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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin
Autoren: Melanie Metzenthin
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hatte, wurde aus dem Sattel geworfen.
    »Wie ich schon sagte – ein Mann sollte wissen, wann die Zeit gekommen ist, um ehrenvoll abzutreten.« Ulf lachte höhnisch, während sich Philip, gedeckt von seinen Söhnen, aufrappelte und das Turniergeviert geschlagen verließ. Drei gegen sechs.
    »Jetzt wird es ein Gemetzel«, höhnte Ulf, und wie zur Bestätigung seiner Worte stürzten sich Eberhard und Meinolf auf Rudolf. Doch im Gegensatz zu seinem Vater verfügte Rudolf über die Kraft und Beweglichkeit der Jugend und wich den Angreifern geschickt aus. Ein heftiger Schlag gegen Eberhard. Der wankte. »Tut mir leid, Schwiegervater!«, hörte Antonia Rudolf rufen.
    »Was?«, brüllte Eberhard in einer Mischung aus Erstaunen und Verärgerung. »Ich bin nicht dein …« Ein weiterer Schlag, und er ging zu Boden.
    Im nächsten Moment sah Rudolf sich jedoch drei Männern gegenüber, während Karim und Alexander von den verbleibenden beiden Regensteinern abgedrängt wurden, sodass sie Rudolf nicht zu Hilfe kommen konnten.
    Antonias Hände krallten sich fester in den Stoff ihres Kleids. Meinolf drosch, gedeckt von den beiden anderen Rittern, wie wild auf ihren Bruder ein. Diesen Schlägen konnte Rudolf nicht mehr lange widerstehen.
    »Karim, Alexander, nach links!«, rief plötzlich eine Stimme auf Arabisch. Antonia fuhr herum. Von außerhalb des Turnierfelds näherte sich ein Ritter in vollem Galopp. Er trug einen roten Waffenrock, und auf seiner Brust prangte sein Wappen. Ein Fuchs über gekreuztem Eichenlaub. Stephan! Sein Pferd tat einen Satz, er sprang ins Turniergeviert und schlug einen der beiden Männer nieder, die Alexander und Karim abdrängen wollten. Dann hielt er auf Rudolf zu.
    »Was sucht der denn hier?«, brüllte Ulf. »Das ist unzulässig!«
    Antonia hörte, wie ihre Mutter lachte und begeistert in die Hände klatschte.
    Stephans plötzliches Auftauchen hatte nicht nur Antonia völlig überrascht. Die eben noch überlegenen Regensteiner mussten sich neu formieren, doch nun war der Kampf wieder ausgeglichen. Vier gegen vier.
    »Du kommst spät!«, rief Karim Stephan auf Arabisch zu.
    »Ich weiß.«
    »Aber nicht zu spät«, versicherte Rudolf ebenfalls auf Arabisch. »Dann los! Jetzt wird es richtig lustig!« Und schon griff er seine Gegner an, als hätte er die Schläge zuvor gar nicht gespürt. Antonia war sich sicher, dass das Feuer in ihm loderte. Doch diesmal war es ein Segen. Sie fühlte sich leicht und beschwingt. Stephan war zurück! All ihre Sorgen zerfielen zu Staub. Meinolf knurrte vor Wut und hatte sich ein neues Opfer ausgesucht. Karim, den er vermutlich für den ungefährlichsten seiner Widersacher hielt. Doch noch bevor er Karim erreicht hatte, stellte sich ihm Stephan in den Weg.
    »Du gehörst mir, Bastard!«, rief er und schlug ihm so heftig den Sandsack gegen den Schädel, dass Meinolf der Helm vom Kopf flog. Ein weiterer Schlag, und Meinolf lag am Boden.
    »Mir scheint, dein Liebster ist zornig«, raunte Sachmet Antonia zu. »Aber dieser rasende Zorn steht ihm gut.«
    Mit Meinolfs Sturz brach die letzte Ordnung in den Reihen der Regensteiner zusammen. Ulf verlangte zwar von der Tribüne aus lauthals, sie sollten sich sammeln, sein Gebrüll verhinderte aber nicht, dass Alexander und Rudolf die letzten Gegner aus dem Sattel warfen.
    »Sieht so aus, als hätten wir gewonnen!«, rief Rudolf, und im selben Augenblick brandete gewaltiger Jubel auf. Das gemeine Volk auf den Stehplätzen applaudierte, ebenso wie die Anhänger der Birkenfelder auf der Tribüne. Antonia sah, wie ihre Mutter alle gräfliche Würde vergaß und wie ein junges Mädchen jubelnd aufsprang. Ulf zog ein Gesicht, als hätte er Zahnschmerzen. Antonia aber verließ die Tribüne und eilte zum Rand des Turnierfelds, wo Stephan soeben vom Pferd gestiegen war und den Helm abgenommen hatte.
    »Ich habe mir solche Sorgen gemacht!«, rief sie und fiel ihm in die Arme. »Wo warst du so lange?«
    »Ich komme gerade aus Halberstadt. Bischof Ludolf wurde abgesetzt. Volrad von Kranichfeld ist sein Nachfolger.«
    »Der Scholasticus?« Sie starrte ihn verblüfft an. »Wie kam es dazu?«
    »Das ist eine längere Geschichte. Leider führte sie dazu, dass ich den Tjost versäumt habe.« Er senkte den Blick.
    Bevor Antonia antworten konnte, war ihr Vater auf sie zugetreten.
    »Eine großartige Leistung!«, lobte er Stephan und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter.
    »Danke.«
    Nun frag ihn schon!, dachte Antonia bei sich. Bitte ihn um meine
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