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Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin
Autoren: Torsten Fink
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nur noch aus sich windenden Leibern zu bestehen.
    »Nein«, schrie Dwailis, und noch einmal: »Nein!«
    Er heulte auf. Offenbar war er gebissen worden. Er vollführte einen grotesken Tanz, fiel auf alle viere und dann ganz zu Boden. Sein Körper verschwand unter dem Gewimmel der Schlangen. Seine Rufe wurden leiser, und schließlich verstummte er ganz. Noch einen Augenblick schienen die Schlangen zu verharren, aber dann krochen sie davon, bis die Dunkelheit sie wieder verschluckte. Die Motten kehrten zurück und umtanzten den mageren Körper des Alten im Schein der Fackel.
    »Utukku! Was hast du getan?«, flüsterte Maru.
    Aber er war ebenso fort wie die riesige Baumnatter, die sie eben noch niedergedrückt hatte.
    Maru rollte sich matt von der Pritsche. Ihr Körper brannte vor Schmerz. Sie kroch zu Dwailis. Er lag dort, mit schmerzverzerrtem Gesicht, und atmete flach. Seine Augen hatten einen glasigen Schimmer. »Wika«, flüsterte er. Dann war es vorbei.
    Maru weinte, ohne es zu merken. Die Schlangen waren fort. Nur hier und da lag noch der angesengte Leib einer toten Natter oder Viper im Regen. Marus Kräfte verließen sie. Sie glitt zu Boden. Regen prasselte auf ihr Gesicht. Sie hörte etwas, ein Schnauben. Sie blickte auf. Da war ein Berg, wo eben noch keiner gewesen war. Er war schwarz, glatt, erhaben. Maru wischte sich den
Regen aus den Augen. Sie war eine Riesin, mit einem mächtigen schwarzen Kopf und kalten Augen und langen Reihen scharfer Zähne. Träumte sie? Sie blinzelte. Der Kopf wandte sich ab und verschwand im Wasser. Und in einer langsamen Bewegung glitt ein beinahe endloser Körper hinterher. Maru hob mit zitternder Hand die Fackel. Aber der mächtige Berg war verschwunden. Nur Nachtfalter umflatterten sie. Einer von ihnen war leuchtend gelb. Maru glitt das Holz aus der Hand. Ohnmacht umfing sie.
     
    Als sie die Augen wieder aufschlug, lag sie im Inneren der Hütte. Durch die offene Tür drang die Morgendämmerung ein. Sie blickte in die besorgten Augen Wikas.
    »Habe ich dir nicht gesagt, du sollst dich fernhalten von Dwailis?«
    »Ist sie wach?«, fragte Tasil.
    »Glaubst du, ich würde sonst mit ihr reden, dummer Mann?«
    »Kann sie reden?«
    »Wenn wir sie lassen, sicher. Ihre Zunge hat sie noch, die habe ich gesehen«, sagte die Kräuterfrau.
    »Was ist hier geschehen, Kröte?«, fragte Tasil.
    Maru setzte an zu einer Antwort, aber wieder konnte sie es nicht aussprechen. Utukku musste wirklich einen Zauber gewirkt haben. »Da war ein Schmetterling, leuchtend gelb«, flüsterte sie stattdessen.
    Wika lachte meckernd. »Ein Sonnenfalter? Im Regenmond? Redest du im Fieber?« Ihre knochige, kalte Hand tastete über Marus Stirn. »Kein Fieber«, stellte sie nüchtern fest.
    Maru fühlte sich elend und schwach.
    »Hübsches Kleid, das du da trägst, Nehis«, sagte die Alte spöttisch.
    Maru betastete erschrocken ihren Leib. Sie lag unter einer zerschlissenen Decke, und sie war unbekleidet, beinahe. Da war
etwas Fremdes, das sich um ihren Leib wand. Es war fest, aber biegsam. Und sie konnte ihre Hand fühlen, als sie es berührte, so als ob es ein Teil ihres Körpers wäre. »Was ist das?«, flüsterte sie entsetzt.
    »Ein seltenes Ding, Nehis. Ein Stück Haut von Ihr . Sieht man nicht oft in diesen Tagen.«
    »Ein Vermögen wert«, sagte Tasil. »Wenigstens das. So kommen wir doch nicht mit ganz leeren Händen aus diesem elenden Sumpf heraus. Dieser kleine Fetzen Haut ist dein Gewicht in Silber wert, Kröte.«
    »Haut?« Maru verstand kein Wort.
    »Hat dich geheilt, die Wunde geschlossen, Nehis«, erklärte Wika mit besorgtem Blick.
    »Aber es brennt«, sagte Maru.
    »Dann zieh es aus«, schlug Wika mit lauerndem Blick vor.
    Maru wollte es abstreifen, versuchte, unter dieses fremde Ding zu greifen, aber es war nicht möglich. Es war wie mit ihr verwachsen. Das nackte Grauen beschlich Maru.
    »Soll ich es versuchen?«, fragte Tasil.
    Wika hielt ihn zurück. »Das kannst du nicht, Urather, niemand kann das. Erst Uo, der Herr des Todes, wird sie von diesem hübschen Kleid befreien.«
    Maru starrte sie fassungslos an.
    »Jalis hat so eines. Ich glaube, sie nennen ihn nur den Mächtigen, weil er so mächtig stolz darauf ist«, erklärte Wika grinsend. »Ansonsten ist er ein eitler und stolzer Narr, wie alle Maghai. Und die alten Helden in den alten Geschichten sollen auch solche Rüstungen getragen haben. Allerdings haben die zuerst eines von den Biestern erlegen müssen. Ich bezweifle, dass dir das
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