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Katakomben (van den Berg)

Katakomben (van den Berg)

Titel: Katakomben (van den Berg)
Autoren: Mark Prayon
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drauf.“ Van den Berg kratzte sich den
Hinterkopf. „Womit ist es gemacht worden?“ „Sieht mir ganz nach einem
stinknormalen Brandeisen aus. Ich habe so was schon mal bei einem Rindviech
gesehen, das hat genauso schick ausgeschaut. Aber ich checke das natürlich
gerne für dich“, sagte der Pathologe grinsend.
    Es
konnte dauern, bis die Identität der Toten klar war, das Mädchen trug keinerlei
Dokumente bei sich. „Wir müssen herausfinden, wer sie ist und die Kirche überprüfen“,
sagte van den Berg, während er Deflandre herausfordernd anblickte. Die beiden
rasten zur Kathedrale. Die Polizei hatte das Bauwerk bereits weiträumig
abgeriegelt. Die mächtigen Säulen der gotischen Kirche beeindruckten den
Kommissar, ihm fiel auf, dass Stühle aus Plastik aufgestellt worden waren, die
er noch nie dort gesehen hatte. Die Spurensucher der Polizei untersuchten jeden
Zentimeter Boden, um etwas Brauchbares zu finden. Sie suchten in der Kirche und
draußen davor. Paul Renquin war der Leiter der Spürnasen - van den Berg kannte
ihn seit Jahren. „Das ist eine Scheißarbeit hier“, rief Renquin zum Kommissar
herüber. „Dann lohnt es sich wenigstens. Du liebst doch Herausforderungen“,
erwiderte der giftig. „In der Kirche haben wir bislang nichts Auffälliges
gefunden. Draußen gibt es einen Haufen Fußspuren, aber in diesem Matsch sind
die nicht zu gebrauchen“, meinte Renquin schulterzuckend.
    Van
den Berg hätte das Gutachten der Autopsie am liebsten in die Ecke gepfeffert,
aber er beherrschte sich. Als er an die letzten Minuten des Mädchens dachte,
hielt er einen Moment inne. Er versuchte, die Höllenqualen nachzuempfinden, die
das Mädchen in den letzten Minuten seines Lebens durchmachen musste. Er sah
ein, dass das völlig unmöglich war.
    Van
den Bergs Wut war jetzt so groß, dass sie ihn zu zerreißen drohte. Er empfand
nicht nur einen tiefen Hass für den Mörder des Mädchens, auch die Trennung von
Marie arbeitete in ihm.
    Sie
hatte die Beziehung von heute auf morgen beendet, ihm Egoismus und
Gefühllosigkeit vorgeworfen. Wie lächerlich! Sie hatten doch ständig über ihre
Probleme diskutiert, stundenlang gestritten und Giftpfeile aufeinander abgefeuert.
Inzwischen wusste er, dass er viel Zeit verschwendet hatte.

 
    Die
Spurensuche in der Kathedrale und in dem kleinen Park brachte die Ermittler
nicht weiter. Van den Bergs Laune verschlechterte sich zusehends. Geduld zählte
nicht gerade zu seinen Stärken, aber er ahnte, dass er die für diesen Fall
brauchte. Solange der Todeszeitpunkt nicht feststand, war es schwierig, den
Mord zu rekonstruieren, zumal sie nichts über das Mädchen wussten. Noch nicht
einmal ihren Namen.
    De
Coster platzte ohne Vorwarnung in van den Bergs Zimmer. „Marc, ich habe die
Fotos von den Beißerchen dabei.“ Van den Berg schaute gespannt auf. „Es dürfte
aber schwer werden, über den Zahnarzt an ihre Identität zu kommen. Alles
tadellos in Ordnung, keine Füllungen oder sonst was.“ De Coster schlug grußlos
die Tür hinter sich zu und verschwand so schnell, wie er gekommen war. „Was
bringt uns das jetzt?“, rief der Kommissar De Coster hinterher, der nicht mehr
reagierte.
    „Habt
ihr die Vermisstenlisten durchgekämmt?“, fragte der Kommissar unwirsch, als er
in das Büro seines Kollegen trat. Deflandre kramte in dem wirren Stapel Papier,
der sich auf seinem Schreibtisch türmte. „Wir haben in den letzten Wochen zwei
Anzeigen rein bekommen. Ein junges Mädchen - die ist nach der Disko nicht nach Hause
gekommen und da ist noch ein Student, nach einem Ausflug an die Küste verschwunden.“
„Den Studenten können wir schon mal vergessen.“ „Das Diskomädchen wohl auch“,
ergänzte Deflandre. „Sie ist zu jung.“ „Und da ist noch dieser Metzger - der
hat seine Tochter als vermisst gemeldet- allerdings schon vor fünf Jahren. Das
Mädchen hat auf dem Foto eine ziemliche Ähnlichkeit mit der Süßen.“ Van den
Berg trommelte mit den Fäusten euphorisch auf den Tisch. Er hoffte, dass jetzt
etwas Licht in den mysteriösen Fall kommen würde. „Sie heißt Catherine Bouvier.
Der Vater ist 38 Jahre alt, die Mutter ist 40. Die beiden betreiben zusammen
eine Metzgerei“, klärte Deflandre auf. „Ich glaube, die sollten wir gleich mal
besuchen. Wo wohnen die Herrschaften denn?“ „In Anderlecht, gleich hinter dem
Stadion.“ Van den Bergs Augen glänzten. „Da bin ich schon eine halbe Ewigkeit
nicht mehr gewesen“, meinte der Kommissar, der wusste,
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