Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Todesliste

Die Todesliste

Titel: Die Todesliste
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
von unten auf seine linke Seite, wo er ihm die Eingeweide zerfetzen würde, doch damit hatte der Spürhund gerechnet. Seine linke Hand fuhr auf das aufsteigende Handgelenk herunter und blockte die Stahlspitze eine Handbreit vor seinem Körper. Sein eigenes rechtes Handgelenk wurde ebenfalls gepackt.
    Der Prediger war zwölf Jahre jünger und abgehärtet von einem asketischen Leben in den Bergen. Wenn es um brutale Körperkraft ginge, würde er vielleicht gewinnen. Die Spitze des Billao schob sich einen Zoll näher heran. Der Spürhund erinnerte sich an seinen Ausbilder beim Fallschirmspringerlehrgang in Fort Bragg. Der Mann war nicht nur ein guter Springer gewesen, sondern auch ein erfahrener Einzelkämpfer.
    »Östlich von Suez und südlich von Tripoli haben sie keine guten Streetfighter«, hatte er bei einem Bier im Sergeants’ Club erzählt. »Sie verlassen sich auf ihre Klinge und ignorieren Eier und Nase.«
    Der Spürhund legte den Kopf in den Nacken und ließ ihn nach vorn schnellen. Er spürte den Schmerz an der Stirn und wusste, er würde eine Beule bekommen, aber er fühlte das Krachen, als das Nasenbein seines Gegners zersplitterte.
    Die Hand, die sein Handgelenk umklammert hielt, lockerte sich. Er riss sich los, holte aus und stieß zu. Seine Messerklinge fuhr glatt zwischen die fünfte und sechste Rippe auf der linken Seite. Eine Handbreit vor seinem Gesicht sah er die hasserfüllten bernsteinfarbenen Augen, die langsam einen fassungslosen Ausdruck annahmen, als der Stahl sich ins Herz bohrte. Das Lebenslicht in ihnen erlosch.
    Die Bernsteinfarbe wurde im Mondlicht zu Schwarz, und das Gewicht des Predigers sank auf das Messer des Spürhunds. Er dachte an seinen Vater im Bett auf der Intensivstation, beugte sich vor, bis seine Lippen dicht über dem schwarzen Bart waren, und flüsterte: » Semper fi , Prediger.«
    Die Pathfinder bildeten einen Verteidigungsring, um die Morgendämmerung abzuwarten, aber die Beobachter in Tampa konnten ihnen versichern, dass keine feindliche Intervention mehr zu erwarten war. Die Wüste gehörte nur den Schakalen.
    Die Bergen-Rucksäcke wurden aus der Wüste geborgen, auch Petes Sanitäterausrüstung. Er versorgte den geretteten Kadetten Ove Carlsson. Der Junge war nach wochenlangem Aufenthalt im Kerker von Garacad von Parasiten infiziert, unterernährt und traumatisiert. Pete kümmerte sich um ihn, so gut er konnte, und gab ihm auch eine Morphiumspritze. Der Kadett versank zum ersten Mal seit Wochen in einen tiefen Schlaf auf einem Bett vor dem neu angezündeten Feuer.
    Im Licht einer Taschenlampe untersuchte Curly die drei Technicals auf dem Platz. Der eine war von M4- und Kalaschnikow-Kugeln durchsiebt und würde offensichtlich nicht mehr fahren. Die beiden anderen waren straßentauglich, als er mit ihnen fertig war, und sie waren mit vollen Reservekanistern beladen, genug für ein paar hundert Meilen.
    Im ersten Tageslicht sprach David mit Dschibuti und versicherte, die Einheit könne mit den beiden Technicals westwärts zur äthiopischen Grenze fahren. Gleich dahinter in der Wüste lag die Landepiste, die ihrer Ansicht nach als Abholplatz am besten geeignet war, falls sie es dorthin schaffen könnten. Nach Curlys Schätzung waren es zweihundert Meilen bis dorthin, eine zehnstündige Fahrt, Tankstopps und Reifenwechsel einkalkuliert und vorausgesetzt, sie stießen nicht auf feindlichen Widerstand. Man versicherte ihnen, dass die C-130 Hercules, die längst wieder in Dschibuti gelandet war, sie erwarten würde.
    Agent Opal, der kohlschwarze Äthiopier, war grenzenlos erleichtert, seine zunehmend gefährliche Maskerade hinter sich zu haben. Die Pathfinder öffneten ihre Proviantvorräte und bereiteten ein passables Frühstück, dessen Mittel- und Höhepunkt ein loderndes Feuer auf dem Rost und etliche Becher mit starkem, süßem Tee mit Milch waren.
    Die Leichen wurden auf den Platz geschleift und den Dorfbewohnern zum Begräbnis überlassen. Beim Prediger wurde ein dickes Bündel von somalischen Geldscheinen gefunden und dem Dorfvorsteher für seine Mühen übergeben.
    Den Koffer mit einer Million Dollar in bar fanden sie unter dem Bett, von dem aus der Prediger auf das Dach geflüchtet war. Der Captain wies darauf hin, dass sie Fallschirme und Verpackung im Wert von einer halben Million Dollar in der Wüste zurückgelassen hatten. Da es keine gute Idee wäre, in die falsche Richtung zurückzufahren, um sie zu holen, könne man das Regiment doch mit dieser Beute
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher