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Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Titel: Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin
Autoren: Torsten Fink
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»Nun, als wir aufbrachen, hieß es, Utu-Hegasch, der geliebte Raik von Serkesch, Freund und Gesalbter der Götter, sei ernsthaft erkrankt, was eigentlich erstaunlich ist, denn Utu ist... war … in seinen besten Jahren. Die Priester haben zu Fahs, dem Hüter der Heilkunst, gebetet und gehofft, ihre Gebete würden seine Träume erreichen und ein Wunder bewirken. Sie haben sogar Maghai aus den fernen Sümpfen zurate gezogen. Und du kannst dir vorstellen, wie schlimm es steht, wenn die Priester diese Zauberer um Rat fragen. Ich selbst habe eine nicht unbedeutende Summe für Opfergaben gespendet, im Rahmen meiner bescheidenen Möglichkeiten, versteht sich. Das war vor beinahe zwei Monden. Als wir von Akyr nach Scha-Adu zurückkamen, hörten wir bereits, dass das Letzte Haus errichtet worden sei. Heute, kurz vor der Abendstunde, hat dann der junge Dyl den schwarzen Rauch entdeckt. Es ist fürchterlich.«
    »Also ist der Raik verstorben?«
    »So ist es. Du musst wissen, bei den Kydhiern war es Brauch, den Palast des Herrschers bei seinem Ableben niederzubrennen, mit allem was darin war. Es ist dies das erste Opfer, das ihm in der Stadt der Toten den Weg an Uos Tafel ebnen soll.«
    »Mit allem? Den Schätzen? Den Sklaven?«
    »Natürlich, was für ein Sinn soll es für einen Sklaven haben weiterzuleben, wenn der Raik verstorben ist?«
    »Was für eine Verschwendung«, sagte Tasil.
    Atib lachte. »Ah, ein Händler, der den Wert der Dinge zu schätzen weiß! Du gefällst mir, Urather. Ich glaube, die Akkesch haben ebenso gedacht, denn als sie das Land eroberten, haben sie den
Brauch zwar übernommen, aber doch geändert. Wenn ein Raik in die Jahre kommt oder Zeichen seines baldigen Todes auftreten, errichten sie einen neuen Palast aus Holz, eben sein Letztes Haus. Es ist bedeutend ärmlicher eingerichtet als der eigentliche Palast, wie du dir vielleicht denken kannst. Nach seinem Tod tränken sie alles mit Erdpech und verbrennen es, natürlich auch die Sklaven. Das Opfer darf nicht zu gering sein, denn der Raik soll mit Würde und Stolz an Uos Tafel treten können. Vor drei, nein, vor vier Jahren haben sie es so gemacht in Igaru, als Raik Biltu-Nin starb, und davor habe ich Gleiches aus der Stadt Esqu gehört. Aber ich teile deine Meinung, es ist eine Verschwendung. Allein das Erdpech muss ein Vermögen wert sein.«
    »Ich verstehe, doch bin ich erstaunt, dass die Akkesch ihre Toten neuerdings verbrennen.«
    »Nein, nein, sie verbrennen den Raik doch nicht! Sie haben in einem Tal hinter der Stadt Tempel für Uo und die verstorbenen Raik. Dort im Felsen ruhen sie, begraben mit ihren Schätzen.«
    Tasils Miene blieb beinahe auffällig ausdruckslos. »Mit ihren Schätzen?«
    »Ja, so will es der Brauch«, bestätigte Atib.
    Fakyn sah Tasil misstrauisch an. »Warum fragst du danach?« Seine Hand ruhte auf dem Blatt seiner Axt.
    Tasil ging nicht darauf ein. »Also, Raik Utu ist tot. Ich verstehe, dass dies ein Unglück ist, doch begreife ich nicht, warum du um die Stadt fürchtest, oder hat er keine Erben hinterlassen?«
    Atib breitete die Arme in einer Geste der Verzweiflung aus: »Schlimmer, er hat zwei! Zwillingsbrüder!«
    »Zwillinge? Und er hat keinen der beiden töten lassen? Das ist wirklich ein Unglück!«
    »Ja, die Akkesch haben viele gute Sitten in dieses Land gebracht, und sie waren klug genug, viele Gebräuche von uns Kydhiern
anzunehmen, wenn sie auf Weisheit gründeten. Doch in dieser Frage …«
    »Er war doch lange krank, sagst du. Hat er da seine Nachfolge nicht geregelt?«
    »Nun, die Krankheit, die ihn befiel, war von sehr eigenartiger Natur, musst du wissen. Es war ein tiefer, fiebriger Schlaf, der ihn überfallen hatte. Er konnte weder reden, noch schreiben. Leider hat er seine beiden Söhne zu sehr geliebt, sonst hätte er die Entscheidung sicher schon früher gefällt. Jetzt ist es zu spät. Für uns alle, fürchte ich. Ich habe Kupfer, Häute und Sklaven geladen, beste Ware, Ware für den Palast, alles unter dem Siegel Utu-Hegaschs. Doch was ist sein Siegel jetzt noch wert? Wer wird den Leuchtenden Thron besteigen, wer die neuen Siegel ausgeben? Wem soll ich meine Waren anvertrauen? Und wer wird mich für meine Mühen entschädigen? Und wann? Sind die Tage der Trauer und heiligen Riten erst einmal vorbei, wird es sicher einen Bruderkrieg geben. Da ist der Ausgang immer ungewiss, und was, wenn ich mich für die falsche Seite entscheide? Und als Händler des Raik muss ich mich entscheiden. Ich glaube,
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