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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin
Autoren: Melanie Metzenthin
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ungestraft ab.«
    Philip blieb gelassen. »Ich würde es allenfalls bereuen, wenn Ihr mein Schwiegersohn wärt, Herr Eberhard. Ich erinnere mich noch allzu gut an unsere allererste Begegnung. Vielleicht wundert es Euch, aber ich lege keinen Wert darauf, einen Mann meinen Schwiegersohn zu nennen, der mich einstmals als dreckigen Bastard beschimpfte und vor mir ausspie. Gehabt Euch wohl, Herr Eberhard. Dort vorn ist die Tür.«
    Eberhard schnaubte wütend und ging.
    Antonia und ihr Vater tauschten einen zufriedenen Blick aus.
    Eberhard schäumte vor Wut. Dieses kleine Miststück hatte ihn doch tatsächlich vorgeführt! Und ihr Vater erst recht. Das ließe er nicht auf sich sitzen. Zornig befahl er seinen wartenden Waffenknechten, auf die Pferde zu steigen und ihm zu folgen.
    Kaum hatten sie den Burghügel hinter sich gelassen, trieb Eberhard sein Pferd zum scharfen Galopp an. Doch der frische Frühlingswind kühlte seine Wut nicht ab. In ihm brodelte es. Diese Demütigung durfte er nicht so einfach auf sich bewenden lassen. Unter keinen Umständen.
    Während er sein Pferd grimmig in den breiten Hohlweg trieb, bemerkte er eine Gruppe von vier Reitern, die ihm und seinen Waffenknechten entgegenkamen. Es waren zwei Männer und zwei Weibsbilder, von denen das eine noch ein Kind zu sein schien. Eberhard zügelte sein Pferd. Den Anführer der Gruppe hatte er schon einmal gesehen. Das war doch dieses Narbengesicht, das der Graf von Birkenfeld vor einigen Monaten in seine Dienste genommen hatte. Dann erkannte er auch das Mädchen. Philips jüngste Tochter Meret. Welch ein Zufall! Welch überaus günstiger Zufall … In Eberhards Gedanken formte sich ein genialer Plan, es den Birkenfeldern heimzuzahlen. Er hatte sechs Waffenknechte bei sich, das Geleit, das einem Grafensohn zustand. Wenn der Graf von Birkenfeld seine Tochter nur zwei Männern anvertraute, war das mehr als leichtsinnig. So leichtsinnig, dass es geradezu nach Bestrafung schrie.
    »Diethard«, raunte er seinem ersten Waffenknecht zu, »ich will das Mädchen haben!«
    Der Angesprochene zuckte zusammen. »Ihr meint, wir sollen sie überfallen?«
    »Ja.«
    »Aber … aber wir haben doch keine Fehde mit den Birkenfeldern.«
    »Hast du nicht gehört, was ich dir befohlen habe?« Eberhard maß seinen Untergebenen mit strengem Blick.
    »Stephan von Cattenstedt führt sie an«, entgegnete Diethard. »Der wird sie nicht kampflos herausgeben. Ich kenne ihn von früher. Der zählt für drei Männer.«
    »Wenn er damit rechnen würde. Aber noch sind wir harmlose Nachbarn.« Eberhard lachte. Die ganze Bitternis, der Ärger über seine Schmach fielen von ihm ab. »Pack ihn von hinten, sobald wir an ihnen vorüber sind! Aber dass ihr mir niemanden umbringt! Ich will keine Blutrache auf mein Haupt beschwören. Um das Mädchen kümmere ich mich selbst.«
    Diethard murmelte irgendetwas in seinen Bart, das in Eberhards Ohren wie Widerspruch klang. Doch ein weiterer strenger Blick genügte, und Diethard kannte seinen Platz.
    Inzwischen waren die Birkenfelder ihnen recht nahe gekommen. Man grüßte und nickte sich höflich zu, so wie es üblich war, wenn man bekannte Gesichter traf. Eberhard lenkte sein Pferd einige Schritte zur Seite und ließ Stephan von Cattenstedt passieren. Dann wandte er sich an das Mädchen, das ihm folgte. »Ich wünsche Euch einen wunderschönen Tag, Fräulein Meret.« Die Elfjährige errötete leicht, war sie es doch nicht gewohnt, wie eine Dame begrüßt zu werden. Überhaupt schien sie nicht viel mit ihrer feurigen Schwester Antonia gemein zu haben, sondern glich eher ihrer Mutter mit ihrem langen blonden Haar und den blauen Augen.
    »Ich danke Euch, Herr Eberhard«, antwortete sie schüchtern. »Wart Ihr auf Burg Birkenfeld zu Gast?«
    »So ist es«, erwiderte Eberhard noch immer freundlich, warf aber zugleich einen kurzen Blick zu Diethard hinüber. Der nickte kaum merklich.
    »Fräulein Meret, wir müssen weiter«, mahnte Stephan von Cattenstedt.
    »Ja, Herr Stephan.« Gehorsam trieb sie ihr Pferd an. Eberhard griff ihr in die Zügel. »Einen Augenblick, Fräulein Meret! Ich glaube, wir haben ein anderes Ziel.«
    Stephan von Cattenstedt warf sich herum. »Was fällt Euch ein?«
    Sofort riss Diethard Stephan aus dem Sattel. Zwei von Eberhards Männern stürzten sich auf den zweiten Waffenknecht und schlugen ihn nieder, während die alte Frau laut um Hilfe schrie. Eberhard hielt Merets Zügel fest in der Hand und galoppierte mit ihr davon. Das
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