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Die Todesliste

Die Todesliste

Titel: Die Todesliste
Autoren: Frederick Forsyth
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Armoured Brigade. Nennen sich selbst die Wüstenratten. Wie gesagt, verrückt. Nennen ihre eigenen Soldaten Ratten.«
    »Tatsächlich sind es Springmäuse, Sir.«
    »Was?«
    »Springmäuse. Wüstentiere wie die Erdmännchen. Sie haben den Namen gekriegt, als sie im Zweiten Weltkrieg in der Libyschen Wüste gegen Rommel kämpften. Er war der Wüstenfuchs. Die Springmaus ist kleiner, aber schwerer zu fassen.«
    Major Dolan war nicht besonders beeindruckt.
    »Kommen Sie mir nicht superschlau, Lieutenant. Irgendwie werden wir mit diesen Wüstenratten klarkommen müssen. Ich werde General Myatt vorschlagen, Sie als einen unserer Verbindungsoffiziere rüberzuschicken. Wegtreten.«
    Die Koalitionsstreitkräfte mussten noch weitere fünf Monate in dieser Wüste schmoren, während die alliierte Luftwaffe den von General Norman Schwarzkopf vor einem Angriff geforderten »Abbau« der irakischen Armee um fünfzig Prozent bewerkstelligte. Nachdem Kit Carson sich bei dem Kommandeur der britischen 7. Armoured Brigade, General Patrick Cordingley, gemeldet hatte, verbrachte er einen Teil dieser Wartezeit als Verbindungsoffizier zwischen den beiden Truppeneinheiten.
    Nur wenige amerikanische Soldaten entwickelten Interesse oder auch nur ein Gefühl für die einheimische arabische Kultur der Saudis. Carson, von Natur aus neugierig, war eine Ausnahme. Bei den Briten fand er zwei Offiziere, die ein wenig Arabisch sprachen, und lernte von ihnen eine Handvoll Redewendungen. Bei seinen Besuchen in al-Dschubail hörte er die täglichen fünf Rufe zum Gebet und sah, wie sich Gestalten in langen Gewändern auf die Knie sinken ließen und immer wieder die Stirn auf den Boden drückten, um so das Gebetsritual zu vollziehen.
    Er achtete darauf, die Saudis, mit denen er zusammenkam, mit dem förmlichen »Salaam alaikum« (Friede sei mit dir) zu begrüßen, und lernte auch die Antwort »Alaikum salaam« (Friede sei auch dir). Er bemerkte das jähe Erstaunen darüber, dass ein Ausländer sich die Mühe machte, und die Freundlichkeit, die darauf folgte.
    Nach drei Monaten wurde die britische Brigade auf die Größe einer Division verstärkt, und zu General Myatts Verdruss verlegte General Schwarzkopf die Briten weiter nach Osten. Als die Bodentruppen endlich in Marsch gesetzt wurden, war der Krieg kurz, hart und brutal. Die irakischen Panzerstreitkräfte wurden von britischen Challenger-II-Tanks und amerikanischen Kampfpanzern vom Typ Abrams weggefegt. Die Luftüberlegenheit war absolut, wie sie es schon seit Monaten gewesen war.
    Saddams Infanterie war in ihren Schützengräben durch die amerikanischen B-52-Bomber pulverisiert worden, und die Soldaten ergaben sich scharenweise. Für die U. S. Marines bestand der Angriff in einem Sturm nach Kuwait hinein, wo sie mit Jubel empfangen wurden, und einem letzten Vormarsch zur irakischen Grenze, an der das Oberkommando ihnen befahl, haltzumachen. Der Bodenkrieg dauerte nur fünf Tage.
    Lieutenant Kit Carson musste etwas richtig gemacht haben, denn nach seiner Rückkehr im Sommer 1991 bekam er die ehrenvolle Versetzung zum 81-mm-Mörser-Platoon als bester Lieutenant seines Bataillons. Offensichtlich zu Höherem berufen, tat er zum ersten – aber nicht zum letzten – Mal in seinem Leben etwas Unkonventionelles: Er bewarb sich um ein Olmsted-Stipendium und bekam es. Als man ihn nach dem Grund fragte, gab er zur Antwort, er wolle auf das Fremdspracheninstitut des Verteidigungsministeriums im Presidio in Monterey, Kalifornien. Auf weiteres Befragen gestand er, dass er Arabisch lernen wolle. Diese Entscheidung sollte sein ganzes Leben verändern.
    Seine leicht verwirrten Vorgesetzten stimmten dem Antrag zu. Mit dem Olmsted-Stipendium in der Tasche verbrachte er sein erstes Jahr in Monterey und bekam dann eine zweijährige Praktikantenstelle an der American University in Kairo. Hier stellte er bald fest, dass er der einzige U. S. Marine und überhaupt der einzige Soldat war, der je im Feld gewesen war. Während Carson in Kairo war, versuchte ein Jemenit namens Ramsi Yussef, einen der Twin Towers in Manhattan zu sprengen. Er scheiterte, hatte aber, vom amerikanischen Establishment unbeachtet, den ersten Schuss des islamischen Dschihad gegen die USA abgefeuert.
    Damals gab es noch keine Internetzeitungen, doch Lieutenant Carson konnte den Gang der Ermittlungen auf der anderen Seite des Atlantiks im Radio verfolgen. Er war verwirrt und fasziniert, und schließlich stattete er dem weisesten Mann, dem er in Ägypten
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