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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
Autoren: Sam Sykes
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einmal tot war.
    Es dauerte nicht lange, bis das Zittern einsetzte und die Elektrizität unter seiner Haut summte. Nach drei Atemzügen tanzten blaue Funken über seine Fingerspitzen. Drei Atemzüge. Gestern waren es noch sechs gewesen.
    Es wird schlimmer, dachte er. Lange kann es jetzt nicht mehr dauern. Wie lange, was glaubst du? Einen Monat? Zwei? Wie funktioniert der Zerfall überhaupt? Er beginnt mit brennendem Urin und endet mit dem Flattern. Oder war es etwas anderes? Die Umkehrung von inneren und äußeren Organen? Wahrscheinlich. Du stirbst mit deinem Rektum im Mund. Das wäre typisch für dein Glück, mein Alter. Trotzdem, du solltest besser bald verschwinden, damit sie nicht sieht, wie du …
    »Also?«
    »Was denn?« Er schrie fast, als er den Klang dieser Frauenstimme hörte. Er umfasste sein Handgelenk und verbarg die zitternde Hand hinter seinem Rücken.
    Asper sah ihn ausdruckslos an und deutete auf den Leichnam auf dem Tisch.
    »Mir ist klar, dass sie ewig warten kann, aber ich kann es nicht.« Sie deutete mit ihrem Kinn auf ihn. »Bist du bereit?«
    Er blickte in seinen Schoß und betrachtete seine Werkzeuge. Holzkohle, Pergament. Er nickte.
    »Und Ihr?«
    Sie ließ ihren Blick über die Werkzeuge auf ihrem Tisch gleiten. Tücher, Wasser, Skalpell, Knochensäge, Handbohrer, Nase, ein Messer, bei dessen Anblick sich ein Mann einst vor Furcht eingenässt hatte; er erbleichte, als sie nickte.
    »Und wie ist es mit Euch?« Er folgte ihrem Blick zur Wand der Hütte, wo ein dunkelhäutiger Mann in einem dunklen Umhang stand.
    Bralston hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Er hatte die Arme über seiner breiten Brust gekreuzt, seine Miene war finster, und er war seit einer halben Stunde vollkommen stumm geblieben. Er schien nicht der Meinung zu sein, dass Aspers Frage es wert war, dieses bemerkenswerte Schweigen zu brechen. Er nickte nur kurz. Seine Lippen zuckten.
    »Fahren wir fort.«
    Sie sah Dreadaeleon an. Sie war von seinem Einwurf sichtlich nicht sonderlich erbaut. »Also gut, beginnen wir. Notiere den Namen des Subjekts.« Sie betrachtete den Leichnam. »Wie nennen wir das da überhaupt?«
    Es war weiblich. Außerdem war es nackt. Darüber hinaus jedoch war die Kreatur nicht gerade leicht zu klassifizieren. Sie hatte zwei Beine, zwei Hände, und unter ihrer purpurnen Haut zeichneten sich dicke Muskeln ab. Ihre dreifingrigen Hände waren so breit wie die eines Mannes und aufgrund der Leichenstarre gekrümmt. Ihr Gesicht konnte man nur schwerlich weiblich nennen. Es war viel zu lang und verzerrt. Ihre Augen hatten weder eine Pupille noch eine Iris und hatten sich auch im Tod nicht geschlossen.
    »Eine Niederling«, erwiderte Dreadaeleon. »So nennen sie sich jedenfalls selbst.«
    »Ja, aber Körper, die obduziert werden, klassifiziert man für gewöhnlich nach ihrem wissenschaftlichen Namen in Alt-Talanisch«, erwiderte sie. »Das da …« Sie deutete etwas hilflos auf die Leiche. »Das da ist etwas Neues.«
    »Stimmt. Man hat sie bis jetzt noch gar nicht offiziell entdeckt, hab ich recht?« Dreadaeleon tippte mit dem Brocken Holzkohle an sein Kinn und hob eine Braue. »Aber wir haben sie gefunden. Wir könnten sie mit einem wissenschaftlichen Namen belegen.« Er blickte nachdenklich auf seinen Notizblock. »Wie nennt man auf Alt-Talanisch ›weibliche, blutrünstige, mordlüsterne Bestie‹?«
    »Wir können das Subjekt vorläufig ›Häretikerin‹ nennen«, warf Bralston gelassen ein. »Das Venarium wird ihr eine angemessene Bezeichnung geben, sobald ich den Bericht abgeliefert habe.«
    Asper blickte ihn scharf an. »Andere Leute, die sich für Medizin interessieren, möchten vielleicht ebenfalls wissen, was wir herausfinden.«
    Dreadaeleon zuckte ahnungsvoll zusammen. Als Bibliothekar des Venarium war Bralston die vorletzte geheime Instanz einer Organisation, die Weitergabe von Informationen normalerweise als Vergehen der Kategorie »Verbrechen gegen Menschheit und Natur« behandelte. Und als weit unbedeutenderes Mitglied derselben Organisation zuckte Dreadaeleon in Erwartung von Bralstons unausweichlicher Reaktion unwillkürlich zusammen.
    Als der Bibliothekar jedoch nur seufzte, fühlte sich Dreadaeleon eher töricht als überrascht.
    »In dem Fall dürfte Niederling einstweilen wohl genügen«, erwiderte Bralston.
    Dennoch war Dreadaeleon auch überrascht. Bralston verhielt sich allen anderen gegenüber normalerweise fast unhöflich barsch, legte jedoch Asper gegenüber eine Geduld an den
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