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Die Todesliste

Die Todesliste

Titel: Die Todesliste
Autoren: Frederick Forsyth
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kamen heran, beschnupperten es, und der vordere verschlang den Leckerbissen mit einem Happs. Ein zweiter Fetzen flog für seinen Freund herüber und verschwand ebenfalls.
    Der Spürhund warf eine ganze Salve von Fleischfetzen in die Gasse. Weitere Straßenköter erschienen, neun insgesamt. Sie sahen, wie ihre Leithunde das Fleisch fraßen, und taten es ihnen nach. Es gab genug für alle, und jeder bekam mindestens eins ab. Dann stöberten sie herum und suchten nach mehr.
    Die ersten, die gefressen hatten, begannen zu taumeln. Ihre Beine knickten ein, sie fielen auf die Seite und strampelten kraftlos mit den Füßen. Schließlich rührten sie sich nicht mehr. Innerhalb von zehn Minuten waren sie alle bewusstlos.
    David richtete sich in der Hocke auf und deutete nach vorn, das Gewehr im Anschlag, den Finger am Abzug. Fünf Mann folgten ihm, und Barry blieb zurück und behielt die Häuser im Auge. Ein Esel schrie irgendwo im Dorf. Nichts rührte sich. Die Feinde vor ihnen schliefen entweder, oder sie lagen in einem Hinterhalt. Der Spürhund vermutete, dass Ersteres der Fall war. Die Männer aus Marka waren ja Fremde wie sie, und die Hunde hätten ihretwegen ebenfalls gebellt.
    Er hatte recht.
    Der Stoßtrupp drang in die Gasse ein und näherte sich dem Haus zur Linken. Es war das dritte und stand dem Platz zugewandt. Die maskierten Männer konnten eine Tür zur Gasse erkennen, aus dicken alten Holzbalken, die von woanders hergebracht worden sein mussten, denn hier wuchs nichts als struppiger Kameldorn. An der Plankentür hingen zwei Eisenringe, doch man sah weder Schloss noch Schlüsselloch. David drückte mit den Fingerspitzen dagegen. Die Tür gab nicht nach. Sie war von innen verriegelt. Plump, aber wirkungsvoll. Man würde einen Rammbock brauchen. Er winkte Tim, dem Sprengstoffexperten, deutete auf die Tür und zog sich zurück.
    Tim hielt etwas in der Hand, das aussah wie ein kleiner Kranz. Er befestigte ihn vor dem Spalt zwischen dem rechten und dem linken Türflügel. Wäre die Tür aus Metall gewesen, hätte er einen Magneten oder ein Stück Kitt benutzen können, doch am Holz verwendete er Heftzwecken. Dazu musste er nicht hämmern. Ein Druck mit dem Daumen genügte. Als der Kranz angebracht war, stellte er den Kurzzeitzünder ein und winkte die andern zurück.
    Sie wichen fünf Schritte zurück und duckten sich. Da es sich um eine Hohlladung handelte, würde es keinen Explosionsdruck nach außen geben. Die ganze Sprengkraft des PETN -Plastiksprengstoffs würde sich nach innen richten und das Holz wie mit einer Motorsäge in einem Sekundenbruchteil durchdringen.
    Der Spürhund war überrascht, wie leise die Explosion klang – ein gedämpftes Krachen wie von einem brechenden Zweig. Dann stürmten die ersten vier durch die Tür, die sich mühelos aufstoßen ließ. Der innere Querriegel war gesplittert und gebrochen. Tim und Dai blieben draußen und sicherten den Platz mit den drei Pick-ups, den angebundenen Eseln und dem Ziegenpferch.
    Der Captain war als Erster im Haus, dicht gefolgt vom Spürhund. Drei Männer richteten sich, noch halb schlafend, auf dem Boden auf. Die Stille der Nacht wurde vom automatischen Feuer aus zwei M4-Sturmgewehren zerrissen. Alle drei gehörten zu der Gruppe aus Marka. Sie waren die Leibwächter des Predigers. Alle drei waren tot, bevor sie aufspringen konnten. Schreie kamen aus einem anderen Raum hinter einer weiteren Tür.
    Der Captain blieb einen Moment lang stehen und vergewisserte sich, dass die drei wirklich tot waren. Pete und Curly kamen von der Gasse herein. Der Spürhund trat die innere Tür ein und stürmte hindurch. Hoffentlich, betete er, hatte Opal, wo immer er sein mochte, auf die erste Salve reagiert und sich auf den Boden geworfen, vorzugsweise unter ein Bett.
    In dem Zimmer waren zwei Männer. Anders als die im Vorraum hatten sie zwei Betten der Familie beschlagnahmt, zwei roh behauene Plankenbetten mit Kamelhaardecken. Sie fuhren hoch, konnten aber in der pechschwarzen Finsternis nichts sehen. Der Stämmige, der vierte Leibwächter, hatte wohl gedöst, jedoch nicht fest geschlafen. Offensichtlich hatte er Nachtwache und sollte wach bleiben. Mit einer Pistole in der Hand sprang er auf und schoss.
    Die Kugel pfiff am Kopf des Spürhunds vorbei. Was wirklich wehtat, war das grelle Licht des Mündungsfeuers, vielfach verstärkt durch die Nachtsichtbrille. Es strahlte ihm in die Augen wie ein Suchscheinwerfer. Er feuerte blindlings zurück, einen automatischen
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