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Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin
Autoren: Torsten Fink
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versprichst es?«
    Der Daimon lachte schnarrend und nickte.
    »Dann komm zu mir, Wesen der Finsternis. Ich gebe dir das meine.«
    Dwailis zog ein kurzes Messer aus seinem Schilfrock und ritzte sich die Handfläche. Der Daimon war bei ihm, noch bevor er das Messer ansetzte. Die Körper der beiden erzitterten, als Utukku das Blut aufnahm. Für einen Wimpernschlag schien es Maru, als würden sie miteinander verschmelzen. Die Farben des Daimons leuchteten im Dunkel auf. Und dann war Utukku fort.
    Dwailis sank auf die Knie. »Was für ein Leid. Was für ein Hass in diesem Wesen«, murmelte er erschöpft. Alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen.
    »Aber warum hast du das getan?«
    »Zeit. Wir müssen Zeit gewinnen. Für dich. Für mich. Da sind Rätsel. Um dich. Und vielleicht die Antwort?«
    »Utukku – er ist gefährlich«, flüsterte Maru schwach. Sie spürte ihre Kraft schwinden.
    »Ich habe gesehen, was er getan hat, Mädchen, er hat es mir gezeigt. Aufhalten! Vielleicht kann ich ihn aufhalten.« Dwailis erhob sich zitternd und wankte in seine Behausung. Er kam bald darauf
zurück, verteilte weiße Tücher und Tiegel auf der Erde. »Die Zeichen, ich brauche die Zeichen«, murmelte er und blieb dann stehen, starrte ins Nichts. Unvermittelt packte er Maru an der Schulter. Sie schrie auf vor Schmerzen. Seine Augen waren glasig und seine Stimme heiser. »Aber was sind die Zeichen? Vergessen. Alt. Geheim. Vergraben! Muss sie suchen.« Und wieder verschwand er in der Hütte. Er kam auf allen vieren zurück, warf die Tiegel um und zerriss die Tücher. Dann hielt er inne. Langsam stand er auf. »Ich weiß es nicht mehr, Kind. Ich habe es vergessen.« Seine Stimme war wieder ganz klar. Er drehte sich zu Maru um, lächelte traurig und sagte: »Wehe uns.«
     
    »Versprechen«, sagte Utukku.
    Er war wieder da. Langsam bewegte er sich den Hang empor. Maru kämpfte gegen das Schwinden ihrer Sinne. Der Daimon hielt etwas in den Händen. Es war grau, unförmig, troff von Wasser und noch von anderen Dingen. War das Blut? War das Schleim?
    Dwailis stand zitternd an Marus Seite. Er schien noch einmal um Jahre gealtert. Doch jetzt blickte er auf und sah dem Daimon zu, der sich langsam, beinahe mühevoll bewegte.
    »Was ist das?«, fragte Dwailis.
    »Von Ihr , ein Geschenk«, sagte die silbrige Stimme.
    Dwailis trat auf den Daimon zu und besah das graue, stumpfe Etwas. »Das nicht!«, sagte er leise, fast flehend.
    Utukku legte den Kopf schief. »Es heilt«, sagte er.
    »Aber das ist unmöglich!«
    »Es heilt«, wiederholte der Daimon.
    »Das kann sie töten. Ihren Geist vernichten.«
    Der Daimon lachte schnarrend. »Sag bessere Heilung.«
    Dwailis biss sich auf die Lippen, wiegte sich unruhig in den Hüften. »Wahnsinn ist das. Und doch die einzige Möglichkeit. Oder? Wenn Wika nur da wäre. Wika.«

    »Wir sind hier. Entscheiden. Heilen«, hauchte die silberne Stimme.
    »Dann gib her, Alfskrol«, rief Dwailis und riss ihm das graue Etwas aus der Hand.
    Der Daimon stieß die Luft in einem langen Seufzer aus, als sei eine schwere Last von ihm genommen. Maru konnte sehen, wie er sich veränderte. Natürlich! Er hatte feste Gestalt annehmen müssen, um tragen zu können, was immer es auch war. Seine Umrisse verschwammen mit dem Regen, bevor sie blass wieder hervortraten. Dwailis stand plötzlich vor ihr. Seine Augen waren klar, und sein Blick war bekümmert. »Es wird wehtun, Kind. Sei tapfer, und achte darauf zu bleiben, wer du bist.«
    Maru verstand ihn nicht. Es fiel ihr schwer, wach zu bleiben. Sie fühlte, wie sich so etwas wie Dämmerung in ihr ausbreitete. »Was geschieht hier?«, flüsterte sie.
    »Ich will es nicht. Wenn Wika hier wäre... Aber es ist die einzige Möglichkeit.«
    »Sie stirbt«, stellte der Daimon fest.
    »Dann muss es sein«, sagte Dwailis, seufzte, und riss ihr die Speerspitze durch die Bauchdecke.
    Maru schrie auf, dass es selbst die Hüter in ihrem Schlaf hören mussten – und dann wurde sie ohnmächtig. Es war eine leichte, fiebrige Ohnmacht, die nur wenige Augenblicke dauerte. Sie wurde angehoben, und eine knochige Hand legte etwas auf ihre Hüfte. Es war kalt und nass. Sie wurde darin eingewickelt. Maru war nicht bei Bewusstsein und irgendwie doch. Sie fühlte sich leicht, sehr leicht. Ein leises Geräusch umhüllte sie, wie Wasser, das im Feuer zischt. Sie lag dort, und gleichzeitig stand sie im Schatten und sah zu. Da war ein schmales graues Band, das Dwailis um ihren Körper wand. Dort, wo der Speer
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