Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Todesliste

Die Todesliste

Titel: Die Todesliste
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
anderes in weiter Ferne. Der Mantel öffnete sich, und der Doppellauf einer abgesägten Schrotflinte hob sich.
    Später stellte die Polizei fest, dass beide Läufe gleichzeitig abgefeuert worden und die Patronen mit schwerem Rehposten geladen waren, nicht mit den winzigen Körnern, die man für die Vogeljagd benutzt. Die Distanz betrug ungefähr drei Meter.
    Wegen der Kürze der abgesägten Läufe war die Streuung breit. Einige der Stahlkugeln flogen rechts und links an dem Abgeordneten vorbei. Ein paar trafen Joe, rissen ihn herum und ließen ihn zurücktaumeln. Er trug eine Pistole unter der Jacke, benutzte sie aber nicht, sondern hob die Hände ans Gesicht.
    Der Polizist auf der Treppe sah alles mit an. Er zog seinen Revolver und kam im Laufschritt herunter. Der Angreifer riss beide Hände in die Höhe und schrie etwas. Die rechte Hand hielt das Schrotgewehr umklammert. Der Polizist wusste nicht, ob der zweite Lauf abgefeuert worden war, und er schoss dreimal. Da er auf diese Waffe trainiert war, konnte er den Mann aus sechs Metern Entfernung nicht verfehlen.
    Seine drei Kugeln trafen den schreienden Mann mitten in die Brust. Er flog rückwärts gegen den Kofferraum der Limousine, prallte davon ab und fiel vornüber in den Rinnstein, wo er mit dem Gesicht nach unten starb. Mehrere Leute erschienen im Portikus und sahen die beiden am Boden liegenden Gestalten. Der Chauffeur starrte auf seine blutenden Hände, und der Polizist stand über dem Angreifer und hielt den Revolver beidhändig nach unten gerichtet. Die Leute liefen wieder hinein und alarmierten die Polizei.
    Die beiden Toten wurden ins Leichenschauhaus gebracht, und Joe kam ins Krankenhaus, wo man ihn wegen der drei Schrotkugeln in seinem Gesicht versorgte. Der Abgeordnete war tot; mehr als zwanzig Stahlkugeln waren ihm in die Brust gedrungen und hatten Herz und Lunge durchschlagen. Tot war auch der Attentäter.
    Letzterer lag nackt auf dem Tisch im Leichenschauhaus, und es gab keinen Hinweis auf seine Identität. Er hatte keine Ausweispapiere und seltsamerweise keine Körperbehaarung außer seinem Bart. Aber als sein Gesicht in den Abendzeitungen gedruckt wurde, meldeten sich zwei Informanten: Der Dekan eines Colleges am Stadtrand identifizierte ihn als Studenten jordanischer Herkunft, und die Eigentümerin einer Pension erkannte in ihm einen ihrer Gäste.
    Detectives durchkämmten das Zimmer des Toten und beschlagnahmten zahlreiche Bücher in arabischer Sprache und einen Laptop. Der Inhalt des Computers wurde im kriminaltechnischen Labor der Polizei untersucht, und man fand etwas, das noch niemand beim Police Department von Boise je gesehen hatte. Auf der Festplatte war eine Serie von Vorträgen oder Predigten, gehalten von einer maskierten Gestalt, die mit funkelnden Augen in die Kamera starrte und fließend Englisch sprach.
    Die Botschaft war brutal und einfach. Der wahre Gläubige solle sich von der Ketzerei zum wahren Islam bekehren. Er solle sein Herz verschlossen halten, niemandem vertrauen und sich niemandem anvertrauen, er solle sich dem Dschihad weihen und ein wahrer und treuer Soldat Allahs werden. Dann solle er sich eine herausragende Person im Dienste des Großen Teufels suchen und sie in die Hölle schicken. Er solle sterben als Schahid, als Märtyrer, und im Paradiese Allahs leben in Ewigkeit. Dutzende solcher Predigten waren aufgezeichnet, und alle enthielten dieselbe Botschaft.
    Die Polizei gab das Material an das FBI -Büro in Boise weiter, und von dort wanderte die ganze Akte ins J. Edgar Hoover Building in Washington, D. C . In der FBI -Zentrale war niemand überrascht. Sie hatten schon vom Prediger gehört.
    1968
    Am 8. November setzten bei Mrs. Lucy Carson die Wehen ein, und man brachte sie geradewegs auf die Geburtshilfestation des Navy Hospital in Camp Pendleton, Kalifornien, wo sie und ihr Mann stationiert waren. Zwei Tage später kam ihr erster und, wie sich ergab, einziger Sohn zur Welt.
    Nach seinem Großvater väterlicherseits wurde er Christopher getauft, aber da dieser hohe Offizier der U. S. Marines meist Chris genannt wurde, bekam das Kind den Spitznamen Kit, um Verwechslungen zu vermeiden. Dass auch eine amerikanische Pionierslegende Kit Carson geheißen hatte, war reiner Zufall.
    Ebenso zufällig war das Geburtsdatum: Am 10. November des Jahres 1775 war das U. S. Marine Corps gegründet worden.
    Captain Alvin Carson war in Vietnam. Die Kämpfe dort waren heftig und würden es noch weitere fünf Jahre bleiben. Doch seine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher