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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
Autoren: Sam Sykes
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schwingt keinerlei Hass mit, wenn du von ihnen sprichst. Du klingst nicht wie ein Mann, der seine Freunde töten will, ob es nun ehemalige Freunde sind oder nicht.«
    Er hörte sich selbst nicht oft zu, aber er war sich sicher, dass er letzte Nacht, bevor er sich schlafen gelegt hatte, zuversichtlicher gesprochen hatte. Die Unterhaltung mit der anderen Stimme in seinem Kopf, der kalten, die so klar war wie die Nacht, war sehr überzeugend gewesen. Sie hatten gemeinsam ihre Pläne durchdacht, immer und immer wieder: Jaga suchen, die Fibel auftreiben, jeden umbringen, der ihnen in die Quere kam, und die Leute töten, die sie verraten hatten.
    Hatten diese Leute sie verraten … oder hatten sie ihn verraten? Es fiel ihm jetzt schwer, sich daran zu erinnern, worüber sie letzte Nacht gesprochen hatten. Aber diese Stimme war voller Zuversicht gewesen, selbstgerecht, voller Hass und albtraumhafter Logik.
    Nur war das nicht diese Stimme gewesen.
    Es lief ihm kalt über den Rücken. Die Kälte wurde zu einer eisigen Hand, die sich um sein Genick legte. Sie drang mit eisigen Fingern in seinen Schädel und schickte einen stechenden Schmerz durch seinen Körper, der erst nachließ, als er seine Augen fest zusammengekniffen hatte.
    Als er sie wieder aufmachte, stand die Welt in Flammen.
    Er befand sich wieder auf einem brennenden Schiff, das Deck war von toten Feinden übersät. Bis auf den einen, der ihn an der Kehle gepackt und ihm ein Messer in die Schulter gebohrt hatte. Er war wieder in seiner Welt, der Welt, in der er sterben würde.
    Sie war ebenfalls da. Klein, schlank, mit wilden grünen Augen und Federn im Haar. Seine Welt bestand aus dem Bogen in ihren Händen, der Hand um seine Kehle, der Klinge in seiner Schulter, dem Pfeil auf der Sehne und Blut. Blut und Feuer. Überall. Und sie tat nichts.
    Er würde sterben, und sie würde nichts dagegen unternehmen.
    Aber so konnte es nicht enden. Er war damals nicht gestorben. Ein anderes Ich wusste das, in einer anderen Welt. Aber hier in dieser Welt geschah etwas anderes. Er ignorierte die Hand an seiner Kehle und auch das Messer in seiner Schulter. Dann sprang er auf. Sie beobachtete ihn, sie schrie, dann legten sich seine Hände um ihren Hals, und er fühlte sich wie Eis an. Er drückte zu.
    Das war ebenfalls nicht passiert.
    Er schlug die Augen auf. Jene Welt war verschwunden. Dafür war das Wasser wieder da, und es redete mit ihm.
    »Aha«, sagte es. »Ich verstehe.«
    »Tust du nicht«, erwiderte er. »Du hast keine Augen, und du hast kein Gesicht.«
    »Das kann ich ändern.«
    Das Wasser unter seinen Füßen bewegte sich. Jemand betrachtete ihn vom Meeresboden aus. Eine Frau. Nicht besonders hübsch. Ihr Gesicht war kantig, und ihr Haar war weiß. Ihr Kinn war zu spitz, ihre Wangenknochen waren zu ausgeprägt. Und ihre Augen waren viel zu blau.
    Aber es war ein Gesicht.
    »Besser?«
    »Du bist da ganz unten«, gab er zurück. »Wie soll ich denn …?«
    Seine Frage wurde beantwortet, noch bevor er sie zu Ende gestellt hatte. Das Wasser unter ihm gab nach, und er schwebte kopfüber hinab. Er konnte atmen. Was ihn nicht sonderlich beunruhigte; das passierte schließlich schon zum fünften Mal. Was nicht möglich sein sollte, war nur beeindruckend, wenn es nicht möglich war. War es nicht mehr unmöglich, dann war es nicht mehr möglich, beeindruckt zu sein.
    Schließlich kam er zum Stehen und trieb im Wasser, während er in ihr Gesicht blickte. Sie lächelte ihn mit Lippen an, die eigentlich nicht in der Lage dazu hätten sein sollen. Ihre Blicke trafen sich, und sie starrten einander an.
    »Also«, fragte er schließlich, »träume ich, bin ich verrückt oder bin ich tot?«
    »Ach, Lenk«, erwiderte sie. »Du weißt doch genau, dass du dich zwischen all diesen Möglichkeiten niemals zu entscheiden brauchst.«
    Er hatte sich die Länge eines Knöchelbeins eingeprägt.
    Damit zählte er an den Händen ab. Drei Knöchelbeine quer, sechs längs. Insgesamt also achtzehn Knöchelbeine; wahrscheinlich sogar ein paar mehr, wenn man die Ungenauigkeit der Daumen in Rechnung stellte. Zählte er seinen Handrücken mit, verdoppelte sich diese Zahl. Seine Hände waren also so breit und lang wie sechsunddreißig Knöchelbeine.
    Was bedeutete, dass er zierliche Hände hatte. Was ihn bekümmerte.
    Und doch, als Dreadaeleon seine zierlichen, für ihn so enttäuschenden Hände anstarrte, konnte er nur daran denken, wie viel Merroscrit man wohl aus seiner Haut gewinnen würde, wenn er erst
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