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Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin
Autoren: Torsten Fink
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Alten. War sie eben noch dort drin gewesen? Im Inneren des Hügels. Der Raum war gemauert gewesen, daran erinnerte sie sich.
    Dwailis kam zurück, in einer Hand die lodernde Fackel, im anderen Arm Schalen und Tiegel. Er lief einige Schritte, verharrte, und ließ dann das Geschirr fallen. Töpfe rollten scheppernd davon.
    »Nutzlos, alles nutzlos. Sonnenlicht, das ist es. Die Sonne. Vielleicht am Morgen. Am Morgen vielleicht. Aber was denke ich, was sage ich, was tue ich?« Er rammte die Fackel in den Erdboden, drehte sich um und kniete plötzlich dicht neben Maru.
    »Der Schmerz? Kannst du ihn ertragen? Soll ich ihn fühlen? Nein. Das tue ich nicht. Nicht mehr. Kein Platz für zwei. Gefährlich, tückisch, sie ist so schwach, der Faden so dünn. Kaum zu erkennen«, murmelte er. Dann durchbohrte sie sein Blick: »Das ist seltsam. Der Faden, deine Bestimmung. Mehr als Schmerz, was darüberliegt. Da ist etwas anderes, das dich verbirgt. Warum sehe ich es nicht? Bin ich so schwach? Was schaust du mich so an? Habe ich das gesagt oder gedacht? Nein, nur gedacht, oder?«
    »Wo sind die anderen?«, fragte Maru.
    »Fort, wie die Sterne. Sie holen Wika. Die gute Wika. Eilen durch die Nacht. Aber es wird schwer. Das Leben. Kann es nicht festhalten. Und Wika?« Dwailis schüttelte bekümmert den Kopf. »Schwere Wunde. Tödliche Wunde. Das Metall so tief. Kann es nicht herausziehen, kann es nicht drin lassen. Schmerz kann ich mildern. Mehr nicht. Und Wika? Kann keine Wunder wirken. Wika. Wenn ich mehr Licht hätte, mehr Sterne. Den Mond, den guten Freund. Aber er ist neu in dieser Nacht. Eine unselige Nacht. Voller Tod. Und sie ist noch nicht zu Ende.«
    »Dann sterbe ich?«, fragte Maru. Sie fühlte sich auf einmal nüchtern und klar.

    »Alle sterben wir«, sagte Dwailis.
    »Aber – ich fühle mich besser, leichter.«
    »Wie die Blüte, die am schönsten ist, bevor sie vom Baum fällt. Wie die Blüte. Wika. Und der Regen, er hört nicht auf.«
    »Und die Sterne?«
    »Licht, göttliches Licht. Kann heilen. Ein bisschen. Aufhalten das Vergehen. Wenn ich mich erinnere. Es ist so lange her. Wenn ich mich nur erinnern könnte! Und es regnet. Keine Sterne. Alle fort«, sagte Dwailis bekümmert.
    »Biredh auch?«
    »Er auch, der Alte, der Gute. Dünn ist er geworden, schwach. Kann er helfen? Seine Stimme. Es macht gesund, sie nur zu hören. Ein wenig. Nicht genug für einen Speer. Sicher nicht genug.«
    »Biredh, du kennst ihn lange, oder?«, flüsterte Maru. Ihr erschien diese Frage plötzlich ungeheuer wichtig. Sie konnte nicht sagen, warum.
    »Oh ja, ich kenne ihn. Sehr lange schon. Er kam hierher, als sie sein zweites Auge nahmen. Alte Geschichte. Böse Geschichte.«
    Der durchbohrende Schmerz kam zurück. Und wenn sie versuchte, sich nur ein bisschen zu bewegen, wurde es nur noch schlimmer.
    »Sein zweites?«, fragte sie keuchend.
    »Du darfst dich nicht bewegen, Kind. Das darfst du nicht. Das Metall in dir. Böse Geschichte. Er war der erste Dhanier, der an den Hof ging, heißt es. Habe ich das schon gesagt?«
    »Biredh?«
    »Priester wurde er. In Strydhs Tempel. Lange her, als sie in Ulbai noch Tempel bauten für den Kriegsgott. Der erste Dhanier und der letzte war Biredh, sagen sie. Opferte sein Auge, wie alle Priester. Ruhig musst du bleiben, Mädchen. Auf die Sterne warten und auf Wika.«

    »Und sein zweites?« Die Schmerzen wurden schlimmer. Sie hörte Dwailis nur leise, wie durch eine Wand.
    »Hat gesehen, hat erkannt, gefühlt, dass der Weg falsch ist. Wollte umkehren. Sie ließen ihn. Mochten ihn nie, den Dhanier. Habe ich das nur gedacht? Wie die Akkesch die Kydhier nicht mögen und die Kydhier die Awier nicht.« Dwailis blickte zum Himmel und erzählte weiter. »Aber sie verlangten sein Auge, die Akkesch. Das taten sie. Und er gab es her, hatte genug gesehen.«
    Der Alte kicherte. Dann sprang er plötzlich auf. »Ah, der Stern!«
    Maru tat jetzt jeder Atemzug weh. Sie zitterte. Dann hörte sie Dwailis seltsame Worte murmeln. Er berührte die Spitze des Speeres und legte seine Hand auf ihre Stirn. Der Schmerz ließ nach. Die Worte umhüllten ihre Wunde mit einer schützenden Schicht. Dann kam er brennender als zuvor zurück. Maru hätte schreien müssen, doch ihr fehlte die Kraft. Sie spürte den Regen im Gesicht. Die Tropfen schienen schwerer zu werden. Sie konnte sie sogar fallen hören, einzeln, dann wurden es schnell mehr, bis sie sich zu einem Rauschen vereinten. Sie fror, und dann war ihr wieder heiß.
    »Schon
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