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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin
Autoren: Melanie Metzenthin
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Mädchen starrte ihn entsetzt an, unfähig zu schreien. Hinter sich hörte Eberhard die Männer brüllen. Er warf einen kurzen Blick zurück. Stephan von Cattenstedt lag am Boden, Diethard und zwei weitere Männer schlugen auf ihn ein. Die alte Frau rief immer noch um Hilfe. Sollte sie ruhig. Bis man sie hörte, hätte er Meret längst sicher nach Burg Regenstein gebracht. Und dort würde sie bleiben, bis ihr Vater vor ihm zu Kreuze kröche …

 3. Kapitel  
    V erdammt, er ist weg!«, zischte Rudolf und senkte den Bogen.
    »Du kannst eben nicht jeden Tag Erfolg haben.« Alexander versetzte seinem Bruder einen freundschaftlichen Rippenstoß. »Hättest du es wie ich gehalten, wärst du nun nicht gänzlich ohne Beute.« Er deutete auf die beiden Fasane, die an seinem Sattel hingen.
    »Ja, du gibst dich immer gleich mit Niederwild zufrieden.«
    »Und du hast danebengeschossen.« Alexander grinste. »Das Ziel war wohl etwas zu klein für dich.«
    Rudolf ging nicht auf die Spöttelei ein, sondern hängte sich den Bogen über die Schulter. Was mochte den Hirsch gewarnt haben? Der Wind stand gut, sie waren leise gewesen. Dennoch war das Tier plötzlich aufgeschreckt und geflüchtet.
    »Rudolf, hörst du das?« Alexander berührte ihn am Arm. »Da schreit jemand.«
    Rudolf lauschte in den Wald hinein. Tatsächlich, ganz schwach, kaum mehr als das Wispern des Windes in den Zweigen, aber doch eindeutig der Schrei einer Frau.
    »Du hast recht. Da ist eine Frau in Not!«
    Keinen Augenblick später saßen die beiden im Sattel und folgten den Schreien. Plötzlich verstummten sie. Kamen sie zu spät? Rudolf trieb sein Pferd gnadenlos an. Die Schreie waren aus der Nähe der Burg gekommen. Wagte sich dort etwa Raubgesindel am helllichten Tag aus seinen Löchern? Oder war die Frau einem wilden Tier begegnet?
    Ein reiterloses Pferd galoppierte ihnen entgegen.
    »Das ist doch Stephans Hengst!« Noch im Galopp griff Rudolf nach den losen Zügeln des Falben und packte sie.
    Alexander war blass geworden. »Meret«, flüsterte er und trieb sein Pferd in den Hohlweg hinunter.
    An der Böschung graste ein zweites reiterloses Pferd. Das gehörte Caspar, dem Waffenknecht, der Stephan begleitet hatte. Hinter der nächsten Biegung entdeckten sie Stephan. Er lag regungslos am Boden, die Frau und Caspar knieten bei ihm und versuchten, ihn aufzurichten.
    »Christina!«, rief Rudolf und sprang noch vor Alexander aus dem Sattel. Die alte Amme hob den Kopf. Er sah die Überraschung in ihren Augen, dann die Erleichterung. Mühsam erhob sie sich und fiel ihm in die Arme.
    »Rudolf«, flüsterte sie, so als wäre sie vom Schreien heiser geworden. »Eberhard von Regenstein hat Meret geraubt!«
    Rudolf zuckte zusammen. »Er hat Meret geraubt? Warum? Wir haben keine Fehde mit den Regensteinern.«
    Christina schüttelte stumm den Kopf. Rudolf ließ sie los und beugte sich zu Stephan hinunter. Aus einer Platzwunde über seiner Stirn sickerte Blut. Alexander zog ein sauberes Tuch aus der Satteltasche und presste es auf die Wunde. Sie war zum Glück nicht tief, und der feste Druck genügte, die Blutung rasch zu stillen.
    »Sie haben zu dritt auf ihn eingeprügelt«, berichtete Caspar. Er sah selbst zum Gotterbarmen aus – das rechte Auge war zugeschwollen und die Lippe blutverkrustet. »Ich konnte ihm nicht helfen, sie waren zu sechst.«
    »Dieses Halunkenpack!«, zischte Rudolf.
    Stephan stöhnte leise.
    »Stephan?« Alexander berührte den Verletzten an der Schulter.
    Der hob die Lider, blinzelte und kniff die Augen zusammen, so als müsse er die Unschärfe seines Blicks ausgleichen.
    »Alexander?«
    Der Angesprochene nickte. »Kannst du aufstehen?«
    »Ich will’s versuchen«, murmelte Stephan. Doch erst als Alexander ihm die Hand reichte und ihn auf die Füße zog, gelang es ihm, sich zu erheben. Schwer atmend stützte er sich danach an einem Baum ab.
    »Bist du schwer verletzt?«, fragte Rudolf.
    »Glaub ich nicht. Ein paar Prellungen. Bin mit’m Kopf aufgeschlagen, als Diethard mich aus dem Sattel gerissen hat.«
    »Christina sagt, Eberhard von Regenstein hätte euch überfallen.«
    »Ja. Er sprach noch höflich mit Meret, ich mahnte zum Weiterreiten, da sind sie völlig unerwartet über uns hergefallen.«
    »Dieser Dreckskerl!«, rief Rudolf. »Wir sollten ihm sofort nachsetzen!«
    »Zu zweit?« Alexander runzelte die Stirn. »Du hast doch gehört, dass sie zu sechst waren.«
    »Mit Eberhard sogar zu siebt«, ergänzte Caspar.
    »Willst du sie
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