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Kalis Schlangengrube

Kalis Schlangengrube

Titel: Kalis Schlangengrube
Autoren: Jason Dark
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Besucherin trug einen Thermoanorak, kurze Stiefel und eine elegante Hose. »Ich kenne Sie nicht…«
    »Das kann ich mir vorstellen, Mr. Brandon. Ich möchte auch nicht zu Ihnen, sondern zu Ihrer Frau.«
    Brandon zuckte zusammen, obwohl er mit einer ähnlichen Antwort gerechnet hatte. Es war klar, daß diese Collins nicht zu ihm wollte. Sie gehörte sicherlich zu dem seltsamen Club, wo auch Cynthia immer hinlief, aber er konnte der Fremden jetzt nicht sagen, was mit seiner Frau geschehen war.
    »Bitte, lassen Sie mich eintreten!« Jane Collins behielt das Lächeln bei. Sie konnte sehr verbindlich sein, wenn es darauf ankam, aber auch eiskalt.
    »Nein, nein, das kann ich nicht zulassen, Miß Collins«, sagte Brandon schnell. »Ich möchte keine fremden Frauen in meiner Wohnung haben. Es macht…« Er verhaspelte sich und stockte, als Jane Collins den Kopf schüttelte.
    »Ich bitte Sie, Mr. Brandon, ich bin keine Fremde für Ihre Frau.«
    »Aber sie ist nicht da!«
    »So.« Das Lächeln vereiste. »Sind Sie sich da völlig sicher, Mr. Brandon?«
    Peter nickte heftig, obwohl er gleichzeitig ein schlechtes Gewissen bekam. Er hatte das Gefühl, daß die Frau vor ihm seine Lüge auf keinen Fall abnahm.
    »Ich weiß aber, daß sie anwesend ist«, erklärte die blondhaarige Besucherin. »Sie können mich da nicht auf den Leim führen, tut mir leid. Und ich muß mit ihr sprechen.«
    »Kommen Sie morgen noch einmal wieder.« Peter Brandon wich schon zurück, und seine Finger umklammerten die Türkante. Wenn es hart auf hart kam, wollte er der Besucherin die Tür vor der Nase zuknallen, obwohl es nicht die feine englische Art war, einen Gast dermaßen zu behandeln.
    Es schien nicht nötig zu sein, denn Jane Collins hob die Schultern und drehte gleichzeitig ab. »Wenn das so ist«, sagte sie leise, »dann werde ich wirklich…«
    Sie redete nicht mehr weiter, sondern explodierte aus dem Stand, und Peter Brandon, der mit allem gerechnet hatte, nur damit nicht, wurde völlig überrascht.
    Jane Collins hob ihren rechten Arm, streckte ihn und schleuderte ihn in Halshöhe schräg nach hinten.
    Peter hatte das Gefühl, von einem Brett getroffen zu werden. Er flog zurück in seine Wohnung, die Beine wurden ihm unter dem Boden weggerissen, mit der Schulter prallte er gegen die Wand und riß noch die kleine Kommode an der Garderobe mit um.
    Als sie zu Boden schlug, da schloß die ehemalige Detektivin und jetzige Hexe bereits die Tür.
    Auf der Schwelle blieb Jane Collins stehen.
    Ihr Lächeln war kalt, als sie auf den Mann schaute, der schräg über dem gekippten Schrank lag, die Arme ausgestreckt hatte und heftig atmete. Er schüttelte auch ein paarmal den Kopf, schluckte und verdrehte dabei die Augen.
    Jane blieb neben ihm stehen. Sie hatte den Schlag wohl dosiert. Peter Brandon sollte nicht bewußtlos werden, und das war ihr gelungen. Er hing in dieser Schräglage, bewegte klimpernd die Augendeckel, seine Hände zuckten, und er stöhnte.
    »Wo ist sie?« fragte Jane.
    »Wer?«
    »Deine Frau.«
    »Sie ist nicht mehr meine Frau. Sie ist…«
    »Verändert, ich weiß.« Jane Collins lachte kalt. »Sogar sehr verändert, und das haben wir auch beabsichtigt.«
    »Ihr… ihr…«
    »Komm, rede nicht, sondern in die Höhe mit dir!«
    »Nein, ich…«
    Jane Collins machte kurzen Prozeß. Sie packte Brandon an den Schultern und wuchtete ihn von der umgekippten Garderobe herunter, wo er zu Boden fiel und erst einmal liegenblieb. Er atmete schwer, wollte in Richtung Tür kriechen, doch Jane stellte ihm ihren Fuß in den Weg.
    »Laß es lieber!«
    Da brach Brandon weinend zusammen. Er versenkte sein Gesicht in die Hände, die Schultern zuckten, weil er heftig schluchzte, und er schüttelte dabei immer wieder den Kopf.
    »Nur keine Müdigkeit vortäuschen«, gab ihm die ehemalige Detektivin zu verstehen. »Wir brauchen dich noch, Kleiner. Steh jetzt auf!«
    Ihm blieb nichts anderes übrig, als dem Befehl Folge zu leisten. An der Wand stützte er sich ab. Vom Nacken bis zum letzten Wirbel hin hatte er ein taubes Gefühl im Rücken. Nachwirkungen des Treffers. Aber er konnte sich bewegen, und darauf kam es der Hexe schließlich an.
    »Führ mich hin, Brandon!« Er hörte die Stimme hinter sich. Diese Frau wußte genau, was sie tat. Sie ließ sich so leicht nicht ins Bockshorn jagen.
    Er ging vor. Seine Schritte waren schleppend. Der Weg durch die Diele kam ihm gleichzeitig lang und auch kurz vor. In Höhe der Küchentür verhielt er unmerklich
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