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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin
Autoren: Melanie Metzenthin
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lang gezogen. Die Beine hingegen schienen viel zu kurz.
    »Zu welcher Rasse gehören diese Hunde?«, fragte Stephan, während Antonia sogleich beherzt in den Korb griff und einen der Welpen auf den Arm nahm.
    »Oh, sind die niedlich!«, rief sie.
    »Nun ja, wenn man sie gut abrichtet, sind sie sicherlich hervorragend für die Dachsjagd geeignet.«
    »Für die Dachsjagd? Mit den kurzen Beinen?«
    »Damit finden sie Eingang in jeden Bau.«
    »Wie bist du an den Wurf gekommen?«
    »Nun ja«, Rudolf räusperte sich, »es sind Pablos Fehltritte.«
    »Pablos Fehltritte?« Stephan brauchte eine Weile, bis er begriff, dass damit der kleine Bologneser seiner Schwiegermutter gemeint war.
    Rudolf nickte. »Während ich als Geisel auf Burg Regenstein festgehalten wurde, wollte mein Schwiegervater seine kostbaren Bracken von einem stattlichen Rüden decken lassen. Ich hingegen gönnte Pablo das Vergnügen, dem Rivalen zuvorzukommen.«
    »Du hast diesen kleinen Hund auf die läufigen Bracken gehetzt?« Stephan lachte lauthals auf.
    »Was heißt gehetzt? Du ahnst nicht, wie schnell er laufen konnte und wie bereitwillig sich die Hundedamen hinlegten, damit er zum Zug kam.« Rudolf grinste. »Als mein Schwiegervater die drei Würfe sah, war er entsetzt. Nur mit Mühe überzeugte ich ihn davon, dass er gar keine besseren Dachshunde finden könnte. Bald werden uns alle darum beneiden. Sind sie nicht herzig, unsere kleinen Dachsel?«
    »Dachsel?«, fragte Antonia.
    »Oder Dackel – so nennt sie mein kleiner Bruder«, erklärte Sibylla.
    »Und nun wollt ihr diese Laune der Natur als gelungene Züchtung darstellen?« Stephan musterte Rudolf zweifelnd. »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass sich ein echter Jäger jemals für diese missratenen Mischlinge begeistern kann!«
    »Bin ich kein echter Jäger?« Rudolf runzelte gespielt gekränkt die Stirn. »Wart’s ab! Ich habe mit meinem Schwiegervater gewettet, dass diese Welpen die Stammeltern einer neuen Rasse sind. Eines Tages wird jeder diese Hunde kennen und schätzen. Sie werden beliebte Jagdhunde bei der Dachsjagd. Und durch ihr gefälliges Äußeres erfreuen sie die Herzen von Frauen und Kindern. Ja, mehr noch – sie werden sicher zur beliebtesten Rasse im ganzen Land.«
    »Brennt das Feuer wieder so stark in ihm?«, flüsterte Stephan Antonia zu. Sie warf einen kurzen Blick in Rudolfs Augen.
    »Ein wenig«, raunte sie zurück. »Gerade so viel, dass ich an deiner Stelle lieber nicht gegen ihn wetten würde.«
    »Nun, dann vielen Dank für die beiden … Dackel.«

Nachwort
    W ie üblich im historischen Roman, mischen sich in der vorliegenden Geschichte Fiktion und historische Begebenheiten. Wahr ist, dass Bischof Ludolf von Schladen nicht vom Papst bestätigt worden war und im Jahr 1254 durch Volrad von Kranichfeld abgelöst w urde. Die tatsächlichen Hintergründe liegen allerdings im Dunkel der Geschichte. Ob er tatsächlich den historisch belegten Manfred von Sizilien, einen Sohn Friedrichs II., im Kampf um den Thron gegen den Papst und den legitimen König Wilhelm von Holland unterstützte, ist reine Spekulation. Volrad von Kranichfeld war danach über vierzig Jahre lang Bischof von Halberstadt und machte sich schon zuvor und auch später als Bischof sehr um das Schulwesen in der Gegend verdient.
    Ebenfalls der Wahrheit entsprechen die Berichte über die Hintergründe des sechsten Kreuzzugs, an dem Stephan teilnahm. Unter der Führung des französischen Königs Ludwig IX. eroberten die Kreuzritter zunächst die Hafenstadt Damiette. Zu jener Zeit schwebte auch Alexandria in großer Gefahr. Zum Glück für die Bewohner Alexandrias beschlossen die Kreuzfahrer jedoch, sich dem Heer des Sultans bei Kairo zu stellen. Eine verhängnisvolle Fehlentscheidung, denn laut Überlieferung wurden sie vernichtend geschlagen. Hunderttausend Kreuzritter gerieten in Gefangenschaft, und nur die wenigsten von ihnen wurden gegen hohes Lösegeld freigelassen. Die übrigen wurden enthauptet.
    Auch die Aussagen über das Fehderecht entsprechen historischen Fakten. Anders, als man oft glaubt, war eine Fehde kein regelloses, wildes Gemetzel, sondern eine Fortführung von Rechtsstreitigkeiten mit den Mitteln der Gewalt, die durch einen Fehdebrief erklärt werden musste. Es galt, sich an die Regeln zu halten, die es unter anderem verboten, Felder und Dörfer zu verwüsten, Unbeteiligte, Bauern und Geistliche zu überfallen sowie dem Fehdegegner beim Kirchgang aufzulauern. Kam es zum Kampf zwischen
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