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Katakomben (van den Berg)

Katakomben (van den Berg)

Titel: Katakomben (van den Berg)
Autoren: Mark Prayon
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© 2013 Mark Kühn,
Kaiserswerther Straße 154, 40474 Düsseldorf
  1.Auflage 2013, Düsseldorf

 
 
 
 
 
 
 
 
       Prolog

 
 
    Ihre
Augenlider waren wie Blei, die Neonröhren tauchten die Umgebung in ein rotstichiges
Weiß. Der Versuch, einen Schritt zur Seite zu machen, scheiterte. Jetzt spürte
sie, wie sich die Riemen in ihr Fleisch bohrten. Sie brauchte nicht einmal eine
Sekunde, um zu begreifen, in was für einer ausweglosen Lage sie war. Ein noch
nie dagewesener Adrenalinstoß jagte durch ihren Körper. Ihre Glieder fühlten
sich taub an. Wer waren die Schweine, die ihr das angetan hatten? Sie versuchte
sich zu erinnern, an irgendetwas, das ihr helfen konnte, zu begreifen. Aber ihr
fiel nichts ein. Ihre Augen gewöhnten sich langsam an das widerliche Licht. Als
sie den Kopf zur Seite drehte, spürte sie ein höllisches Stechen im Nacken. Sie
war dankbar dafür, dass ihre Hände ein wenig Spiel hatten, aber das Geräusch
der Handschellen war unerträglich. Ihr Blick wanderte unsicher durch den
nackten Raum. Sie suchte nach Orientierung, aber sie fand nichts, was ihr
helfen konnte – alles um sie herum schien beliebig und austauschbar.
    Das
Mädchen schwitzte am ganzen Körper, plötzlich ergoss sich ein warmer Harnstrahl
über ihre straffen, leicht gebräunten Schenkel. Sie erschrak. Da war ein Klopfen,
ein hohles gleichmäßiges Klacken. Kam es vom Fußboden? Sie war nicht sicher. Kam
es näher? Ihr Mund war jetzt so trocken, dass sie nicht mehr schlucken konnte. Jetzt
war es still. Sie drehte ihren Kopf so weit nach hinten, wie es ging. Ihren
Schmerz ignorierte sie. Aber da war nichts außer einer weißen nackten Wand. Ihr
Blick fiel auf die Röhren. Nein, daher kam es nicht, definitiv. Jetzt kam das
stakkatohafte Tack-Tack zurück, nur viel schneller! Schlagartig wurde ihr klar,
was es bedeutete. Sie war nicht allein. Eine mächtige Gestalt bäumte sich vor
dem Mädchen auf, abwartend, bewegungslos. Das, was jetzt kam, steigerte die Erregung
des Mannes ins Unermessliche. Er musterte das weiße Nachthemd, das so dünn war,
dass er einen ungetrübten Blick auf ihre schweißnassen straffen Brüste hatte.
Der Jäger musterte die weiche Haut ihrer gebräunten Schenkel ganz genau, dann
ließ er seine Fingerrücken an ihnen entlang gleiten. Er presste seine dünnen
rissigen Lippen zusammen, starrte in ihre verheulten Augen und fuhr herum. Dann
riss er ein glühendes Brandeisen aus dem Feuer und drückte es dem Twen ins
Fleisch. Das Mädchen schrie wie von Sinnen, sie konnte ihre verbrannte Haut
riechen. Das Gesicht des Jägers verwandelte sich in eine lustvolle Grimasse. Eine
schier endlose Sekunde war das Eisen in ihr. Das reichte, um den Mann in
Ekstase zu versetzen. Der Speichel lief aus seinen Mundwinkeln, mit einer schnellen
Handbewegung strich sich er über das nasse Kinn. Als er das glühende Metall aus
ihr herauszog, brach das Schreien ab. Das Mädchen wurde ohnmächtig, der Jäger stöhnte
laut auf und drang in sie ein. Niemals hätte ein anderer das Begrüßungsritual übernehmen
dürfen. Das Mädchen zu markieren, das waren sein Privileg und seine
Leidenschaft. Jetzt gehörte sie ihm, wie die anderen auch.
    Der
Jäger schaute mit weit aufgerissenen Augen auf den großen Monitor. Es war Zeit
Abschied zu nehmen, so hatte er es vor fünf Jahren bestimmt. Alles würde so
kommen, wie er es sich gewünscht hatte. Leben und Tod – nur er allein hatte
darüber zu entscheiden. Alles war genau geregelt. Dieses Jahr würde er das
erste Kapitel schließen und ein neues beginnen.

 
 
 
 
 
 
 
       1

 
 
    Marc
van den Berg hatte eine schlaflose Nacht hinter sich. Langsam musste er sich wohl
daran gewöhnen. Er fühlte sich, als hätte er vor ein paar Stunden eine halbe Kiste
Stella Artois geleert, was vorkam. Aber das war lange her. Zwei Wochen waren
vergangen, seit sich Marie von ihm getrennt hatte. Waren es wirklich erst zwei
Wochen? Für ihn war es eher eine Ewigkeit. Es war das erste Mal, dass nicht er
den Schlussstrich gezogen hatte. Sie hatte es gewagt, ihm den Laufpass zu geben,
was ihn rasend machte. Es ließ sich schlecht mit seiner Eitelkeit vereinbaren,
dass sie ihn in die Wüste geschickt hatte. Er würde nicht lange allein bleiben,
soviel war sicher. Aber diese Aussicht konnte seine miese Laune nicht
aufhellen, nicht jetzt. Van den Berg kannte seine Neigung zu unkontrollierten
Ausrastern selbst am besten. Jetzt war es wieder soweit, er hätte
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