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Die Todesliste

Die Todesliste

Titel: Die Todesliste
Autoren: Frederick Forsyth
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durfte nichts verrutschen. Schließlich schaltete er von der bordinternen Sauerstoffversorgung auf die individuellen Flaschen um.
    In diesem Augenblick hörte der Spürhund ein neues Geräusch. Über dem Motorendonner dröhnte Musik aus dem Lautsprechersystem, und zwar fortissimo. Sie kam von einer CD . Durch den Bauch der C-130 hallten die gellenden Fanfaren von Wagners Ritt der Walküren. Der Beginn der persönlichen Musik des Captains war das Signal: noch drei Minuten bis P-Hour.
    Die sieben Männer standen an der Steuerbordseite der Maschine, als das dumpfe metallische Dröhnen anzeigte, dass die Rampe heruntergelassen wurde. Jonah und seine beiden Kollegen hatten sich in die Halteseile eingeklinkt, damit sie nicht hinausrutschen konnten.
    Die herabsinkende Rampe öffnete ein scheunentorgroßes Loch vor dem Himmel, und ein eiskalter Windstoß fuhr herein. Es stank nach Treibstoff und verbranntem Öl.
    Der Spürhund, der als Zweiter hinter Barry, dem Riesen, stand, spähte an ihm vorbei ins Leere. Da war nichts – nur wirbelnde Dunkelheit, eisige Kälte, dröhnender Lärm, und im Rumpf donnerten die wütenden Bässe der Walküren auf ihrem rasenden Ritt nach Walhalla.
    Ein letzter Check wurde durchgeführt. Der Spürhund sah, wie Jonah den Mund öffnete, aber er hörte nichts. Am Ende der Reihe kontrollierte Curly noch einmal die Ausrüstung von Tim vor ihm, um sicherzugehen, dass sich an Fallschirm und Sauerstoffversorgung seines Kameraden nichts verheddert hatte. Dann schrie er: »Sieben okay!«
    Jonah musste es gehört haben, denn er nickte Tim zu, und der tat das Gleiche bei seinem Vordermann Pete, dem Sanitäter. Die gegenseitigen Kontrollen gingen durch die Reihe. Sein Hintermann klopfte dem Spürhund auf die Schulter, und er tat das Gleiche bei Barry vor ihm.
    Jonah stand vor dem Riesen und sah ihn an. Als der Spürhund mit der Kontrolle fertig war, nickte Jonah und trat beiseite. Es gab nichts mehr zu tun. Nach all dem Schieben und Stoßen und Grunzen konnten die sieben Springer sich nur noch fünf Meilen über der somalischen Wüste ins Leere fallen lassen.
    Barry machte einen Schritt vorwärts, beugte sich vor und war verschwunden. Sie standen so dicht hintereinander, weil es katastrophale Folgen haben konnte, wenn sie in der Luft weit voneinander getrennt wurden. Ein Drei-Sekunden-Abstand, und zwei Springer würden so weit voneinander entfernt sein, dass sie sich nie wiederfanden. Weisungsgemäß sprang der Spürhund eine Sekunde nach Barry.
    Sofort war alles anders. Nach einer halben Sekunde war der Lärm verschwunden – das Dröhnen der vier Allisons der C-130, die Wagner-Musik, alles vorbei. Die Stille der Nacht umgab ihn, unterlegt nur vom sanft anschwellenden Rauschen des Windes, als sein fallender Körper über hundert Meilen pro Stunde hinaus beschleunigte.
    Er spürte, wie der Sog der abziehenden Hercules ihn umdrehen wollte, ihm die Füße über den Kopf zog und ihn auf den Rücken drehte, und er wehrte sich dagegen. Der Mond schien nicht, aber die Sterne der Wüste, hart und hell, kalt und beständig, unbeeinträchtigt durch irgendeine Art von Verschmutzung über eine Distanz von zweitausend Meilen, erleuchteten den Himmel mit mattem Licht.
    Er schaute hinunter und sah eine dunkle Gestalt tief unter sich. Er wusste, dass David, der Captain, dicht hinter ihm sein würde, während die andern vier eine Kette in den Himmel hinauf bildeten.
    David erschien neben ihm, die Arme an den Körper gelegt. Die Pfeilposition sollte seine Geschwindigkeit erhöhen und näher an Barry heranbringen. Der Spürhund machte es ihm nach. Langsam kam die große schwarze Gestalt unter ihnen näher. Barry fiel in Seesternposition, die Fäuste geballt, Arme und Beine halb gespreizt, um die Fallgeschwindigkeit auf hundertzwanzig Meilen zu bremsen. Als sie auf einer Höhe mit ihm waren, nahmen der Spürhund und der Captain die gleiche Haltung ein.
    Sie fielen in einer ungefähren Staffelformation, und die anderen vier kamen nacheinander dazu. Er sah, dass der Captain auf den Höhenmesser an seinem Handgelenk schaute, der auf den Umgebungsluftdruck über der Wüste eingestellt war.
    Er konnte es nicht sehen, aber der Höhenmesser zeigte an, dass sie unter fünfzehntausend Fuß waren. Bei fünftausend würden sie die Reißleinen ziehen. Als erster Springer hatte Barry die Aufgabe vorauszugleiten und seine Erfahrung und das matte Licht der Sterne zu nutzen, um eine möglichst ebene, steinfreie Landezone auszusuchen. Der
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