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Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Titel: Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin
Autoren: Torsten Fink
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Prolog
    Eine mitleidlose Sonne stand hoch über der Wüste der Erschlagenen. Die roten Felsen des Glutrückens, die dem Reisenden in den Morgenstunden für kurze Zeit Schatten spendeten, warfen nun nur noch mehr Hitze in die Dünen. Die Luft flirrte. Bussarde ließen sich weit oben von den Aufwinden durch den gleißenden Himmel tragen. Es war die tote Stunde, die Zeit, in der sich selbst die Feuerkäfer im Sand vergruben, um der Sonne zu entfliehen.
    Ausgerechnet jetzt tauchten zwei Punkte aus einer Senke auf. Es waren Reiter, die nahe den nackten Felsen dem endlosen Auf und Ab der Dünen folgten. Beide waren in weite, leichte Umhänge gehüllt und hatten ihre Kapuzen tief ins Gesicht gezogen. Es war still. Der schleppende Schritt ihrer Pferde im tiefen Sand war das einzige Geräusch.
    Voran ritt eine hagere Gestalt, die im Sattel vornüberhing und nur dem Klang dieser Schritte zu lauschen schien. Ihr Pferd wirkte völlig erschöpft, getrockneter Schweiß stand auf seinen Flanken, und es ächzte, als es sich die Düne emporquälte. Auf der Hügelkuppe hielt der Reiter kurz an und drehte sich um. Sein misstrauischer Blick galt nicht seinem Begleiter, er suchte den Horizont ab. Aber da war nichts außer Sand und roten Felsen. Hinter ihnen und im Westen war endlose Wüste, aber vor ihnen, im Süden, zeichnete sich in der Ferne eine schwache graublaue Linie ab. Ein Lächeln schlich über die rissigen Lippen des Mannes. Mit einem Druck seiner Schenkel trieb er das Pferd wieder an. Hängenden
Kopfes trottete es die Düne hinab. Bei jedem Schritt sank es tief in den fließenden Sand ein.
    Der zweite Reiter war kleiner und leichter. Unter seiner Kapuze schaute ein bartloses Kinn hervor. Er kauerte müde auf einem Packsattel und ließ die Zügel schleifen. Sein Tier hatte außer dem Gewicht des Jungen auch noch einen großen ledernen Sack und viele kleinere, prall gefüllte Beutel zu tragen. Vielleicht wählte es deshalb einen anderen Weg die Düne hinauf, wo der sandige Hang sanfter anstieg.
    Etwas veränderte sich. Der Hagere richtete sich auf und lauschte. Seine Nackenhaare hatten sich aufgestellt. Gefahr lag in der Luft. Er konnte es fühlen. Dann hörte er es. Ein gequältes Stöhnen entrang sich der Brust des zweiten Pferdes, dann ein ängstliches Schnauben.
    »Onkel!«, schrie eine helle Stimme entsetzt auf.
    Der Mann riss sein Tier herum. Der Junge war nur zwei Dutzend Schritt hinter ihm und, warum auch immer, nicht in seiner Spur geritten. Jetzt saß er mit schreckgeweiteten Augen auf dem Packpferd. Das Tier schnaubte und kämpfte, aber je mehr es sich anstrengte, desto schneller versank es. Der Sand! Der ganze Hang war in Bewegung geraten, und dort, wo der Junge schrie, wuchs rasend schnell ein Trichter, der scheinbar die ganze Düne verschlingen wollte – und Reiter und Pferd mit ihr! Der Mann erstarrte für einen Augenblick, dann sprang er aus dem Sattel und rannte zurück
    »Onkel Tasil!« Die Stimme des Jungen überschlug sich in heller Panik.
    Tasil fluchte. Der ganze Hang vor ihm war in Bewegung. Er blieb stehen und starrte gebannt auf den Boden.
    »Onkel!«
    Tasil löste seinen Blick vom Sand. Er sah das Pferd, er sah den Jungen inmitten des Trichters. Es war zu weit. »Den Sack!«, rief er. »Wirf mir den Sack zu!«

    »Ich versinke!«
    »Schneid ihn los und wirf ihn mir zu, dann wirst du leichter.«
    Das Pferd schnaubte und stöhnte. Der Schweiß troff ihm vom Fell, und seine Flanken zitterten. Mit jedem verzweifelten Schritt grub es sich tiefer in den Sand. Der Junge zog seine Beine erschrocken an, als sie den trügerischen Boden berührten. Der Trichter wuchs immer weiter. Tasil sah die Veränderung im Boden, sie kroch auf ihn zu. Er wich langsam Schritt um Schritt zurück. »Maru! Nimm dein Messer und schneid den Gurt durch! Ihr müsst leichter werden. Wirf mir den Sack zu! Dann hört es auf.«
    Jetzt erreichte der Sand den Packsattel. Der Junge keuchte entsetzt. Sein Atem ging hektisch, aber die Angst hatte ihn gelähmt.
    »Maru, du Auswurf eines Schakals! Reiß dich zusammen! Versuch zu springen. Vergiss das verdammte Tier! Vom Rücken, du kannst vom Rücken aus hierherspringen. Und wirf mir den Sack zu!«
    Der Junge nickte, zitternd versuchte er, auf den Packsattel zu klettern. Das Tier war schon fast bis zum Widerrist eingesunken.
    »Den Sack! Zuerst den Sack!«
    Aber der Junge dachte nicht an den schweren Beutel. Ungelenk versuchte er einen Sprung, der viel zu kurz geriet. Sofort bildete sich ein
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