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Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Titel: Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin
Autoren: Torsten Fink
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des Feuerscheins Stellung bezogen. Im Stehen zeigte sich erst, was für ein Hüne er war. Der stämmige Kadar wirkte an seiner Seite beinahe wie ein Kind. Ihre mächtigen Turmschilde würden sie vor unangenehmen Überraschungen schützen, und gegen Reiter waren ihre langen Speere die besten Waffen. Der Schiffsführer hatte sich mit seinem Gehilfen sofort an Bord der Taube zurückgezogen. Die beiden, die dort Wache hielten, waren mit dem Schatten des Kahns verschmolzen. Nur die Spitzen ihrer Wurfspieße schimmerten im Feuerschein. Atib hielt sich hinter dem Käfig der Sklaven versteckt. Der alte Biredh war sitzen geblieben und starrte aus leeren Augenhöhlen ins Feuer.
    Fakyn lächelte grimmig. Vermutlich machte er sich selbst Vorwürfe, weil er mit den Wachen so nachlässig gewesen war. Der Hufschlag kam näher.
    Kadar war unruhig. »Was, wenn es nicht nur ein Reiter ist?«
    Fakyn schüttelte den Kopf. »Sie würden kaum einen Reiter vorschicken, wenn sie sich anschleichen wollten, oder?«
    Jetzt erschien ein Schatten am Rand der Ruinen.
    »Wer kommt da?«, rief Fakyn.
    »Ein Mann, in Frieden«, antwortete eine raue Stimme.
    »Zeig dich!«
    Der Reiter lenkte sein Pferd näher an das Feuer heran. Dabei hielt er seine Hände ausgestreckt, sodass gut zu sehen war, dass er keine Waffe hielt.
    »Du bist allein?«
    »Nur ein Mann und sein Pferd. Im Namen der Hüter erbitte ich Schutz für die Nacht.«
    Die Krieger entspannten sich. Es waren harte und unruhige Zeiten, aber wer sich auf die Hüter berief und um Schutz bat, wurde
erhört. Das Gastrecht war heilig – für den Gastgeber ebenso wie für den Gast. Nichts Übles würde in dieser Nacht von dem Fremden ausgehen. Was aber der morgige Tag brachte, das würde man sehen.
    »Sei willkommen an unserem Feuer und iss mit uns, Fremder«, sagte Fakyn.
     
    Es galt als unhöflich, einen hungrigen Reisenden während des Essens mit Fragen zu belästigen. Nach dem Mahl, das Lob verdiente und bekam, waren Fragen natürlich erlaubt.
    Atib der Händler erkundigte sich mit der gebotenen Höflichkeit nach Namen, Herkunft, Beruf und – wie es der Brauch verlangte – dem Wohlbefinden des Fremden.
    »Tasil ist mein Name, und aus Urath, einer Stadt weit südlich des Schlangenmeeres, stamme ich. Händler bin ich, doch wurde ich vom Unglück verfolgt, denn nach einigen guten Geschäften mit den Hakul verlor ich in der Wüste meinen Begleiter und mein Packpferd im Sand.« Er schilderte einer begierigen Zuhörerschaft, wie sein Begleiter mitsamt Pferd von der Wüste verschlungen worden war – wobei er den schweren Ledersack nicht erwähnte.
    »Du hast die Wüste der Erschlagenen durchquert? Auf einem Pferd? Wirklich ein kühnes Unternehmen. Selbst die Hakul reisen dort nur mit dem Trampeltier.«
    »Es sei denn, sie haben vor, etwas zu stehlen oder zu rauben«, warf Fakyn übellaunig ein.
    Tasil tat, als hätte er die Bemerkung nicht gehört, und Atib hakte nicht nach. Ihn interessierten andere Dinge. »In wessen Namen hast du gehandelt? Und welche Waren? Wenn du nur ein Packpferd hattest, können es ja kaum Häute oder Sklaven gewesen sein.«
    »Ases, der Kaidhan von Albho, gab mir sein Siegel. Er vertraute
mir einige Maß Salz und etwas Silber an. Ich habe dafür Bernstein und Wolfspelze und andere Dinge eingetauscht.«
    »Wenn du zurück nach Albho willst, bist du recht weit von deinem Weg abgekommen«, sagte Fakyn.
    »Der Weg über Serkesch erschien mir sicherer«, entgegnete Tasil schnell.
    »Wie man sich täuschen kann«, antwortete der Schab trocken.
    Atib achtete nicht darauf: »Ah, Bernstein! Eine gute Wahl! Die Frauen in Ulbai sind ganz verrückt danach. Ich nehme an, bei den Romadh in Albho ist es nicht anders. Mit wem hast du gehandelt?«
    Tasil lächelte. »Verzeih, dass ich meine Quelle nicht offenbare, nicht bei dieser Ware. Wie du sicher weißt, kommt der Stein aus dem fernen Norden, und die Hakul geben nicht viel von dem weiter, was sie eintauschen. Ich denke außerdem daran, das Geschäft zu wiederholen.«
    »Ach, schade, aber ich verstehe dich nur zu gut«, sagte Atib, »und all der Bernstein wurde vom Sand verschlungen?«
    »Jedes einzelne Stück.«
    »Warum hast du etwas so Wertvolles nicht am Leib getragen?«
    Tasil zögerte einen Moment, dann sagte er: »Ich bereue diesen Fehler, aber ich wollte mein Pferd schonen, ihm so viel Gewicht ersparen wie möglich.«
    Den jungen Dyl beschäftigte etwas anderes. »Ein Loch, das sich im Boden auftut und ein Pferd mitsamt
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