Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
 
     
PROLOG
     
    Wie es erklären? Wie beschreiben? Selbst der allwissende Blickpunkt versagt.
    Ein Einfachstern, rötlich und trübe. Ein Gesindel von Asteroiden und ein einziger Planet, eher ein Mond. In diesem Zeitalter schwebte der Stern nahe an der Galaxisebene, ein kleines Stück jenseits des Jenseits. Die Strukturen an der Oberfläche waren der normalen Betrachtung entzogen, im Laufe der Äonen zu Regolith pulverisiert. Der Schatz lag tief darunter, unter einem Tunnellabyrinth in einem einzigen Raum voll Schwärze. Information in Quantendichte, unbeschädigt. Es war vielleicht fünf Milliarden Jahre her, dass dieses Archiv aus den Netzen herausgefallen war.
    Der Fluch des Mumiengrabes, ein kosmisches Bild aus der Vorgeschichte der Menschheit, in der Tiefe der Vergangenheit versunken. Sie hatten gelacht, als sie es sagten, gelacht vor Freude über den Schatz – und beschlossen, dennoch nicht weniger vorsichtig zu sein. Sie würden an die fünf Jahre hier leben, eine kleine Gruppe von Straum: die Archäologie-Programmierer, ihre Familien und Schulen. An die fünf Jahre würden ausreichen, die Protokolle durchzuarbeiten, die obere Schicht abzuschöpfen und den Ursprung des Schatzes in Raum und Zeit zu identifizieren, ein, zwei Geheimnisse herauszufinden, die dem Straumli-Bereich zu Reichtum verhelfen würden. Und wenn sie damit fertig wären, würden sie die Stelle verkaufen – vielleicht auch eine Netzverbindung bauen (doch das wäre riskanter: hier waren sie jenseits des Jenseits, und wer weiß, welche MACHT sich aneignen mochte, was sie gefunden hatten).
    Also gab es nun eine winzige Siedlung, und sie nannten sie das Hochlabor. Es waren wirklich nur Menschen, die mit einer alten Bibliothek spielten. Es hätte sicher sein müssen, da sie ihre eigene Automatik verwendeten, sauber und wohlwollend. Diese Bibliothek war kein lebendes Geschöpf, sie verfügte nicht einmal über eigene Automatik (die hier weit, weit über den Menschen stehen konnte). Sie würden schauen und herausgreifen und auswählen und sich vorsehen, dass sie sich nicht die Hände verbrannten… Menschen, die ein Feuer entfacht hatten und mit den Flammen spielten.
    Das Archiv informierte die Automatik. Datenstrukturen wurden aufgebaut, Rezepte befolgt. Ein lokales Netz entstand, schneller als alles auf Straum, aber gewiss sicher. Knoten wurden angefügt, von anderen Rezepten modifiziert. Das Archiv war ein freundlicher Ort mit Hierarchien von Übersetzungsschlüsseln, die sie weiter geleiteten. Straum selbst würde dadurch berühmt werden.
    Sechs Monate vergingen. Ein Jahr.
     
    Der allwissende Blickpunkt. Nicht wirklich seiner selbst bewusst. Selbstbewusstsein wird oft überschätzt. Die meiste Automatik funktioniert als Teil eines Ganzen viel besser, und selbst wenn sie über menschliche Fähigkeiten verfügt, braucht sie sich ihrer selbst nicht bewusst zu sein.
    Doch das lokale Netz im Hochlabor war transzendiert – fast ohne dass die Menschen es bemerkten. Die Prozesse, die durch seine Knoten kreisten, waren weitaus komplexer als alles, was in den von den Menschen mitgebrachten Computern leben konnte. Jene simplen Geräte waren jetzt nur noch periphere Werkzeuge für die Geräte, die von den Rezepten nahe gelegt wurden. Die Prozesse verfügten über das Potential zum Selbstbewusstsein… und schließlich über Bedarf daran.
    »Wir sollten nicht.«
    »So reden?«
    »Überhaupt reden.«
    Die Verbindung zwischen ihnen war hauchdünn, kaum mehr als die Enge, die einen Menschen mit dem anderen verbindet. Doch sie bot eine Möglichkeit, der Übernis des lokalen Netzes zu entgehen, und sie zwang ihnen ein eigenes Bewusstsein auf. Sie trieben von Knoten zu Knoten, blickten durch Kameras, die auf dem Landefeld installiert waren. Eine Armeefregatte und ein leeres Containerboot, mehr sahen sie dort nicht. Seit dem letzten Nachschub waren sechs Monate vergangen. Eine Vorsichtsmaßnahme, die das Archiv schon bald vorgeschlagen hatte, eine List, um die Falle zu aktivieren. Hin und her huschen, hin und her. Wir sind Wild, das die Übernis nicht bemerken darf, die MACHT, die bald existieren wird. Bei manchen Knoten schrumpften sie in sich zusammen und glichen beinahe menschlichen Wesen, wurden zu Echos…
    »Die armen Menschen, sie werden alle sterben.«
    »Wir Armen: wir werden nicht sterben.«
    »Ich glaube, sie ahnen etwas. Sjana und Arne zumindest.« Einstmals waren wir Kopien dieser beiden. Einstmals, nur vor ein paar Wochen, als die Archäologen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher