwimmen und nach Nahrung zu suchen.«
    » Ist das Hoffnung oder Notwendigkeit?«
    »Das macht wohl kaum einen Unterschied.«
    »Einverstanden. Fahr fort.«
    »Also, wenn man sich aufmacht, in der Erwartung, Nahrung zu finden, und stattdessen auf den Tod trifft …«
    »Verrat?«
    »Mein Gedanke.«
    »Ein Gegenargument.«
    »Ich höre.«
    »Falls man wirklich behaupten möchte, dass ein Fisch genug Bewusstsein von seiner eigenen Existenz besitzt, um so etwas wie Hoffnung empfinden zu können, dürfte es kaum große Hoffnung machen, in eine Welt hinauszuschwimmen, die von Dingen verseucht ist, die erheblich größer und widerlicher sind als man selbst. Und das nur auf die winzige Chance hin, genug Nahrung zu finden, um nicht zu verhungern. Und dann stattdessen von einem Aal getötet zu werden.«
    »Das ist Verrat.«
    »Das ist Natur.«
    »Dem möchte ich widersprechen.«
    »Dann tu es.«
    »Das würde ich ja, aber …« Er rieb sich die Schläfen. »Kataria spricht für gewöhnlich über solche Dinge mit mir. Ich bin sicher, wenn ich mit ihr darüber reden würde …« Er wurde von einem eisigen, wortlosen Flüstern unterbrochen. »Worauf willst du hinaus?«
    »Hoffnung wird durch Umstände bedingt. Verrat ebenfalls.«
    Er starrte ins Wasser und blinzelte.
    »Ich bin verrückt.«
    »Du glaubst nur, dass du es bist.«
    »Ich unterhalte mich mit Meerwasser.« Er runzelte nachdenklich die Stirn. »Zum … zum fünften Mal, richtig?« Er dachte nach. »Obwohl es erst das vierte Mal ist, dass das Meer antwortet. Also liege ich wenigstens in dem Punkt noch vorn.«
    »Das wäre nur verrückt, wenn das Wasser dir nichts mitteilen würde. Ist diese Unterhaltung denn nicht fruchtbar für dich?«
    »Darf ich ehrlich sein?«
    »Bitte.«
    »Selbst wenn ich dieses ganze ›Ich stehe auf dem Grund des Meeres und rede mit dem Ozean‹ mal außer Acht lassen würde«, sagte er, »habe ich genug Gespräche mit Stimmen geführt, die aus dem Nichts aufgetaucht sind. Ich weiß genau, dass so etwas in der Regel nicht gut endet. Also sag mir einfach, dass ich irgendjemanden umbringen soll, mach irgendwelche bedrohlichen Anspielungen, dann mache ich mich sofort auf den Weg, um meine Freunde umzubringen.«
    »Freunde?«
    »Ehemalige Freunde, Entschuldigung.«
    »Ehemalige?«
    »Klinge ich auch so albern, wenn ich immer alles wiederhole? Dann hatten die anderen recht, das ist wirklich nervig.«
    »In deiner Stimme
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