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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
Autoren: Sam Sykes
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verstümmelten Fingern glitt.
    Sie tauchte ins Wasser ein, ohne auch nur ein schwaches Kräuseln von Wellen zu hinterlassen.
    Hanth landete auf dem Boden, hatte die Hand immer noch ausgestreckt, den Mund immer noch aufgerissen. Er konnte Rashodd nicht sehen und richtete seinen Blick auf die Stelle in der Luft, wo die Phiole gerade noch gewesen war. Er konnte Rashodd auch nicht hören, weil er sich auf das Geräusch eines Herzschlags konzentrierte, der ganz langsam schwächer wurde.
    Die Intervalle zwischen den schwächer werdenden Schlägen schienen sich zu einer quälenden Ewigkeit auszudehnen, bis sie schließlich ganz aufhörten. Ebenso wie Hanths Herzschlag.
    Es fing mit einem nadelkopfgroßen Punkt an, ein schwaches Rot, das in dem finsteren Wasser kaum zu erkennen war. Hanth starrte es an, beobachtete, wie es mit jedem Atemzug wuchs, den er machte, sah zu, wie es sich mit jedem wieder lauter werdenden Schlag des Herzens ausdehnte. Schon bald hatte die rote Stelle die Größe einer Faust, dann eines Kopfes, dann die eines Mannes.
    Als das höllische rote Glühen das ganze Becken ausfüllte, begann das Wasser zu kochen. Das Rot wurde verzehrt, verschlungen von einem schwarzen Schatten, der aus der Tiefe emporstieg. Die ungeheure Gestalt erhob sich rasch zur Oberfläche und durchbrach sie.
    Eine mannsgroße schwarze Hand mit Schwimmhäuten durchbrach rauschend das Wasser und umklammerte den Rand des Beckens. Unter ihren langen Krallen zerbröckelten die Steine.
    Rashodd sagte etwas, lachte, vielleicht weinte er auch. Hanth hörte es nicht. Hanth hörte ihn auch nicht schreien, als er unter einer zweiten schwarzen Klaue verschwand. Der Herzschlag war mittlerweile so laut wie Donner, und das Stöhnen aus der Tiefe des Beckens klang wie das Zerbersten eines Schiffes, wie das Rauschen der Flut, als würde die Erde ertrinken.
    Daga-Mer war frei. Der Himmel klagte und vergoss Tränen.
    Durch den Sturm, das Meer und die Steine hörte Hanth nur eins. Er hörte Kaslas Schrei. Im selben Moment sprang er auf.
    »Ich habe um einen besseren Weg gebetet, Hanth.« Als der Klippenaffe zu ihm aus der Tiefe sprach, lag eine grausige Ruhe in seiner Stimme. »Aber der Himmel hat nicht geantwortet.«
    Er hatte keine Zeit für Rashodd. Ebenso wenig für Daga-Mer, das bedrohliche Knarren des Tempeldaches oder das donnernde Rauschen von Wasser, als ein weiterer Arm sich aus dem Becken streckte.
    Der Himmel blutete. Es donnerte. Die Welt um ihn herum ging unter. Aber er konnte noch einen kleinen Teil davon retten.
    Er betete darum.
    Er rannte aus dem Tempel und stürzte auf die Straßen von Yonder. Wo die Hölle wartete.
    Ihre Lieder waren unheimlich anzuhören, und mit ihren plumpen Körpern saßen sie in schier endlosen Reihen auf den Hausdächern. Die Blicke ihrer riesigen, hellen Augen, die so zahlreich waren wie die Sterne, waren auf die Straßen der Stadt gerichtet. Die Omen sangen.
    »Die Rettung naht«, krächzten sie düster und unisono. »Die Fesseln rosten. Die Feuer verlöschen. Die Blinden werden immer noch hören, und die Tauben werden immer noch sehen. Sie kommt zu euch. Frohlocket!«
    Ihre Gesänge untermalten fette rote Tropfen, die aus dem Himmel fielen, noch während eine Woge klagenden Entsetzens von den Menschenmassen aufstieg, welche die Straßen verstopften.
    Doch das Chaos war nicht so umfassend, dass es ihn für den Anblick seiner ehemaligen Anhänger blind gemacht hätte, die er einst als der Mund geführt hatte. Die Froschwesen durchzogen die Menschenmassen wie dicke Adern aus weißer haarloser Haut. Ihre Augen waren so schwarz wie der Sturm am Himmel und ebenso erbarmungslos, während sie mit gezückten Messern zwischen den Menschen umhergingen und sie mit ihren schwimmhäutigen Händen packten.
    Die Menschen jammerten und schrien. Dem Jammern und Schreien folgten flehentliche Bitten und Gebete an Götter, die diese jedoch in dem Lärm des Donners nicht hören konnten. Die Omen sangen, die Froschwesen blubberten, und unablässig regnete Blut vom Himmel. Hanth konnte nur schreien und hoffen, dass er gehört wurde.
    »Kasla!«
    Das Tempeldach brach hinter ihm zusammen. Ein Heulen, jahrhundertealt und unermesslich tief, ertönte aus einem hohlen Herzen. Hanth warf sich in die Menschenmenge.
    »Kasla!«
    An jeder Straßenbiegung begegneten ihm Massen von Leibern und Furcht: Menschen, die er zur Seite schieben musste, Froschwesen, die er einfach umstieß. Erstere klammerten sich an ihn und baten um Hilfe,
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