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Kalis Schlangengrube

Kalis Schlangengrube

Titel: Kalis Schlangengrube
Autoren: Jason Dark
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Es war bereits der dritte Abend, an dem Peter Brandon seine Wohnung leer fand. Cynthia war nicht wiedergekommen!
    Er rief sie trotzdem, als er von der Arbeit kam. Seine Stimme hallte durch die Wohnung, die ohne Cynthia verlassen wirkte, und das Echo seiner Worte kam dem Mann wie ein höhnischer Gruß vor.
    Draußen war es längst dunkel geworden. Die Brandons wohnten in einer schmalen Straße, die vom Durchgangsverkehr zum Glück verschont geblieben war. Nur hin und wieder, wenn mal ein Fahrzeug am Haus vorbeirauschte, huschte der Widerschein eingeschalteter Scheinwerfer geisterhaft am Fenster vorbei.
    Brandon ließ sich in einen Sessel fallen. Er stützte die Ellenbogen auf die Oberschenkel und legte sein Kinn auf die Handteller. Dabei stierte er zu Boden, und abermals kehrten die quälenden Gedanken und auch Vorwürfe zurück. Er fragte sich zum wiederholten Male, ob er am Verschwinden seiner Frau die Schuld trug. Sicher, ihre Ehe war nicht vorbildlich gewesen, da hing auch kein Himmel mehr voller Geigen, aber irgendwie erwartete man das nach 20 Jahren auch nicht. Cynthia war ihren eigenen Weg gegangen, den er ihr nicht verbaut hatte. Sie wollte sich selbst verwirklichen, schien es geschafft zu haben, denn zweimal in der Woche war sie an den Abenden unterwegs. Da ging sie in ihren Club.
    Was das für ein Club war, dahinter war Peter Brandon nie gekommen. Auf entsprechende Fragen hatte Cynthia nur immer mit der Begründung ausweichende Antworten gegeben, daß dem Club sowieso nur Frauen angehörten.
    Und die Zahl der Mitglieder war sehr groß, so viel wußte Peter inzwischen. Mindestens zwanzig, wenn nicht noch mehr. Was sie bei ihren Versammlungen trieben, das wußte er hingegen nicht. Seine Frau hatte sich immer vornehm ausgeschwiegen.
    Natürlich hatte er versucht, über den Club Nachforschungen anzustellen. Gelungen war ihm dies nicht, denn er wußte nicht einmal die Telefonnummer und kannte auch keine Namen. Cynthia hatte einfach nur von ihrem Club gesprochen. Und Brandon wußte lediglich, daß er sich irgendwo in London etabliert hatte.
    Brandon stand auf. Als er sich in der Bewegung befand und seinen Körper fast durchgedrückt hatte, hörte er das seltsame Geräusch. Es war ein Zischen!
    Brandon versteifte. Er schluckte, und sein Adamsapfel bewegte sich dabei. Dann lockerte er den Knoten seiner Krawatte, ging ein paar Schritte zur Seite und lauschte abermals, ob sich das Zischen vielleicht wiederholte.
    Nein, da tat sich nichts.
    Brandon dachte über die Ursache des Geräuschs nach. Es konnte irgendwo in der Wohnung aufgeklungen sein, an einer defekten Leitung, aber mit Gas kochten sie schon lange nicht mehr, also mußte es einen anderen Grund haben.
    Rasch ging er in die Küche.
    Es war der kleinste Raum der Wohnung. Das Geschirr stapelte sich in der Spüle, denn Peter hatte es versäumt, abzuwaschen. Er wollte es auch nicht. Wenn Cynthia zurückkehrte, dann sollte sie diese Arbeit übernehmen.
    Er schaute sich die Spüle an, dann den E-Herd und blickte auch dahinter, doch nirgendwo konnte er etwas entdecken, was dieses seltsame Zischen gerechtfertig hätte.
    Achselzuckend ging er wieder zurück in den Living-room. Daß er an der kleinen Bar vorbeikam, empfand er als praktisch. Er öffnete die Klappe und holte eine Flasche Scotch hervor. Mit ihr und einem Glas bewaffnet, lief er zum Sessel und ließ sich schwer in das Möbel hineinfallen.
    Als er dem Whisky nachschaute, wie er in das Glas gluckerte, da dachte er an seine Frau und verzog das Gesicht. Verdammt, sollte ihm die Alte doch gestohlen bleiben. Seine Sorge wandelte sich um in Wut. Ja, Wut, Arger und Starrsinn. Da schuftete man den ganzen Tag in diesem Büro der Versicherung, mußte sich die Motzereien der Kollegen und Vorgesetzten gefallen lassen, um anschließend noch den Arger zu Hause zu erleben. Sollte sie sich doch zum Teufel scheren.
    »Jawohl, zum Teufel!« sagte er, hob das Glas und nahm einen kräftigen Schluck.
    Der Whisky tat gut. Er rann so weich in seine Kehle und spülte den ersten Arger weg.
    Noch einen Schluck.
    Plötzlich lachte er, schalt sich einen Narren, daß er dem Weib noch nachgetrauert hatte. Sollte sie bleiben, wo der Pfeffer wuchs, oder direkt in die Hölle marschieren, um dem Teufel einen schönen Gruß zu bestellen.
    Er kam auch allein zurecht.
    »Sicher komme ich das!« rief er sich selbst zu und sprach noch einen Toast.
    Er wollte auch nicht mehr die Polizei benachrichtigen, wie er es eigentlich vorgehabt hatte. Die
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