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Katakomben (van den Berg)

Katakomben (van den Berg)

Titel: Katakomben (van den Berg)
Autoren: Mark Prayon
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8. Gibt es irgendeine
Verbindung zwischen Catherine und dieser Zahl?“ „Was weiß ich?“, polterte der
Metzger, dem nicht der Sinn danach stand, irgendwelche Bullen-Fragen zu
beantworten.
    Den
Kommissaren war klar, dass sie schlechte Karten hatten. Das Einzige, das sie
bislang wussten, war die Identität der Toten. Ihr Name war Catherine Bouvier,
daran gab es wenigstens keinerlei Zweifel mehr.
    Der
öffentliche Druck ging van den Berg bereits gehörig auf die Nerven. Die
Massenmedien stürzten sich begierig auf den Fall und bombardierten die
Pressestelle des Präsidiums pausenlos mit Anfragen. Wäre es nach van den Berg
gegangen, dann hätte er die Ermittlungen ganz allein mit Deflandre geführt.
Doch Staatsanwalt Jean Pierre Vermeulen bestand darauf, eine Sonderkommission
zu bilden - der öffentliche Druck machte das unumgänglich.
    Van
den Berg blickte aus seinem Wohnzimmer auf die Kirche, deren Schlichtheit ihn
beruhigte, wenn er aufgewühlt war. Aber in diesem Moment konnte ihn nichts
besänftigen. Er war es gewohnt, dass sein Leben perfekt lief und dass er alles
unter Kontrolle hatte. Den Einfluss auf Marie hatte er völlig verloren und auch
der Fall lag in dichtem Nebel. Spontan beschloss er, seine Ex anzurufen. Sie
klang verschlafen, als sie sich meldete. Er wartete eine Sekunde mit der
Antwort. „Ich bin’s, Marc.“ Marie schien überrascht. „Du bist es … Was willst
du?“, fragte sie genervt. „Mit dir reden.“ „Ich weiß nicht, ob es noch Sinn
macht“, erwiderte sie gelangweilt. Jetzt musste er sich ins Zeug legen. „Ich
verlange gar nicht, dass du mir noch eine Chance gibst. Ich möchte nur, dass du
mich anhörst.“ „Nur zu, ich spreche ja mit dir.“ „Ich möchte dich sehen, du
weißt, dass wir nie gut miteinander telefonieren konnten.“ Der Kommissar musste
sich mächtig anstrengen, um sanft genug zu wirken. „Ich lade dich ein ins Café
Leffe am Grand Sablon.“ Mit ihrem Lieblingslokal traf er den Nerv. „Vielleicht
hast du recht und wir sollten wirklich mal reden, aber mach dir keine
Hoffnungen.“ „Sagen wir heute Abend um acht?“ „Okay!“
    Van
den Berg kam mit einem Strauß dunkelroter Rosen, er trug ein weißes Hemd, das
er leger aufgeknöpft trug, darüber ein granitfarbenes Jackett von Versace.
Marie präsentierte sich ganz anders als sonst, nämlich ungeschminkt und im
grauen Strickpulli. Der Kommissar lachte ausgelassen und umarmte sie so innig,
als sei alles in Butter. Sie bestellten Bier und herzhafte Speckröllchen. Wären
sie in allem so ähnlich, wie in ihren kulinarischen Vorlieben, dann hätten sie
kaum Probleme gehabt, dachte sich van den Berg, der sich Mühe gab, das Gespräch
anzukurbeln.
    „Ich
habe dich vermisst“, sagte er entschlossen. Marie sah ihn überrascht an, bevor
sie ihn mit einem Wortschwall überschüttete. „Ist dir klar, dass es so nicht
weitergehen konnte? Hast du mal überlegt, wann wir in letzter Zeit mal zusammen
waren? Ich habe ja kapiert, dass du mit deinem Job verheiratet bist. Aber du musstest
ja ständig auf deine bescheuerte Rennbahn, und wenn du bei mir warst, ich weiß
nicht, an was du da gedacht hast. Weißt du, ich bin einfach nicht mehr an dich
rangekommen. Ich hab dir so oft gesagt: Ändere was! Und was kam von dir? Immer
nur die gleichen Floskeln! Ich habe das Gefühl, dass ich in deinem Leben nicht
mehr wichtig bin.“ Wenn Marie sich einmal in Rage geredet hatte, war sie nur
schwer zu stoppen – er begriff, dass sie jedes ihrer Worte ernst meinte. „Das
stimmt doch alles nicht“, konterte der Kommissar unwirsch.
    „Ich
habe dich ins Theater eingeladen, wir sind ans Meer gefahren, ich habe dir
Blumen geschenkt.“ Marie musste lachen. „Natürlich hast du das, aber versteh
doch! Darum geht es mir nicht. Ich brauche echt keinen Mann, der mich einlädt,
der mich beschenkt – ich will einen, der für mich da ist, der Zeit investiert
und der zuhört.“ „Du weißt, dass du einen wie mich nicht mehr finden wirst“,
sagte der Kommissar ganz cool. „Denke an unsere Pläne – wir wollten Kinder,
erinnerst du dich? Ist es dafür zu spät?“ Van den Berg glaubte, dass er Marie
umstimmen konnte, auch wenn sie es war, die redete. Er hatte sich vorgenommen,
nicht ausfallend zu werden, sich ihre Kritik anzuhören und sachlich darauf zu
reagieren. Er wusste, dass er keinen Fehler machen durfte. Als das Essen kam,
brach die Unterhaltung ab. Marie konzentrierte sich ganz auf die Speckröllchen,
die sie in den großen
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