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Die Todesliste

Die Todesliste

Titel: Die Todesliste
Autoren: Frederick Forsyth
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Stationierung dort ging dem Ende zu, und er bekam Weihnachtsurlaub, damit er zu seiner Frau und seinen beiden Töchtern nach Hause fahren und seinen erstgeborenen Sohn im Arm halten konnte.
    Nach Neujahr kehrte er nach Vietnam zurück, und 1970 kam er endgültig nach Hause auf den ausgedehnten Marinestützpunkt in Pendleton. Sein nächster Einsatz war keiner, denn er blieb drei Jahre in Pendleton und konnte seinen Sohn vom Krabbelkind zum viereinhalbjährigen Jungen heranwachsen sehen.
    Hier, weit entfernt vom tödlichen Dschungel, führten die Eheleute das übliche Stützpunktdasein zwischen Familienunterkunft, seinem Büro, dem Social Club, dem PX -Supermarkt und der Kirche des Stützpunkts. Und er konnte seinem Sohn im Jachthafen von Del Mar das Schwimmen beibringen. Manchmal, wenn Carson sich später an die Jahre in Pendleton erinnerte, sah er überall nur eitel Sonnenschein.
    1973 wurde er »mit Familie« nach Quantico versetzt, in die unmittelbare Nachbarschaft von Washington, D. C. Damals war Quantico nichts als eine endlose, von Mücken und Zecken verseuchte Wildnis, wo ein kleiner Junge im Wald auf die Jagd nach Eichhörnchen und Waschbären gehen konnte.
    Die Familie Carson lebte noch auf dem Stützpunkt, als Henry Kissinger und der Nordvietnamese Lê Duc Tho sich am Stadtrand von Paris trafen und die Vereinbarung schmiedeten, die dem zehn Jahre andauernden Gemetzel namens Vietnamkrieg ein Ende machte.
    Carson, der inzwischen Major war, kehrte zu seinem dritten Einsatz nach Vietnam zurück. Dort wimmelte es noch immer von Gefahren, denn die nordvietnamesische Armee schickte sich an, das Pariser Abkommen zu brechen und in den Süden einzumarschieren. Aber Carson kam früh genug in die Heimat zurück, um die wütende Balgerei auf dem Dach der US -Botschaft in Saigon, wo der letzte Hubschrauber zum Flughafen startete, nicht mehr zu erleben.
    In all diesen Jahren durchlief sein Sohn Kit die normalen Phasen eines kleinen amerikanischen Jungen: Little League Baseball, Pfadfinder, Schule. Im Sommer 1976 wurden Major Carson und seine Familie auf den dritten riesigen Stützpunkt der Marines versetzt: nach Camp Lejeune in North Carolina.
    Als stellvertretender Bataillonskommandeur arbeitete Major Carson im Hauptquartier der 8th Marines in der »C« Street und wohnte mit seiner Frau und seinen drei Kindern in der Siedlung für verheiratete Offiziere. Sie sprachen nie darüber, was der heranwachsende Junge vielleicht einmal werden wollte. Er war in zwei Familien hineingeboren worden, in die der Carsons und ins Marine Corps. So ging jeder davon aus, dass er in die Fußstapfen seines Großvaters und seines Vaters treten, zur Offiziersschule gehen und die Uniform tragen würde.
    Von 1978 bis 1981 wurde Major Carson auf einen längst überfälligen Posten auf See versetzt, nach Norfolk, auf den großen Stützpunkt von U. S. Navy und Marines am Südufer der Chesapeake Bay im Norden von Virginia. Die Familie wohnte auf dem Stützpunkt, und der Major fuhr als Offizier der Marineinfanterie auf der USS Nimitz , dem Stolz der Flugzeugträgerflotte. Von diesem Posten aus beobachtete er das Fiasko der Operation Eagle Claw, auch bekannt als Desert One, dieses hilflosen Versuchs zur Rettung der amerikanischen Diplomaten, die in Teheran von »Studenten« im Bann des Ayatollah Khomeini als Geiseln genommen worden waren.
    Major Carson stand mit einem Hochleistungsfernglas auf dem Brückenflügel der Nimitz und beobachtete, wie die acht großen Hubschrauber vom Typ Sea Stallion donnernd auf die Küste zuflogen, um die Green Berets und Rangers zu unterstützen, die den Zugriff durchführen und die befreiten Diplomaten auf das sichere Schiff bringen würden.
    Und er sah zu, wie sie sich fast alle verwundet zurückschleppten, als Erste die beiden, die gleich über der iranischen Küste ausfielen, weil sie keine Sandfilter hatten und in einen Staubsturm gerieten. Danach brachten andere die Verletzten zurück, nachdem eine der Maschinen in das Cockpit eines Hercules-Transportflugzeugs geflogen und in einem riesigen Feuerball aufgegangen war. Für den Rest seines Lebens blieb Carson verbittert über die stümperhafte Planung, die das alles verursacht hatte.
    Vom Sommer 1981 bis 1984 diente Alvin Carson, inzwischen Lieutenant Colonel, in London als Marineattaché in der US -Botschaft am Grosvenor Square. Kit ging auf die amerikanische Schule in St. John’s Wood, und später dachte der Junge mit liebevollen Erinnerungen an seine drei Londoner
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