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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin
Autoren: Melanie Metzenthin
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diese Weise lässt sich die Strecke innerhalb einer Woche bewältigen. Vor drei Tagen kam endlich die Antwort des Heiligen Vaters, und ich durfte die Nuntiatur verlassen. Die Boten ritten weiter nach Halberstadt. Dort verkündeten sie die Absetzung des Bischofs und sorgten dafür, dass er sich nicht in seiner Bischofsburg verschanzte. Ich machte mich umgehend auf den Weg hierher, um doch noch am Turnier teilzunehmen. Leider kam ich zu spät.«
    »Nicht zu spät, um uns den Sieg zu erkämpfen«, warf Philip ein. »Das allein zählt.«
    Stephan senkte den Blick. Natürlich, Graf Philip ahnte nichts von seinen anderen Plänen.
    »Dennoch scheint mir, als sei der junge Mann trotz seines Erfolgs betrübt«, bemerkte Herzog Leopold. »Was belastet Euch, Herr Stephan?«
    Stephan zögerte. Sollte er die Wahrheit sagen? Er atmete tief durch. Die Zeit der Geheimnisse war vorbei. Er wollte dazu stehen, was er begehrte.
    »Ich hatte gehofft, rechtzeitig zum Tjost einzutreffen«, erklärte er und hielt dem Blick des Herzogs stand. »Ich wollte fünf Gegner besiegen und genügend Geld einnehmen, um mich in eine Pacht einzukaufen. Ich weiß, dass Eure Verträge mit Ulf von Regenstein ausgelaufen sind. Und so hoffte ich …« Er brach ab, als er den ernsten Blick des Herzogs sah. War er zu weit gegangen?
    »Ihr wolltet Euch in die Pacht von Gut Thale einkaufen? Nun, es stimmt – ich werde die Verträge der Regensteiner nicht verlängern. Aber ich hätte Euch das Anwesen auch nicht verpachten können, wenn Ihr genügend Geld gehabt hättet.«
    »Warum nicht?«, entfuhr es Stephan eine Spur trotziger als beabsichtigt.
    »Das Gut gehört zur Burg Thale, und die soll demnächst als Lehen vergeben werden.«
    »Ich verstehe.« Damit war der letzte Traum zerplatzt. Gewiss, hätte er zweitausend Silberdenare gehabt, dann hätte er sich in die Pacht anderer Güter einkaufen können. Aber so blieb nichts mehr.
    »Sag, Stephan«, sprach Graf Philip ihn nun an, »warum wolltest du dich in die Pacht einkaufen? Einen guten Mann wie dich verlöre ich nur ungern.«
    Plötzlich hatte Stephan das Gefühl, sich endgültig lächerlich zu machen. Falls er nun auch noch zugäbe, um Antonias Hand anhalten zu wollen, wäre seine Würde dahin. Er warf ihr einen kurzen Blick zu. Sie beschwor ihn geradezu mit Blicken, erwartete von ihm, trotz allem die entscheidende Frage zu stellen. Wäre er für sie ein Feigling, wenn er die entscheidenden Worte nicht aussprach? Auf jeden Fall würde er sich selbst nie verzeihen. Aber ganz gleich, ob angesichts seiner Dreistigkeit allgemeines Gelächter ausbräche – er war diesen Weg gegangen, und er hatte Antonia sein Versprechen gegeben.
    »Weil ich nicht als Habenichts vor Euch treten wollte, wenn ich Euch um die Hand Eurer Tochter Antonia bitte«, sagte er.
    Der Graf starrte ihn mit unbewegter Miene an.
    »Was hast du da gerade gesagt?«
    »Ich möchte Antonia heiraten.«
    Schweigen.
    »Ihr wisst, dass Graf Philip seine Tochter keinem Mann ohne ausreichendes Einkommen geben kann, nicht wahr? Schließlich steht ihr ein standesgemäßer Unterhalt zu.« Herzog Leopold maß Stephan mit ernstem Blick.
    »Ich werde Mittel und Wege finden. Dies ist nicht das einzige Turnier, und es gibt noch andere Güter, in deren Pacht ich mich einkaufen könnte.«
    »Ihr seid beharrlich, junger Mann.«
    »Ich gab Fräulein Antonia mein Wort.«
    »Dann seid Ihr recht leichtfertig mit Eurem Wort.«
    »Nein«, widersprach Stephan. »Heute musste ich zurückstecken, weil ich meine Pflicht gegenüber dem König und der Kirche über meine persönlichen Wünsche stellte. Aber es werden sich neue Gelegenheiten ergeben.«
    »Du musst etwas sagen«, raunte die Gräfin ihrem Gatten zu.
    »Muss ich?«
    »Musst du.«
    Graf Philip wandte sich wieder an Stephan.
    »Du willst also tatsächlich meine Tochter heiraten?«
    »Ja.«
    »Und mir damit die Freude meines Alters nehmen?«
    »Enkel sind die Freude des Alters«, gab Stephan zurück.
    »Enkel?« Philip zog die Brauen hoch. »Wie viele Enkel?«
    Diese Frage verwirrte Stephan. Noch dazu, als er Antonia kichern hörte.
    »Wenn du meine Tochter zur Frau haben willst, muss ich schon wissen, wie viele du ernähren kannst. Also, wie viele? Sechs Enkel? Oder gar mehr?«
    »Ich wollte Pferde züchten, keine Enkel …«, stammelte Stephan.
    »Und da behauptest du, Enkel seien die Freude des Alters? Pferde kann ich selbst züchten.« Der Graf musterte Stephan mit strengem Blick.
    Antonias Kichern wurde zu
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