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Die Todesliste

Die Todesliste

Titel: Die Todesliste
Autoren: Frederick Forsyth
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Carson lernte eine Navy-Krankenschwester aus dem Krankenhaus kennen, in dem er zur Welt gekommen war, und heiratete sie. Drei Jahre lang versuchten er und Susan, ein Baby zu bekommen, bis die Untersuchungen endgültig ergaben, dass sie keine Kinder empfangen konnte. Sie beschlossen, eins zu adoptieren – eines Tages, jedoch noch nicht sofort. 1999 wurde er an die Generalstabsschule in Quantico abkommandiert und 2000 zum Major befördert. Nach seinem Examen wurden er und seine Frau erneut versetzt, diesmal nach Okinawa in Japan.
    Dort, viele Zeitzonen weit westlich von New York, wo er noch die Spätnachrichten einschaltete, bevor er ins Bett gehen wollte, sah er ungläubig die Bilder, die später unter dem Namen »Nine/Eleven« zusammengefasst werden sollten.
    Die ganze Nacht saß er zusammen mit anderen im Offizierskasino vor dem Fernseher und sah immer wieder die Zeitlupenaufnahmen der beiden Flugzeuge, die sich erst in den nördlichen, dann in den südlichen Turm bohrten.
    Anders als die Männer um ihn herum sprach er Arabisch, und er kannte die arabische Welt und die Komplexität des Islam, dem mehr als eine Milliarde Menschen auf der Erde angehörten.
    Carson dachte an den sanften, höflichen Professor Abdulasis, der ihm Tee serviert und eine lange dunkle Nacht für den Islam prophezeit hatte, und an viele andere. Er lauschte dem anschwellenden Dröhnen der Wut um ihn herum, als Einzelheiten bekannt wurden. Neunzehn Araber, darunter fünfzehn Saudis, hatten die Tat begangen. Er erinnerte sich, wie strahlend die Ladenbesitzer von al-Dschubail gelächelt hatten, wenn er sie in ihrer Sprache begrüßte. Dieselben Menschen?
    Im Morgengrauen wurde das ganze Regiment für eine Ansprache des Regimentskommandeurs zusammengetrommelt. Seine Botschaft war finster. Sie befanden sich im Krieg, und wie immer würde das Marine Corps sein Land verteidigen, wann, wo und wie es nötig war.
    Verbittert dachte Major Kit Carson an die verschwendeten Jahre, als in Afrika und im Nahen Osten ein Angriff nach dem anderen gegen die USA geführt worden war, was jedes Mal dazu geführt hatte, dass die Politiker eine Woche lang empört waren, ohne das gewaltige Ausmaß des Angriffs zu erkennen, der da in einer Kette von afghanischen Höhlen geplant wurde.
    Das gewaltige Trauma, das Nine/Eleven den USA und ihren Bewohnern zufügte, lässt sich kaum einschätzen. Alles änderte sich, und nichts würde wieder so sein wie früher. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden wachte der Riese endlich auf.
    Carson wusste, dass es einen Vergeltungsschlag geben würde, und er wollte daran beteiligt sein. Aber er saß auf einer japanischen Insel fest und hatte dort noch Jahre vor sich.
    Doch das Ereignis, das Amerika veränderte, veränderte auch Kit Carsons Leben. Er konnte nicht wissen, dass zu Hause ein sehr hoher Beamter der CIA , ein Veteran aus dem Kalten Krieg namens Hank Crampton, die Akten von Army, Navy, Air Force und Marines nach einer sehr seltenen Sorte Mann durchkämmte. Die Operation hatte den Namen Scrub, und er suchte nach aktiven Offizieren, die Arabisch sprachen.
    In seinem Büro in Building No. 2 auf dem CIA -Gelände in Langley, Virginia, wurden die Akten in die Computer eingegeben und dort schneller durchsucht, als das menschliche Auge lesen oder das Gehirn die Informationen verarbeiten könnte. Namen und Karrieren leuchteten auf, die meisten wurden verworfen, ein paar wenige ausgesondert.
    Bei einem Namen blitzte ein pulsierender Stern in der oberen Bildschirmecke auf. Major bei den U. S. Marines, Olmsted Stipendium, Sprachenschule in Monterey, zwei Jahre Kairo, zweisprachig in Englisch und Arabisch. Wo ist er?, fragte Crampton. Auf Okinawa, sagte der Computer. Wir brauchen ihn hier, sagte Crampton.
    Es kostete Zeit und ein bisschen Gebrüll. Das Marine Corps sträubte sich, aber die CIA hatte die besseren Argumente. Der Direktor der CIA ist dem Präsidenten direkt unterstellt, und Direktor George Tenet hatte George W. Bushs Ohr. Das Oval Office wies den Protest des Marine Corps zurück, und Major Carson wurde kurzerhand zur CIA beordert. Er wollte den Dienst nicht wechseln, doch so konnte er wenigstens Okinawa verlassen. Er schwor sich, ins Corps zurückzukehren, sobald er konnte.
    Am 20. September 2001 startete ein Starlifter auf Okinawa und nahm Kurs auf Kalifornien. Hinten in der Maschine saß ein Major der Marines. Das Corps würde sich um seine Frau Susan kümmern und sie in ein Quartier auf dem Marineinfanteriestützpunkt in
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