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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin
Autoren: Melanie Metzenthin
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zeichneten sich deutlich unter der Haut ab.
    »Machst du dem Stephan etwa schöne Augen?«
    Antonia fuhr herum. »Rudolf, du redest Unsinn!«
    »Wer schreit, hat unrecht, Schwesterchen. Wusstest du das nicht?«
    »Und du musst dich dafür auch nicht schämen«, pflichtete Alexander ihm bei. »Die meisten Frauen mögen Männer mit Kriegsnarben.«
    »Wenn ihr beide nicht sofort den Mund haltet, sorge ich höchstpersönlich dafür, dass ihr auch gleich Narben davontragt!«
    »Oh! Komm, Alex, Rückzug! Sie wird gefährlich.«
    Lachend ließen die beiden ihre Schwester stehen.
    »Und ihr nennt euch tapfere Ritter!«, rief sie ihnen verärgert nach. Erst jetzt bemerkte sie, dass Stephan mit dem Schleifen aufgehört hatte und sie ansah. Heißes Blut schoss ihr in die Wangen. Am liebsten wäre sie vor Scham davongelaufen.
    Stephan erhob sich von dem Mauervorsprung. »Gute Nacht, Fräulein Antonia.« Für einen Moment glaubte sie, den Hauch eines Lächelns zu erahnen. Doch sofort verflüchtigte sich dieser Eindruck wieder. Niemand auf Burg Birkenfeld hatte Stephan von Cattenstedt jemals lächeln sehen.
    Am folgenden Morgen brach Stephan schon in aller Frühe mit einem der Waffenknechte auf, um Antonias Schwester Meret rechtzeitig zum Pfingstfest nach Burg Birkenfeld zurückzuholen. Antonia hatte es sich nicht nehmen lassen, ihm vom Fenster ihrer Stube aus unbemerkt nachzusehen. Warum um alles in der Welt hielt der Kerl ihre Gedanken nur so gefangen? Und war es wirklich so offensichtlich? Oder hatte Rudolf sich nur wieder einen seiner albernen Scherze erlaubt? Sie verließ ihre Kammer, um sich in der Burgküche ein Frühmahl richten zu lassen. Seit sie denken konnte, war es so üblich, dass jeder morgens in die Küche ging, wenn er Hunger hatte. Die einzige gemeinsame Mahlzeit fand abends statt. Ausnahmen bildeten die hohen Feiertage, wenn man schon mittags beisammensaß.
    »Alexander, wurde der Ochse schon übergeben?«, hörte sie die Stimme ihres Vaters aus der Küche.
    »Ich kümmere mich gleich darum«, lautete die Antwort.
    »Und wenn er nicht reicht, schieße ich noch einen Rehbock für die Dörfler.« Rudolf lachte zufrieden.
    Antonia betrat die Küche und sah ihren Vater Philip und ihre beiden Brüder bereits am Tisch sitzen.
    »Guten Morgen«, grüßte sie und nahm Platz.
    »Guten Morgen, Schwesterchen. Hast du von deinem tapferen Ritter geträumt?«
    So viel zu der Frage, ob Rudolf gestern nur einen seiner üblichen Scherze gemacht hatte.
    »Welcher tapfere Ritter?« Philip zog die Brauen hoch und musterte seine Tochter scheinbar streng, doch sie bemerkte sofort das belustigte Blitzen seiner Augen.
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Rudolf spricht.« Sie griff nach dem Brot und brach ein Stück ab.
    »Nein?« Rudolf grinste sie breit an. »Das pfeifen doch schon die Spatzen von den Dächern. Der arme Stephan.«
    »Dir geht es wohl wieder etwas zu gut. Pass nur auf dein Gleichmaß auf!«, gab Antonia bissig zurück.
    »Mit dem steht es zum Besten, Schwesterchen.«
    »Stephan von Cattenstedt?«, fragte ihr Vater nach.
    »Ich habe gestern nur ein paar Worte mit ihm gewechselt. So wie es unter höflichen Menschen üblich ist. Im Gegensatz zu Rudolf lässt Stephan auch andere zu Wort kommen.«
    Philip sah seinen Sohn an. »Da hat sie recht, Rudolf.«
    Alexander lachte. »Ich breche jetzt auf, den Bauern von Alvelingeroth den Pfingstochsen zu bringen. Kommst du mit, Rudolf?«
    »Nur wenn wir auf dem Rückweg noch auf die Jagd gehen.«
    Statt einer Antwort schlug Alexander ihm auf die Schulter. Rudolf erhob sich, und die beiden jungen Männer verließen die Küche. Antonia und ihr Vater blieben zurück.
    »Und?« Philip sah Antonia auffordernd an.
    »Was und?«, fragte sie zurück.
    »Ist etwas dran?«
    »An Rudolfs dummem Geschwätz?«
    Ihr Vater lachte. »Pass nur auf, Antonia! Männer sind ungern die Beute. Sie wollen lieber selbst erobern.«
    »Wo steckt eigentlich Mutter?«, wechselte Antonia schnell das Thema.
    »Sie bereitet alles für Merets Rückkehr vor.«
    »Schade, dass die Hohnsteiner das Pfingstfest nicht auch bei uns verbringen«, seufzte Antonia. Sie schätzte Gräfin Mechthild und Graf Johann von Hohnstein, bei denen sie ebenso wie zurzeit Meret als junges Mädchen mehrere Jahre verbracht hatte, um außerhalb der elterlichen Burg den letzten Schliff zum Erwachsenwerden zu erhalten.
    »Ja«, bestätigte ihr Vater. »Aber sie haben sich um ihre eigenen Dörfer zu kümmern. Das Pfingstfest gehört den Bauern
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