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Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin
Autoren: Torsten Fink
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wieder fort, schon wieder fort. Und noch Stunden, bis Wika kommt, Stunden.«
    Das Wasser rann über ihren Körper. Sie zitterte und konnte nicht aufhören. Wenn sie jetzt einschliefe, würde sie nie wieder aufwachen. Sie flüsterte den fallenden Tropfen ein ›Danke‹ zu. Wurde sie jetzt auch verrückt? Ihre Gedanken verwirrten sich. Da waren Farben und Gerüche, aber etwas war falsch. Der Regen, er roch nicht frisch, nicht nach den hohen Wolken, aus denen er stammte, er roch faulig, schwarz, nach Tod und Verwesung.
    Eine silbrige Stimme schlängelte sich aus der Dunkelheit. »Ich grüße dich, Maru Nehis, und ich grüße dich, alter Mann.«
    Utukku!

    Dwailis drehte sich langsam um. Der Daimon stand am Rand des Fackelscheins. Seine offenen Wunden schwärten.
    »Schatten! Was willst du hier? Weiche!«, schrie Dwailis.
    Der Daimon legte den Kopf schief und sah den alten Mann lange an. Seine kupfernen Augen leuchteten im Fackelschein.
    »Ich helfe«, flüsterte er.
    »Du bist ein Daimon, ein Alfskrol, ein Wesen der anderen Welt. Du hast hier keinen Platz!«
    Utukku lachte schnarrend. »Schwacher Mann«, sagte er. Seine Stimme verschmolz mit dem Rauschen des Regens.
    »Sie steht unter meinem Schutz, du wirst ihr nichts tun!«, schrie Dwailis. Seine halbnackte Gestalt schob sich zwischen Maru und den Daimon. Die langen Haare klebten ihm wirr an der Stirn.
    »Retten kann ich sie«, sagte Utukku langsam.
    »Du willst sie retten, Alfskrol? Bleibe fern von ihr!«
    »Dein Blut, Maru Nehis. Gib es mir.«
    »Hier fließt es, Utukku, nimm dir doch«, stöhnte Maru. Tatsächlich quoll wieder Blut aus ihrer Wunde. Sie fühlte sich unendlich schwach.
    »Freier Wille muss es geben, Maru Nehis, aus dem Fleisch gegeben werden. Das weißt du!«
    »Was redest du da, Alfskrol? Was willst du von ihr?« Dwailis schwenkte drohend seine magere Faust gegen den Daimon.
    Utukku lachte schnarrend und stand plötzlich auf der anderen Seite der Pritsche.
    »Maghai-Blut«, sagte er.
    Der Geruch von Verwesung war schlimm. Die offenen Wunden eiterten, und Maru kam es vor, als würden Maden darauf herumkriechen. Aber wie konnte das sein? Der Regen fiel doch immer noch durch den körperlosen Leib des Daimons hindurch.
    Dwailis lachte triumphierend. »Dann bist du falsch, Wesen der Finsternis. Hier hat nur einer Maghai-Blut, und das bin ich!«

    »Schmeckst du es nicht, alter Mann?«
    Dwailis starrte Utukku an, dann Maru. Sein Blick irrlichterte über ihr Gesicht. Dann murmelte er: »Natürlich. Da liegt es, ich sehe es nicht, rieche es nicht. Der Schleier. Deshalb sah ich nichts. Die Eide – gebrochen. Bin ich so blind und taub geworden? Die Augen. Dieses Grün. Natürlich! Ich Narr!«
    Auf einmal war eine kalte Klarheit in seinem Blick, die Maru erschreckte. Wika hatte sie vor ihm gewarnt. Er war immer noch ein Maghai, wie Jalis, der versucht hatte, sie umzubringen. Dwailis starrte sie mit offenem Mund durchdringend an.
    »Ihr Blut«, drängte Utukku. »Maghai-Blut.«
    Dwailis hörte ihn nicht.
    »Ich werde es dir nicht geben, Utukku. Niemals«, hauchte Maru mit aller Kraft, die sie noch hatte.
    »Du wirst bald sterben, Maru Nehis«, flüsterte der Daimon. Seine kupfernen Augen waren ohne Mitleid.
    »Gut. Dann wirst du es nie bekommen.«
    »Kann dich retten«, sagte der Daimon leise. »Ein langes Leben. Glück. Geben, nehmen.«
    Der alte Maghai löste sich aus seiner Erstarrung: »Du bist ein Alfskrol. Die Kunst des Heilens ist deiner Art nicht zu eigen!«, sagte er langsam. »Gehe zurück in das Loch, aus dem du gekrochen bist, Schatten.«
    Utukku legte seinen Kopf wieder schief und betrachtete die Speerspitze, die aus Marus Bauchdecke ragte. »Ich kann nicht heilen. Aber Sie kann es.«
    » Sie ? Sie ? Die Zermalmerin? Du redest wirr, Daimon!«
    »Sie gibt es mir. Ich gebe es dir. Sie wird gesund.«
    Dwailis sah Utukku lange an.
    »Ich gebe ihm mein Blut nicht, Dwailis. Rache und Tod. Das will er«, flüsterte Maru schwach.
    »Verspreche es«, sagte der Daimon.

    »Du willst das Blut eines Maghai – und dann kannst du sie heilen?«, fragte Dwailis.
    » Sie kann es.«
    »Heile sie, dann gebe ich dir meines, Alfskrol.«
    Utukkus kupferne Augen blitzten. Dann schüttelte er den Kopf. »Zuerst das Blut, die Kraft. Ich brauche ihr Blut. Dein Blut. Maghai-Blut. Kraft. Nur Tropfen.«
    »Und sie wird gesund?«
    »Du kannst ihm nicht trauen, Dwailis. Er hat Sie erst geweckt«, flüsterte Maru verzweifelt.
    Aber der alte Maghai achtete nicht darauf.
    »Du
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