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Die Todesliste

Die Todesliste

Titel: Die Todesliste
Autoren: Frederick Forsyth
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sah, in Bild und Ton an die Kommunikationszentrale in Dschibuti. Dai richtete jetzt seine direkte Funkverbindung mit Dschibuti ein und testete sie, und dann konnte er genau sehen, wo er war, wo das Dorf war, er sah die Marschroute dazwischen und konnte erkennen, ob im Zielgebiet irgendwelche Aktivitäten im Gange waren.
    Nach einem leise geführten Gespräch mit Dschibuti erstattete Dai den anderen Bericht. Beide Leitstellen konnten sie als sieben fahle Kleckse in der Wüste sehen. Im Dorf rührte sich nichts. Anscheinend schlief dort alles fest. Außerhalb der Häuser war kein Mensch zu sehen, und drinnen waren sie nicht zu entdecken. Der gesamte Reichtum des Dorfes, eine Ziegenherde, vier Esel und zwei Kamele, waren in einem Pferch oder draußen angepflockt und deutlich zu erkennen.
    Ein paar kleinere Punkte bewegten sich – die Straßenköter. Die Entfernung betrug vier Komma acht Kilometer, und die optimale Marschroute gab der Kompass mit genau null-zwei-null an.
    Der Captain hatte seinen eigenen Silva-Kompass und ein Sophie-Wärmebildsystem. Sie erstarrten, als auf dem Höhenkamm am Rand der sandigen Mulde, die Barry als Landeplatz ausgesucht hatte, ein kleiner Klecks erschien.
    Zu klein für einen Menschen, aber groß genug für den Kopf eines Beobachters. Doch dann verschwand er mit leisem Jaulen. Ein Wüstenschakal.
    Um zwei Uhr zweiundzwanzig machten sie sich im Gänsemarsch auf den Weg nach Norden.

SECHZEHN
    Sie marschierten in einer lockeren Reihe hintereinander. Curly ging an der Spitze und würde sie beim ersten Anzeichen von Widerstand warnen. Es gab keinen. David, der Captain, ging als Zweiter. Er schwenkte sein Wärmebildsystem hin und her, aber kein anderes warmblütiges Wesen zeigte sich.
    Dai hatte sein Funkgerät in der Tagestasche hinter seinem Kopf, oben auf dem Bergen-Rucksack, und durch einen Ohrhörer verfolgte er alles, was über Dschibuti aus Tampa kam, wo man sie aus der Stratosphäre beobachtete. Um zehn vor vier kam er an Davids Seite und flüsterte: »Eine halbe Meile, Boss.«
    Die nächsten achthundert Meter legten sie geduckt zurück, gebeugt unter der Vierzig-Kilo-Last auf ihrem Rücken. Unterdessen zogen hoch über ihnen Wolken auf und ließen es dunkler werden.
    Der Captain blieb stehen und machte mit dem Arm eine weiche Wellenbewegung nach unten. Die anderen ließen sich in den Sand sinken. David zog ein monokulares Nachtsichtgerät hervor und spähte nach vorn. Dann entdeckte er das erste der flachen, quaderförmigen Häuser des Dorfes. Der Silva-Kompass hatte sie an die Schwelle des Zielgebiets geführt.
    Er steckte das Monokular ein und holte seine Brille heraus, und die anderen sechs taten es ebenfalls. An die Stelle des langsam schwindenden Sternenlichts trat ein hellerer, fast unterwassergrüner Tunnel. Das Nachtsichtgerät fängt jedes Fünkchen Umgebungslicht ein und konzentriert es auf einen vorwärts gerichteten Tunnel. Der Träger hat kein Raumgefühl mehr und muss den Kopf hin- und herdrehen, um nach rechts und links zu schauen.
    Als das Ziel in Sicht war, brauchten die Männer ihre Rucksäcke nicht mehr, wohl aber die Munition und die Granaten, die sie enthielten. Sie ließen die Bergens vom Rücken gleiten, zogen die Arme aus den Schultergurten und füllten ihre Taschen mit Munition. Ihre M4-Sturmgewehre und die Pistolen waren mit vollen Magazinen geladen.
    David und der Spürhund krochen zusammen weiter. Sie sahen genau das, was sie auf einer der Aufnahmen gesehen hatten, die der Hawk aus schrägem Blickwinkel gemacht hatte. Eine Gasse führte von der Dorfmitte in die Wüste, in der sie kauerten. Irgendwo auf ihrer linken Seite stand das größere Haus, das man als das des Dorfoberhaupts identifiziert hatte und in dem jetzt die Gruppe des Predigers untergebracht war.
    Ein kleiner Hund kam herangetrabt, blieb stehen und schnupperte. Ein zweiter kam dazu. Beide waren räudig, möglicherweise tollwütig und daran gewöhnt, im Abfall zu wühlen und Exkremente oder – an Festtagen – die Eingeweide einer geschlachteten Ziege zu fressen. Sie witterten noch einmal, ahnten wohl, dass da draußen etwas war, aber es beunruhigte sie nicht so sehr, dass sie bellten und einen mehrstimmigen Hundealarm auslösten.
    Der Spürhund zog etwas aus der Brusttasche und schleuderte es wie ein Baseballwerfer zu den Kötern hinüber. Es landete mit leisem Klatschen im Sand der Gasse. Beide Hunde machten einen Satz und schnupperten wieder, bevor sie einmal bellten. Rohes Beefsteak. Sie
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