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Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin
Autoren: Torsten Fink
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gestern gelungen ist. Oder habe ich etwas verpasst, Nehis?«, fragte die Alte scharf.
    Maru schüttelte stumm den Kopf.

    »Unverwundbar sollen sie machen, ist es nicht so, Biredh, alter Freund?«
    »So heißt es in den Geschichten«, bestätigte der Erzähler.
    Wika zog eine Knochennadel aus ihrem Rock und stach Maru in die Hand.
    »Au!«
    Ein Tropfen Blut trat aus der winzigen Wunde.
    »So viel dazu«, sagte Wika trocken. »Und ausziehen kann man sie nicht mehr, wenn man sie einmal angelegt hat. Sie ist nun ein Teil von dir, Nehis. Bis ans Ende deiner Tage, möge es fern sein.«
    »Aber das ist furchtbar«, flüsterte Maru schwach. Ihr Kopf dröhnte, und ihr Körper brannte wie Feuer. Da lief ein schmales graues Band um ihre Hüften, nicht viel breiter als ihre gespreizte Hand. Sie war entstellt, für den Rest ihres Lebens. Schlangenhaut und jetzt ein Teil von ihr? Ihr wurde schlecht, und sie musste sich übergeben.
    »Kann sie laufen?«, fragte Tasil.
    Wika lachte meckernd. »Sei froh, dass sie noch atmen kann, Urather. Laufen? Blut hat sie verloren. Viel Blut.«
    »Aber wir müssen hier weg.«
    »Du hast Recht. Hier könnt ihr nicht bleiben. Der Alldhan. Wenn es hell wird, wird er Krieger schicken, nachzusehen, was mit seinen anderen Kriegern geschehen ist. Das wird er tun. Und wenn diese Männer Pech haben, werden sie der gleichen Macht begegnen wie jene, nach denen sie suchen«, sagte die Kräuterfrau und kratzte sich am Kinn. Dann grinste sie breit. »Wenn sie Glück haben, treffen sie stattdessen mich, und ich erkläre ihnen, was geschehen ist.«
    »Numur wird euch viele Fragen stellen«, sagte Tasil nachdenklich.
    »Ich habe keine Angst vor diesem Mann. Er führt Krieg, also
wird er mein Wissen noch brauchen. Seine Männer kommen jedenfalls schon zu mir, weil sie ihrem eigenen Heiler nicht trauen.«
    »Es wäre gut, wenn ihr nicht erwähnen würdet, dass ich noch lebe.«
    »Ich soll lügen?«, fragte Wika mit schlecht gespielter Entrüstung.
    Tasil schüttelte den Kopf. »Das wäre nicht klug, denn ich habe so das Gefühl, dass ich Numur bald wieder in die Quere kommen werde. Sag ihm einfach, du weißt nicht, was aus uns geworden ist, wenn er überhaupt nach mir fragt. Das ist nicht gelogen, denn ich werde dir nicht sagen, wohin wir fahren werden.«
    »Er wird auch ganz andere Sorgen haben«, sagte Biredh sanft.
    Wika nickte. »Viele seiner Männer sind tot. Und der Wurm Hana auch. Möge ihn Dhanis gut ins nächste Leben geleiten. Es ist doch sicher, dass er tot ist, oder?«, fragte sie besorgt.
    »Er war im Tempel, als es geschah«, sagte Biredh.
    »Er war schon tot, bevor die Erwachte kam«, ergänzte Tasil düster.
    »Er hätte auf mich hören sollen, dieser Narr. Aber nie hört einer auf die alte Wika.«
    Maru sagte leise: »Er hat deinen Namen gerufen.«
    »Wer, Hana ?«
    »Nein, Dwailis. Als er starb.«
    Wikas knochiges Gesicht wurde plötzlich weich. »So, hat er das? Er hat das Nein gehört und doch nie angenommen. Verrückt war er eben. Wie alle Männer.«
    »Ich glaube, sie kommen«, sagte eine Stimme. »Da rufen Hörner über dem Fenn.«
    »Rema!«, rief Maru leise.
    Es war wirklich Rema, der jetzt durch die Tür trat. Wie gerne hätte sie mit ihm geredet. Aber man ließ ihnen keine Zeit.

    »Schnell«, rief Wika, »nehmt mein Boot, es ist klein und leicht.«
    Tasil hob Maru mit der Decke vorsichtig auf und trug sie aus der Behausung.
    »Aber ich bin nackt!«, erhob Maru Einspruch.
    Wika schüttelte den Kopf. »Die Decke muss genügen. Für Eitelkeit haben wir jetzt keine Zeit.«
    Wieder erklangen Hörner in der Ferne.
    »Sie sind früh dran«, flüsterte Tasil grimmig.
    »Der Morgen bricht bald an. Beeilt euch, solange die Dunkelheit euch noch schützt.«
    »Rema«, sagte Maru schwach.
    Er war plötzlich neben Tasil und hielt ihre Hand, während sie getragen wurde.
    »Du erlebst seltsame Dinge, Nehis«, sagte er mit einem schiefen Lächeln.
    Maru sah ihn an. Sein Dorf hatte so schwer gelitten, und mit einem Mal zuckte wieder der Gedanke durch ihren Kopf, dass es ihre Schuld war. Wie konnte sie das jemals wiedergutmachen?
    »Es tut mir leid«, sagte sie, weil ihr nichts Besseres einfiel.
    Rema zuckte mit den Achseln, sagte aber nichts.
    Tasil legte Maru vorsichtig ins Boot. Sie bemerkte erst jetzt, dass es gar nicht regnete. Singvögel begrüßten den Morgen.
    »Vielleicht sehen wir uns wieder«, rief Maru.
    »Das hoffe ich, oder – soll ich nicht vielleicht besser mitkommen, Urather? Du
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